Mineraldüngerversorgung muss in den Gas-Notfallplan

Die Düngung mit Stickstoff sichert deutliche Mehrerträge und auch die Qualität der Ernteprodukte. Eine nationale Krisenvorsorge muss deshalb bei der Bereitstellung von Düngemitteln beginnen.

Düngung mit Stickstoff sichert Erträge und Qualität. Foto: Agrarfoto.com

Motor des Pflanzenwachstums. Dieses schon traditionelle Attribut für Stickstoff (N) als einem der Hauptnährstoffe für das Pflanzenwachstum kommt nicht von ungefähr. Eine Vielzahl von Ertragskurven bzw. Produktionsfunktionen bescheinigen der N-Düngung allesamt enorme Ertragseffekte. Bei Weizen beispielsweise in der Bandbreite von 30 bis über 70 Prozent, bei Raps und anderen nährstoffbedürftigen Kulturen auch noch deutlich darüber. Auch im Grünland bringt die Düngung mit mineralischem Stickstoff sehr deutliche Ertragsvorteile.
Fragt man angesichts der aufgrund der jüngsten Entwicklungen enorm gestiegenen Düngemittelpreise nach der optimalen Düngeintensität, dann zeigen übereinstimmende Kalkulationen, dass sich das wirtschaftliche Optimum bei gleichzeitig steigenden Produktpreisen kaum verschiebt. Auf guten Standorten mit höheren Ertragsmöglichkeiten sind ohnehin die Düngeobergrenzen laut Nitrat-Aktionsprogramm-Verordnung bzw. Öpul die begrenzenden Faktoren.
Somit steht für die Landwirte vorrangig die Sicherung der erforderlichen Düngermengen im Vordergrund, insbesondere bei N-Düngern. Wichtigste Düngerform für die heimische Landwirtschaft ist hier der Kalkammonsalpter (KAS). Um die Versorgung sichern zu können, ist eine uneingeschränkte Belieferung mit russischem Erdgas Grundvoraussetzung. Sowohl das Borealis-Werk in Linz wie auch die für unseren Markt bedeutsamen Produzenten in der Slowakei und in Ungarn sind von ausreichender Gasversorgung abhängig. Eine Produktion mit deutlich reduziertem Gaseinsatz ist technisch nicht möglich.
Fachleute aus der Düngemittelwirtschaft machen daher dringend aufmerksam, dass die Bundesregierung in ihrem Gas-Notfallplan die Versorgung der Düngemittelindustrie vorrangig behandelt. Die gleiche Forderung gilt auch für entsprechende Maßnahmen in der EU. Eine eingeschränkte Verfügbarkeit an N-Düngern würde direkt zu geringeren Erträgen bei allen landwirtschaftlichen Kulturen führen und damit die Sicherung einer regionalen Versorgung mit Lebensmitteln gefährden.
Bei den beiden weiteren Hauptnährstoffen Phosphor und Kali ist die Versorgung Europas ebenfalls stark von Lieferungen aus Russland und Weißrussland abhängig. Aktuell herrscht große Unsicherheit darüber, wie weit die Handelssanktionen gegenüber Russland auch das Düngemittelgeschäft betreffen. Bereits verhängte Beschränkungen wurden durch Ausnahmeregelungen und Quoten wieder abgeschwächt. Wünschenswert wäre hier ein EU-weites, verständliches Regulativ mit klaren „Spielregeln“.

Hans Maad

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