Die Futterknappheit aufgrund der Dürre machte 2019 für die Milchverarbeiter zu einem weiteren schwierigen Jahr. Der Präsident der Vereinigung Österreichsicher Milchverabeiter (VÖM), Helmut Petschar, präsentierte am Mittwoch, 4. März 2020, in Wien die Geschäftszahlen der VÖM und gab einen Ausblick auf das laufende Jahr.
2019 hörten 976 Milchlieferanten auf, die Futtermengen waren knapp. Die Gesamtanlieferung verzeichnete dennoch nur einen kleinen Rückgang von 0,4 % auf 3,38 Mio. t Milch. Gestiegen ist der Anteil an Bio-Milch mit dem EU-weit höchsten Wert von 19 %. Die Preise für Magermilchpulver erfuhren eine Erholung, während die Butterpreise wieder sanken. „Die Spreizung zwischen Milchfett und Milcheiweiß hat sich reduziert“, erklärte Petschar.
Kostensteigerungen bei Energie und Futtermittelzukauf
„Die Bauernpreise blieben weiterhin unter Druck“, betonte der VÖM-Präsident. Im Jahr 2019 lag der Erzeugermilchpreis von konventioneller, gentechnikfreier Milch bei 33,66 cent/kg (bei 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß, exkl. USt.). Das bedeutete einen leichten Rückgang im Vergleich zum Jahr 2018 (33,75 cent/kg). Erschwerend kamen für die Landwirte die Kostensteigerungen bei Energie und Futtermittelzukauf hinzu, was den Druck auf die Betriebe weiter erhöhte. Knapp 1.000 Milchbauern stellten im vergangenen Jahr ihre Lieferungen ein. Die durchschnittliche Milchanlieferung je Landwirt stieg von 127,6 auf 131,9 t pro Jahr. Das ausbezahlte Milchgeld je Landwirt lag im Durchschnitt bei 55.155 Euro und damit um 3,4 % über dem Vorjahr.
Die Bauernproteste zeigten Wirkung
Zu den aktuellen Verhandlungen zwischen den Molkereien und dem Lebensmitteleinzelhandel, betonte Petschar, nur für die Kärtnermilch sprechen zu können, deren Geschäftsführer er ist. Eine Preisanpassung von vier bis fünf Prozent für das gesamte Sortiment stünde demnach in Aussicht. „Die Bauernproteste der vergangenen Woche haben uns letztlich genutzt“, erklärte Petschar und nahm damit Bezug auf die vom Bauernbund organisierten österreichweiten Proteste vor SPAR-Standorten am Aschermittwoch.
Molkereien-Ergebnis nur knapp positiv
Die Umsätze der Milchverarbeiter sind im Jahr 2019 um 1,3 % auf 2,85 Mrd. Euro gestiegen, die Zuwächse resultierten vor allem aus dem Exportgeschäft. Die Umsatzrendite betrug im Jahr 2019 nur 0,36 % und war damit nur knapp positiv. Die Investitionen der Molkereien konnten laut VÖM aufgrund der bescheidenen Ertragslage nicht gedeckt werden.
Auswirkungen des Corona-Virus noch nicht absehbar
Der Milchmarkt ist laut Petschar aktuell in „keiner schlechten“ Konstitution, Gefahren sieht er aber infolge der Ausbreitung des Corona-Virus in China, da dieses das weltweit wichtigste Milch-Importland ist. Aktuell nehmen die Neuerkrankungen in der Volksrepublik ab. Weitere negative Auswirkungen könnten der ungeregelte Brexit nach Ende der Übergangsfrist 2021 und die Handelsstreitigkeiten mit den USA nach sich ziehen.
Bestätigung der österreichischen Qualitätsstrategie
Abgesehen von den globalen Entwicklungen sei für die heimische Milchwirtschaft aber das Bekenntnis der Konsumenten und des Lebensmittelhandels zur heimischen Qualitätsmilch von besonderer Bedeutung. VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer sieht sowohl den Green Deal der EU-Kommission als auch das Vorhaben der österreichischen Regierung, ab 2021 Milch als Primärzutat in der öffentlichen Verpflegung und in der Verarbeitung nach ihrer Herkunft zu kennzeichnen, als Bestätigungen für die österreichische Qualitätsstrategie der Milchbranche. Auch das Bestbieter-Prinzip in der öffentlichen Beschaffung trug bereits zur Anteilssteigerung heimischer Milchprodukte in öffentlichen Einrichtungen wie Kantinen oder Spitälern bei, so Petschar. Einen Appell richteten die Milchverarbeiter an die Politik, mehr als nur 3,80 Euro pro Tag und Person für die öffentliche Verpflegung auszugeben, denn ein Bekenntnis zu heimischen Produkten könnte mit diesem Einkaufsbudget schwierig werden.
Außerdem fordern die Milchverabeiter machbare Regelungen für die Weiterentwicklung der Bio-Landwirtschaft, eine Herkunftskennzeichnung, die auch Importprodukte umfasst und Unterstützung der Politik, wenn es um Handelsabkommen, Exportzertifikate und Veterinärabkommen geht.
Eva Zitz
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