IGP Dialog: Innovative Landwirtschaft braucht Anreize statt Verbote

Podium (v.l.): Moderatorin Ursula Riegler, Ursula Bittner (Greenpeace) und Manfred Hudetz (Industrieverband Agrar) sowie Georg Häusler (DG AGRI der EU-Kommission).

Dem Green Deal der EU-Kommission fehlt die die Antwort auf die Frage: Wie sollen die Ziele erreicht werden? Die Industriegruppe Pflanzenschutz erörterte im Rahmen eines „IGP-Dialogs“, wie man „vom Reden ins Tun“ kommt.

Innovatives Denken und Handeln sowie digitale Lösungen sind bereits jetzt für viele Landwirte Alltag. Um europaweit eine zukunftsfitte Landwirtschaft zu schaffen, benötigen sie jedoch die richtigen Rahmenbedingungen: finanzielle Anreize, eine umfassende Ausbildung und einen intensiven Austausch zwischen Forschung, Beratung, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Konsumenten. Das ist ein Ergebnis des neunten IGP Dialogs mit Direktor Georg Häusler (Generaldirektion Agrar in der EU-Kommission), Präsident Manfred Hudetz (Industrieverband Agrar) und Wirtschaftsexpertin Ursula Bittner (Greenpeace). Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP), betont, dass die Industrie den Diskurs in Österreich anstoßen und geeignete Foren anbieten will, um den Dialog agrarischer Stakeholder zu verstärken. Durch die Veranstaltung im Wiener Lokal Labstelle führte Ursula Riegler.

Quelle: photonews.at/Georges Schneider
Christian Stockmar fordert mehr Innovation und Fortschritt in der Landwirtschaft, um künftige Herausforderungen bewältigen zu können.

Stockmar: Fortschritt ist der Missing Link im Green Deal

„Dem Green Deal fehlt aus Sicht der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln die Antwort auf die Frage: Wie sollen die Ziele erreicht werden?“, so Christian Stockmar, Obmann der IGP. „Der Innovation Deal zeigt eine Antwort auf: mit Fortschritt und Innovation. Das belegen für Pflanzenschutzmittel die Zahlen einer Studie von Phillips McDougall. Demnach hat die Industrie durch bessere Formulierungen, effizientere Wirkstoffe und moderne Ausbringungstechnik die Einsatzmenge weltweit um 95 Prozent reduzieren können. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuführen, investiert die Industrie bis 2030 insgesamt 10 Mrd. EUR in digitale Lösungen und 4 Mrd. EUR in Biologicals.“

Christian Stockmar blickte zudem zurück auf die Webinare, bei denen die IGP mit insgesamt 14 Experten Aspekte eines Innovation Deals diskutiert hat. „Dabei haben sich fünf Perspektiven herauskristallisiert:
• Erstens braucht es einen faktenbasierten und sachlichen Dialog.
• Zweitens sollten Farm-Management- und digitale Systeme für Landwirte verfügbar gemacht werden.
• Drittens braucht es einen Wissenstransfer zwischen Forschung, Beratung und Landwirt sowie mit der Gesellschaft.
• Viertens sollten die Rahmenbedingungen für eine Forschungsoffensive in Europa geschaffen werden.
• Fünftens sollte eine authentische und offene Kommunikation mit den Verbrauchern stattfinden“, unterstreicht Stockmar. „Damit kann man die Herausforderungen durch Klimawandel und Green Deal bewältigen. Aber das braucht Zeit und einen intensiven Diskurs – und den will die IGP anstoßen.“

Häusler: EU hat Initiativen für Modernisierung gestartet

„Mit dem Green Deal will die EU aufzeigen, dass wir existenzielle Herausforderungen zu bewältigen haben und dass das Weitermachen wie bisher keine Alternative ist. Die Klimakrise soll als Chance genützt werden“, so Häusler. Daher hat die EU-Kommission ein gesamtwirtschaftliches Konzept vorgelegt, um das System in Europa auf eine neue Basis zu stellen. Häusler wiederholte in einem Überblick die Reduktionsziele des Green Deals:
• minus 50 % chemische Pestizide
• minus 20 % Düngemitteleinsatz
• minus 50 % Antibiotikaeinsatz und
• mindestens 25 % Ökologischer Landbau.

Hudetz: EU kann Innovationsschub anstoßen

„Die Industrie ist gegen pauschale quantitative Reduktionsziele. Wir müssen die Produktivität hoch halten, weil die Weltbevölkerung wächst und die Umwandlung von Natur in Ackerfläche unerwünscht ist. Um mit der bestehenden Fläche eine wachsende Bevölkerung ernähren zu können, wird es Pflanzenschutzmittel brauchen. Auch um den gesellschaftlichen Anforderungen nachzukommen, forschen wir an Biologicals. Das Zulassungssystem blockiert uns dabei, weil es auf chemisch-synthetische Mittel ausgerichtet ist“, kritisiert Hudetz. Er warnt vor Verboten von Wirkstoffen, ohne den Landwirten entsprechende Alternativen anzubieten. Innovation, Fortschritt und eine gute Aus- und Weiterbildung wären der bessere Weg.

Bittner: Innovation sollte Probleme lösen, nicht verursachen

Ursula Bittner warnte vor dem Schaffen von Abhängigkeiten durch den stärkeren Einsatz von Technik und Digitalisierung in den Betrieben. „Es stellt sich zudem die Frage, ob nicht auch ein steigender Anbau von Leguminosen innovativ ist, weil man in der Folge den Einsatz von künstlichem Dünger reduzieren kann.“ Sie fordert zudem eine ehrliche und transparente Kennzeichnung von Lebensmitteln, um den Konsumenten über das einzelne Produkt, dessen Herkunft, die Produktionsweise und die eingesetzten Betriebsmittel zu informieren und eine wissensbasierte Auswahl von Lebensmitteln zu ermöglichen. Bittner betonte auch die Vorbildrolle Österreichs: „Als kleine und fortschrittliche Landwirtschaft sollten wir den Wissenstransfer in andere Länder intensivieren, aber ohne sich auf dem Erreichten auszuruhen.“

Die Veranstaltung kann auf dem YouTube-Kanal der IGP nachgesehen werden.

- Bildquellen -

  • W 3 IGP Dialog Christian Stockmar: photonews.at/Georges Schneider
  • W IGP Dialog Podium: photonews.at / Georges Schneider
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AUTORH.M.
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