Die Weizennotierungen für den Liefermonat Mai an der Euronext in Paris knackten zu Wochenbeginn die 200 Euro-Marke in Richtung 203 Euro/t, die neue Ernte zur Lieferung im Dezember befestigte sich auf fast 192 Euro/t. Hinter diesem Sprung stecken Exportrestriktionen wichtiger Weltmarktlieferanten wie Russland, Ukraine, Kasachstan und Rumänien sowie eine anhaltend starke Nachfrage von Importeuren nach Weizen in der EU. Zudem sinken in Europa die Ertragserwartungen zur diesjährigen Ernte. Die Ursachen reichen von Trockenheit bis zu verringerten Anbauflächen. Gleichzeitig nehmen Analysten aber auch als Folge der Corona-Krise und des damit einhergehenden Konjunktureinbruchs ihre Verbrauchsprognosen zurück.
Sinkender Spritverbrauch und der Verfall der Rohölpreise bringen ausgehend von den USA, die mehr als ein Drittel ihrer Maisernte zu Ethanol verarbeiten, den internationalen Maismarkt unter Druck. Hingegen konnten sich die Rapsnotierungen an der Euronext in Paris zuletzt wegen ebenfalls trockenheitsberingt zurückgeschraubter Ernteprognosen in der ohnehin unterversorgten EU etwas erholen.
Heimische Weizenpreise schwächer
Der heimische Kassamarkt konnte von der Stärke der internationalen Weizennotierungen nicht profitieren. Das Binnenland Österreich spielt im Weltmarktexport keine Rolle. Und die Nachfrage nach Brotweizen – vor allem aus Italien – sei über Ostern weiter gesunken, heißt es aus dem Handel. Nach den heftigen Käufen zu Beginn der Corona-Krise scheint der Markt nun gesättigt zu sein. Jüngst seien nur mehr wenige Geschäfte abgeschlossen worden. Abnehmer aus Italien würden auch versuchen, Lieferpläne aus abgeschlossenen Kontrakten nach hinten zu schieben. An der Wiener Produktenbörse sanken damit am Mittwoch der Vorwoche bereits zum zweiten Mal in Folge die Brotweizennotierungen. Diesmal betraf die Preissenkung neben den Aufmischqualitäten auch den eher knappen und vor allem in Inland benötigten Mahlweizen.
Trockenheit macht Sorgen
Die Weizenbestände der neuen Ernte 2020 würden immer stärker unter Trockenheit leiden. Die Regenfälle am Wochenende sollen bei Weitem nicht ausreichend gewesen sein. Zahlreiche Spitzen der Weizenpflanzen zeigten sich braun. Wo möglich, hätten Landwirte die Beregnung gestartet. Für den verbleibenden April gibt es kaum Aussichten auf Regen, die Hoffnungen ruhen nunmehr auf Mairegen, die auch im Vorjahr noch das Schlimmste verhindert hätten.
Die Wiener Futtergerstenotierung hielt sich vorige Woche stabil, unter Druck sehen Marktteilnehmer allerdings den Mais, obwohl inländische Ware diesmal nicht am Kursblatt aufscheint und Einfuhren von Futtermais aus dem EU-Raum als ungewöhnlich hochpreisig kommentiert werden. Neuerlich nachgegeben haben die Sojaschrote.
Christian Posekany, AIZ