Land Burgenland entmachtet Gemeinden bei Photovoltaik-Widmungen

Das Land Burgendland will 1.500 Hektar Ackerland mit Photovoltaik-Freiflächen verbauen. Photovoltaik passe besser auf unproduktive Flächen, meinen kritische Stimmen.

Widmungskonflikt um Flächen für Photovoltaik im Burgenland. Gleich 1.500 Hektar hat die burgenländische Landesregierung per Verordnung als „Eignungsflächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen“ ausgewiesen. Großteils handelt es sich dabei um Ackerland bester und guter Bonität. In den betroffenen Gemeinden regt sich allerdings Widerstand.

So hat sich etwa die Bevölkerung der Gemeinde Wimpassing (Bezirk Eisenstadt Umgebung) gegen die Errichtung einer Anlage entschieden. Laut Bericht der Burgenländischen Volkszeitung (BVZ) stellte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil dazu fest, dass man „nicht gegen den Willen der Bevölkerung agieren“ wolle. In Güssing, wo es derzeit ebenfalls Diskussionen gibt, sei der Widmungsprozess aber schon abgeschlossen.

Land will Gemeinden entmachten

Damit die Photovoltaik-Ambitionen des Landes nicht durch weitere Widerstände auf Gemeindeebene gebremst werden, will die burgenländische Landesregierung in Zukunft Freiflächenanlagen über 10 Hektar selbst genehmigen, und damit dir bisher erforderliche Umwidmung im Gemeinderat umgehen. Die notwendigen Gesetzesbeschlüsse sollen noch im März durch einen Sonderlandtag beschlossen werden. Locken will das Land die Kommunen mit einer Vergütung von künftig 700 Euro pro Hektar und Jahr (bisher 350 Euro). Dach-PV-Anlagen, die bisher bewilligungsfrei bis 10 KWp waren, sollen in Zukunft bis 20 KWp bewilligungsfrei sein.

Energie Burgenland richtet es sich

Seitens der Gemeinden und der politischen Opposition im Land sieht man in der Vorgangsweise eine „Entmachtung“. Als auschlaggebend für den Ausbau der erneuerbaren Energie in dieser Form sieht man mehr die Wünsche der landesnahen Energie Burgenland und weniger ökologische oder volkswirtschaftliche Kriterien. Dies zeige sich vor allem an den fragwürdigen Argumenten der Befürworter, die den Ausbau der Photovoltaik mit dem „Krieg in der Ukraine“ argumentieren und mit der „Notwendigkeit der Energie-Unabhängigkeit“.

Nahrungsmittel sind wichtiger als Photovoltaikstrom

„Wie aber steht es um die Nahrungsmittelunabhängigkeit?“ fragen demgegenüber die Kritiker der Freiflächen-Photovoltaik. Denn durch das Verbauen besten Ackerlandes würde dieses für die Produktion regionaler Lebens- und Futtermittel wegfallen. Es sei „ein Gebot der Stunde“, die noch vorhandenen wertvollen Ackerflächen für die  benötigte Produktion von bzw. zur  Versorgung mit heimischen Grundnahrungsmitteln zu sichern. Der tägliche Flächenverbrauch und die damit verbundene Bodenversiegelung hat jetzt schon enorme Ausmaße.

Windräder brauchen nur einen Bruchteil der Fläche

Wie unsinnig es sei, Freiflächen mit Photovoltaik zu verbauen, zeige ein Vergleich mit der Windkraft, argumentiert man seitens betroffener Bauern. Denn um dieselbe Energiemenge zu erzeugen benötigen Photovoltaik-Freiflächenanlagen etwa die 26-fache (!) Fläche wie moderne Windkraftanlagen. Auf den im Burgenland beabsichtigten 1.500 Hektar Photovoltaik-Fläche könne eine Gesamtleistung von ca. 436 Megawatt erzielt werden bzw. ein Jahresertrag von 750.000 Megawattstunden an elektrischem Strom. Für die gleiche Energiemenge aus Windkraft benötige man demgegenüber in Summe 115 zusätzliche 3,5 Megawatt-Windkraftanlagen, wofür lediglich eine Fläche von nur etwa 60 Hektar befestigt werden müsste. Dazu hat die Photovoltaik den Nachteil der starken Saisonalität. Vor allem im Winterhalbjahr, wenn der Strombedarf hoch ist, liefert die Photovoltaik nur etwa 20 % ihrer Jahresproduktion.

Unproduktive Flächen nutzen

Seitens der Kritiker führt man ins Treffen, dass Photovoltaik-Anlagen nicht mehr wie bisher auf 20 KWp, bzw. ca. 120 m² limitiert sein sollten, sondern unlimitiert auf große Dächer passen sowie auf bereits versiegelten Flächen wie große Parkplätze, P&R-Flächen oder auf unproduktiven Flächen (wie z. B. Straßen- und Bahnböschungen oder auf Lärmschutzwände), aber keinesfalls auf wertvolle, ertragreiche landwirtschaftliche Nutzflächen. Die Asfinag oder die Sonnentherme Lutzmannsburg würden bereits zeigen, wie das funktioniere.

Sonnenstrom habe im Burgenland schon seinen Platz, das Land könne auch hier zum Vorreiter werden. Allerdings solle man dazu nicht den einfachsten Weg gehen, sondern die Energiewende sinnvoll, nachhaltig und intelligent ansteuern

- Bildquellen -

  • W Photovoltaik: agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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