Mehrere Bauernbund-Mandatare im Nationalrat reisten Mitte Juni nach Schweden, um sich vor Ort über den „günstigen Erhaltungszustand“ von Wolfspopulationen und bei Problemen mit diesen über deren Zurückdrängung zu informieren. Schweden hat 2016 per Gesetz und von der EU akzeptiert eine Obergrenze für rund 300 Tiere festgelegt, ebenso, dass diese Grenze die Nutztierhaltung nicht bedeutend erschwert werden soll. 2021 wurden im ganzen Land 286 Schafe, 17 Rinder und 40 Hunde gerissen. Im langjährigen Durchschnitt sind es etwa 360 Nutztiere. Ein umfassendes Monitoring der Wölfe kostet jährlich 5 Mio. Euro. Deren Zählung erfolgt mittels Wildkameras, Spuren und Ausscheidungen.
In Nordschweden gibt es derzeit keine Wolfsrudel, die dort lebenden Samen als Rentierzüchter akzeptieren solche auch nicht, in Mittelschweden hingegen zählt man derzeit 42 Rudel und 23 Wolfspaare, in Südschweden ein Rudel.
Problemwölfe dürfen auch bejagt werden: mittels Schutzjagd einzelne wenige Wölfe, aus Gründen der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit und zur Verhütung von Rissen in der Tierhaltung; durch streng regulierte Lizenzjagd zur Bestandsregulierung, der der Oberste Verwaltungsgerichtshof EU-Rechtskonformität attestiert hat, nicht aber die EU-Kommission; und Notfallentnahmen bei Gefahr in Verzug bei Wolfsangriffen in- und außerhalb einer Umzäunung. Notfallentnahmen werden von den Behörden später genau überprüft. Schwedens Weidetierhalter sind zu vorbeugenden Maßnahmen zur Abwendung von Wildschäden verpflichtet. Nur dann werden bei Rissen auch Entschädigungen bezahlt. Schutzjagden werden erst genehmigt, wenn Präventionsmaßnahmen nicht möglich waren. Die Schutzjagd entspricht der FFH-Richtlinie und wird von der EK als zulässig angesehen. Die Regierung trägt rund die Hälfte der Zaunkosten (5 Euro je Laufmeter). Wegen trotzdem zu hoher Kosten gaben viele Schafhalter bereits auf.
Resümee der beiden Bauernbündler Hermann Gahr und Josef Hechenberger: „Wenn in Schweden der günstige Erhaltungszustand mit 300 Wölfen als erreicht gilt, muss dieser bei uns deutlich niedriger sein.“ Die Nutzung des Kulturraums sei in Österreich deutlich intensiver, auch ist die Alpenrepublik um ein Vielfaches kleiner als Schweden. „Notfallentnahmen bei Gefahr in Verzug für Weidetiere sind in den Jagdgesetzen vorzusehen, unabhängig von Bewilligungen oder Verordnungen.“ Und der ‚schwedische Weg‘ von wolfsfreien Zonen wie im Samengebiet sollte auch in Österreich möglich sein.
Bernhard Weber