Pflanzenschutz: “Reiner Tisch” bei Direktsaat

Bei der Beratertagung der Firma Bayer war die Unkrautkontrolle bei Mulch- und Direktsaat ein Hauptthema. Um nach Winterbegrünungen mit Zuckerrübe, Mais oder Soja in Mulch- und Direktsaat erfolgreich sein zu können, bleibt die Glyphosatanwendung unabdingbar.

Mais-Direktsaat im Frühjahr 2022. Ausfallgerste und Begrünungsreste auf diesem Feldstück waren mit Glyphosat beherrschbar.

Wenig Niederschläge und vergleichsweise hohe Temperaturen. Winter und Frühjahr 2021/22 waren erneut stark vom Klimawandel beeinflusst. Dies hatte auch deutlichen Einfluss auf den Pflanzenschutz. Deutlich sichtbar wurde der Witterungseinfluss (wärmster Winter der 255-jährigen Messgeschichte) durch das nur teilweise Abfrosten von Zwischenfrüchten und winterharten Unkräutern.

Zwischenfrüchte waren vom Winter kaum beeindruckt

Die oft üppig entwickelten und gut verwurzelten Pflanzen waren mit mechanischen Mitteln oftmals nicht ausreichend bekämpfbar. In dieser Situation erwies sich Roundup erneut als wirkungssicher, auch wenn die Wirkung aufgrund geringer Wüchsigkeit teils nur langsam einsetzte.

 

Quelle: Bayer Austria

 

Allerdings zeigt sich laut Vortrag der Bayer-Fachleute in der Praxis, dass die Landwirte aufgrund der Debatten um Glyphosat verunsichert sind und die Anwendung des Wirkstoffs reduzieren. Weil aber mechanische Maßnahmen häufig einen unzureichenden Erfolg brachten, musste dann doch wieder auf Herbizide zurückgegriffen werden. Wurden die beispielsweise schon gegrubberten Flächen dann doch mit Glyphosat behandelt, dann war dies insofern problematisch, weil teilweise verschüttete Unkräuter damit nicht mehr erreicht wurden. Besser wäre eine Spritzung ein bis vier Tage vor (!) der Bodenbearbeitung gewesen.
In Zuckerrübenbeständen, in denen Glyphosat nicht verwendet wurde, waren in der Folge vermehrte Gaben anderer Mittel erforderlich (z. B. Debut). Betont wurde zudem, dass das bisher erfolgreiche Conviso Smart System in der Zuckerrübe nicht für „Glyphosat-Muffel“ gedacht ist. Auch wenn Conviso zunächst augenscheinliche Wirkungserfolge bringt, erhöht sich bei alleiniger Anwendung das Risiko für das Auftreten resistenter Unkräuter stark. Somit ist auch dieses System nicht als Glyphosat-Ersatz geeignet, insbesondere auch bei stärkerem Aufkommen von Ehrenpreis.
Auch im Mais waren mechanische Maßnahmen nur lückenhaft erfolgreich. Beispielsweise widersetzte sich der hartnäckige Ackerfuchsschwanz Behandlungen mit dem Grubber. Immerhin bestehen hier wirksame Korrekturmöglichkeiten im Nachauflauf (z. B. aus dem Bayer-Werkzeugkasten Laudis-Monsoon Plus). Wer sich bei der Bodenbearbeitung nach dem Grundsatz „Weniger ist mehr“ richtet, der kann mit Direktsaat oder höchstens einem einmaligen Grubberstrich den Erosionsschutz deutlich verbessern. Dazu bedarf es aber der Unterstützung durch eine Glyphosat-Anwendung. Die Fotos auf dieser Seite stammen aus einem Mulchsaatversuch auf hängiger Fläche im Raum Grieskirchen. Auf der abgebildeten Fläche wurde Mais nach Wintergerste in Direktsaat gesät. Die Winterbegrünung (Perserklee, Alexandrinerklee, Phacelia) war aufgrund späten Anbaus nur schlecht entwickelt, das Ausfallgetreide überwog. Mit einer Vorlage von Adengo plus Roundup PowerFlex blieb der Schlag bis zur Ernte sauber. Einzelne Disteln wurden punktuell korrigiert. Der Ertrag war laut Landwirt „sehr gut“.

Erfolg auch mit reduzierten Aufwandmengen

Im Hinblick auf bevorstehende neue Anwendungsauflagen für Glyphosat (siehe Kasten) hat Bayer im Frühjahr auch Feldversuche mit reduzierten Aufwandmengen durchgeführt. Dabei wurde vor Zuckerrübe und vor Mais die Aufwandmenge von Roundup PowerFlex von 2,25 auf 1,5 l/ha reduziert. Bei Kamille, Ehrenpreis und Vogelmiere waren kaum Wirkungseinbußen feststellbar, deutlich vermindert (von 100 auf 75 Prozent) war der Wirkungsgrad allerdings bei Ausfallweizen. Um trotz der neuen Auflagen eine ausreichende Wirkung gewährleisten zu können, arbeitet man an Neuformulierungen, die binnen Jahresfrist zur Zulassung kommen sollen.
Generell war der Maisauflauf 2022 durch warme und wüchsige Witterung begünstigt. Die Herbizidwirkungen waren gut. Auch gegen Restverunkrautung bei Mais in Mulchsaat wurden gute Wirkungsgrade erzielt.
In Wintergetreide empfahl die Bayer-Beratung frühe Herbizidanwendungen. Bei Vorkommen von Ackerfuchsschwanz oder Raygräsern ist ein Spritztermin bereits gegen Ende März ein Muss! Windhalm und andere Unkräuter sind auch bis Mitte April gut erfassbar. Wichtig ist jedenfalls, die Unkräuter großteils vor der Blüte zu bekämpfen. Eine eventuell erforderliche Distelbehandlung kann auch später als Korrektur erfolgen.

Glyphosat – neue Zulassungsauflagen – Das Bundesamt für Ernährungssicherheit überarbeitet derzeit die Zulassungsauflagen für glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel. Es könnte zu Indikationseinschränkungen und Reduktionen der zulässigen Aufwandmengen kommen. Die Änderungen sollen bis Ende November aus dem Pflanzenschutzmittelregister ersichtlich sein. Wer Glyphosat-Produkte anwendet, sollte sich jedenfalls darüber informieren, auch wenn die Anwendung im Frühjahr bzw. Sommer 2023 noch nicht davon betroffen sein dürfte. Soweit der Agrarhandel mit zugelassenen Glyphosat-Mitteln bevorratet ist, besteht unter den bisher geltenden Anwendungsauflagen eine sechsmonatige Abverkaufsfrist (ca. bis Mai 2023) und eine zwölfmonatige Anwendungsfrist (theoretisch sogar bis Mai 2024). Unabhängig von diesen aktuellen Zulassungsänderungen läuft derzeit auf EU-Ebene das Erneuerungsverfahren der Glyphosatzulassung, die mit Ende 2022 auslaufen würde.

- Bildquellen -

  • F23 W Roundup Wirkung: Bayer Austria
  • F21 W Direktsaat Mais: Bayer Austria
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AUTORH.M.
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