Die Naturfreunde Österreich demonstrieren am kommenden Wochenende für eine generelle Öffnung aller Forststraßen. Diese Forderung geht jedoch völlig am Bedarf vorbei. Denn sportbegeisterte Mountainbiker wollen ja gar nicht auf Schotterstraßen, sondern querfeldein durch den Wald fahren. Dagegen wiederum sprechen sich nicht nur die Waldbesitzer, sondern auch Wanderer und Wildtier-Experten aus. Eine erzwungene Forststraßenöffnung würde Probleme und Konflikte drastisch verschärfen und wäre das Gegenteil vom erfolgreich praktizierten Miteinander auf Basis vertraglicher Lösungen, mahnt die Landwirtschaftskammer Österreich.
Vor allem rund um Städte nimmt der Druck der Stadtbewohner auf die Waldflächen stark zu. So sucht eine im Vergleich mit den Wanderern kleine Gruppe von Mountainbikern körperliche Ertüchtigung im Wald als Ausgleich zum Alltagsstress, und das meist abseits der Forststraßen. Deren Vertreter sagen ja auch eindeutig, dass sie auf Waldwegen und nicht auf Schotterstraßen fahren wollen. Gerade im davon besonders betroffenen Wienerwald drängen Waldbesitzer auf eine gemeinsame Lösung.
Der Tourismus hingegen verlangt keine generelle Öffnung der Forststraßen. Es zeigt sich vielmehr, dass der Ausbau von MTB-Routen vor allem im Bereich der Singletrails (Wanderwege) passiert. Über sogenannte Trailparks werden Mountainbike-Zentren, wie zum Beispiel Saalbach oder der Zauberberg/Semmering, forciert und gestärkt.
“Das zeigt uns, dass eine generelle Öffnung der Forststraßen völlig am tatsächlichen Bedarf vorbeigeht, der ja eindeutig bei den Singletrails liegt. Das derzeitige Problem des illegalen Fahrens im Wald wäre damit nicht gelöst. Eine generelle Öffnung der Forststraßen würde dem Querfeldeinfahren durch den Wald unnötig Vorschub leisten, weil die Forststraßen dann zum Bergauffahren, aber die Wanderwege für die Abfahrt genutzt werden, wie schon jetzt Erfahrungen zeigen”, gibt Franz Titschenbacher, Vorsitzender des Ausschusses für Forst- und Holzwirtschaft der LK Österreich sowie Präsident der LK Steiermark, zu bedenken.
Die Forderung nach einer generellen Öffnung der Forststraßen hat zudem auch einen eigentumspolitischen Aspekt. Der Wald in Österreich ist zu 80% in privater Hand. Daher sind auch die Forststraßen überwiegend in Privatbesitz. Niemand wünscht sich, dass seine Entscheidungsfreiheit über sein Eigentum gravierend eingeschränkt wird, noch dazu mit drastischen negativen Konsequenzen, wie einem gesteigerten Haftungsrisiko.
“Die Naturfreunde Österreich beschwören ein faires Miteinander. Gleichzeitig meinen sie aber, dass eine generelle Öffnung der Forststraßen für die Waldbesitzer kein Problem sein dürfte, weil die Waldflächen durch eine Vielzahl an Gesetzen bereits jetzt vielen Beschränkungen unterliegen. Das hat nichts mehr mit einem fairen Miteinander zu tun, das ist ein direkter Angriff auf das Eigentum”, bedauert Titschenbacher.
“Die Landwirtschaftskammern setzen sich daher zum Wohle ihrer Mitglieder und aller Erholungssuchenden im Wald dafür ein, dass das bestehende MTB-Routennetz dem Bedarf entsprechend auf vertraglicher Basis weiter ausgebaut wird. Nur so wird diese Sportart auch aus der Illegalität gehoben. Damit es rasch zu bedarfsgerechten Lösungen vor Ort kommt, wurden in fast allen Bundesländern Mountainbike- Arbeitsplattformen eingerichtet”, reicht Titschenbacher weiterhin die Hand für ein wirklich faires Miteinander.