Hektar vergeht, Asphalt besteht

Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.

Beginnen wir mit dem Positiven: Landschaftsschutz ist mehrheitsfähig; zumindest in der Theorie. Praktisch gestaltet sich die Sache schwierig. Seit Jahren trommelt die Hagelversicherung gegen „die Zubetonierung unserer Äcker und Wiesen“. Und immerhin 84 Prozent der jüngst vom Market-Institut Befragten befürworten sogar eine Versiegelungsabgabe. Doch wenn’s um günstiges Bauland geht, die Betriebsansiedlung an der Ortsausfahrt oder neue Umfahrungsstraßen, da drückt man schnell ein Auge zu – und asphaltiert munter drauf los. Direkte Folge ist der Verlust fruchtbarer Felder und wertvoller Wiesen. Das wiederum erhöht den Intensivierungsdruck auf verbleibenden Flächen; was dort abermals auf Kosten der Biodiversität geht. Auch speichert versiegelter Boden kein Wasser. Was das bei Starkregen bedeutet, wissen wir alle. Ein Teufelskreis, auf den aktuell die „Bürgermeister Zeitung“ aufmerksam macht. Gefordert sind allerdings nicht nur die Ortsoberen. Jeder und jede Einzelne hat es mit in der Hand – und kann von Gegenmaßnahmen im Kleinen auch unmittelbar profitieren. Denn Asphalt und Beton heizen sich besonders auf. Jede entsiegelte Fläche ist da eine Chance fürs Mikroklima, fürs Wohlbefinden. Und für den Fall, dass vor dem Haus befestigt werden muss, hat „Natur im Garten“ vor Kurzem Alternativen präsentiert: versickerungsoffene Beläge für Parkplätze samt bewachsenen Sickerstreifen, kühlenden Bäumen und Grünstreifen. Konkrete Umsetzungsvorschläge stehen online im Infoblatt „klimafitter Parkplatz“ bereit. Lobenswert. Ob das reicht, muss aber angezweifelt werden. Zusätzlich zu einer Versiegelungsabgabe bräuchte es eine Entsiegelungsprämie. Denn jeder Quadratmeter zählt, auch hintaus.

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  • Weber Thomas: Michael Mickl
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