Regen bringt Segen, sagt ein altes Sprichwort. Doch ein zu feuchter Sommer kann für manche Landwirte auch zum Problem werden. Einerseits ist der Niederschlag notwendig für das Pflanzenwachstum, andererseits erschwert er die Ernte und den Pflanzenschutz.
100 Prozent österreichisches Saatgut, aber wie lange noch?
Am Hof der Familie Klaus in Rassing, Bezirk St. Pölten-Land, haben sich Landwirte, Branchenvertreter der Rübensamenzucht und der Bauernkammer gemeinsam mit dem Präsidenten der LK-NÖ, NAbg. Johannes Schmuckenschlager, LK-NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr sowie dem EUAbgeordneten Alexander Bernhuber zu einem Lokalaugenschein getroffen. Hintergrund des Gesprächs waren rechtliche Bestimmungen, die eine Produktion von Sonderkulturen massiv einschränken.
Landwirtin und Initiatorin des Treffens, LAbg. Doris Schmidl, sagte, dass das heurige Frühjahr viel zu warm und trocken gewesen sei. Darauf habe auch noch der Spätfrost gefolgt. Deshalb sei bereits zu Beginn ein Teil der Rüben ausgefallen. „Im Gegensatz dazu, erschwert der reichliche Niederschlag im Sommer die Saatguternte“, berichtete Schmidl. Werner Zuser erklärte, dass 32 Vermehrungsbetriebe im Raum Tulln bis Melk für die ÖRZG (Österreichische Rübensamenzucht GmbH) auf rund 250 Hektar hochwertiges, GVO-freies Saatgut für mehr als 6000 österreichische Rübenbauern
herstellen. Dank eines einzigartigen Lizenzsystems kann das Saatgut zudem günstiger angeboten werden. Pro Hektar entspricht die Einsparung etwa 80 Euro, das sind in Summe rund vier Millionen Euro. Die Saatgutvermehrer erzählten, dass die Pflegearbeiten dieser zweijährigen Kultur sehr komplex und arbeitsintensiv sei und auf langjährige Erfahrung fuße.
In NÖ steht die Ernte vor der Tür und die hohe Qualität kann nur mit dem Einsatz einer Abreifebehandlung erreicht werden. Dazu wurde bis zum Verbot des Herbizids Reglone der Wirkstoff Diquat eingesetzt. Für die Erntesaison 2020 steht Reglone in NÖ nochmals aufgrund einer Notfallzulassung zur Verfügung.
„Um in Zukunft die Eigenversorgung mit hochwertigem Saatgut aufrecht zu erhalten, müssen die Pflanzen weiterhin behandelt werden können, um eine Ernte zu ermöglichen“, so Lorenz Mayr. Bereits seit Jahren wurden Versuche unternommen, um alternative Wirkstoffe und Schwadtechniken zu verwenden – allerdings konnte keine Variante hinreichende Wirkung aufweisen. Auch am Hof der Familie Klaus wurden einige Saatbestände vor der Ernte geschwadet. Aufgrund der Ablage auf dem feuchten Boden stieg hier die Gefahr der Verpilzung und des Auswuchses. Eine geringere Ausbeute von qualitativ gutem Saatgut ist die Folge. „Die Corona-Krise hat uns vor Augen geführt, wie wichtig die Eigenversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Arzneien ist. Das eigene Saatgut steht deshalb ganz am Anfang unserer Versorungskette“, so Schmuckenschlager.
- Bildquellen -
- Rübensaatgutvermehrung: BZ/Artur Riegler