Trotz moderner Kellertechnik gilt nach wie vor: Guter Wein entsteht im Weingarten. Unterstützt durch modernen Pflanzenschutz können Winzer das Beste aus ihren Stöcken herausholen.
Auf den Gesundheitszustand des Weingartens haben vielfältigste Parameter Einfluss. Sie reichen von der Sortenwahl über die Erziehungsform, Bodenbearbeitung, Düngung und den Rebschnitt bis hin zu Laubarbeit, mechanischen Maßnahmen und der Förderung von Nützlingen. Ergänzend dazu werden insbesondere gegen Pilzkrankheiten Spritzmittel eingesetzt. Grundsätzlich können diese in Kontaktmittel, die nur oberflächlich wirken, und in solche, die translaminar (Aufnahme und Verteilung im Blatt) oder gar systemisch (Aufnahme und Weitertransport in der Pflanze) wirken, eingeteilt werden. Sie stellen unterschiedliche Ansprüche an die Verteilungsqualität bei der Applikation, bei Kontaktmitteln ist sie am höchsten.
Bei allen Pflanzenschutzmaßnahmen ist der richtige Zeitpunkt ganz entscheidend. Richtig bezieht sich hier auf die Wetterbedingungen (wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, möglichst wenig Wind, kein Niederschlag), auf den Entwicklungszustand der Rebe, den zeitlichen Abstand zur letzten Spritzung und zur Lese sowie auf den Entwicklungszustand des Krankheitserregers und dessen Infektionsdruck.
Warndienst
Dazu und zu der Mittelwahl gibt es schon sehr gute Hilfen im Web. Die für Österreich wichtigste zentrale Online-Anlaufstelle für Pflanzenschutz ist www.warndienst.lko.at. Über das Menü gelangt man zu verschiedenen Kulturen und Anwendungen, darunter zu „Wein“. Dort findet man:
• VitiMeteo: Prognosemodelle für Peronospora, Oidium, Schwarzfäule, Phänologie;
• Insect-Watch: Monitoring für Traubenwickler, Amerikanische Rebzikade und Kirschessigfliege;
• Pflanzenschutzmittel-Filter: zur Planung ganz gezielter Maßnahmen im BIO- und IP- Weinbau;
• Weinbauempfehlungen: Leitlinie Integrierter Weinbau, Sachgerechte Düngung, Rebsorten, Technik und Weinbau aktuell;
• Beratung: Kontaktmöglichkeiten für eine individuelle Beratung;
• Internationaler Arbeitskreis: Fachbeiträge für die Bereiche Begrünung und Qualitätssicherung.
Technik
Das beste Pflanzenschutzmittel wird seine Wirkung verfehlen, wenn es nicht ausreichend und gut verteilt an die Zielfläche gelangt. Transportiert wird der Tropfen vom Luftstrom des Gebläses. Daher entscheiden die Gebläseluftverteilung und die Fluggeschwindigkeit der Tropfen wesentlich über die Qualität der Spritzmittelanlagerung.
Heute werden unterschiedlichste Pflanzenschutzgeräte angeboten. Nicht alle entsprechen hohen Standards. Denn bei Pflanzenschutzgeräten ist laut Maschinenrichtlinie der EU eine „Eigenzertifizierung“ gemäß bestehender Normen durch den Hersteller vorgesehen, eine Prüfung der technischen Ausstattung durch unabhängige Prüfstellen ist nicht erforderlich. Darauf verweist die „Österreichische Arbeitsgemeinschaft für integrierten Pflanzenschutz“ (ÖAIP) in ihrer „Leitlinie für die technische Ausstattung von Pflanzenschutzgeräten“. Ebenso macht sie darauf aufmerksam, dass nur technisch einwandfrei ausgerüstete Geräte und deren richtige Bedienung eine gezielte und umweltschonende Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und somit größtmöglichen Schutz für den Verwender und die Umwelt ermöglichen.
Auf 40 Seiten werden in der ÖAIP-Leitlinie jede Menge Standards aufgelistet. Etwa im Hinblick auf den vom Gebläse erzeugten Trägerluftstrom, der eine symmetrische Verteilung auf der gesamten Behandlungshöhe aufweisen muss. Rundgebläse sind nur in Kombination mit Schutzvorrichtungen wie einem Abdriftschirm zu verwenden, welche die Abdrift nach oben und die Fahrgassenverluste nach unten verringern.
Entscheidend für eine geringe Abdrift sind die Düsen und der Druck. Vorgeschrieben ist die Ausstattung mit zumindest einem Satz anerkannter abdriftmindernder Düsen (Ausnahme bei „Verlustarmsprühen“). Auch müssen die Düsen laut Leitlinie u. a. einzeln abschaltbar sein, die gewünschte Strahlrichtung verstellbar sein und die Durchflussmenge der Einzeldüse darf nicht mehr als zehn Prozent vom Mittelwert aller abweichen. Für das „Verlustarmsprühen“ müssen mindestens zwei der jeweils offenen Düsen am oberen Ende der Teilbreiten abdriftmindernd anerkannt sein. Und die Spritzen müssen auf jeder Seite mindestens sechs Düsen haben. Wissenswert ist auch: Ein ÖAIP-Gütezeichen für die Überzeilentechnik kann nur für Geräte mit einer Abdrift- und Recyclingeinrichtung vergeben werden. Letztere sind bekanntlich jene, die mit den geringsten Verlusten Mittel ausbringen.
Pflanzenschutzgerätetypen, die eine ÖAIP-Gütezeichenberechtigung erhalten sollen, können vom Hersteller, Vertriebsunternehmer oder Einführer zu einer Prüfung gemäß dieser Leitlinie angemeldet werden. Die Typenprüfung muss innerhalb von sechs Monaten ab positiver Beurteilung der vorgelegten Unterlagen durchgeführt werden. Pflanzenschutzgerätetypen, die eine Gütezeichenberechtigung erhalten, werden in einem öffentlich zugänglichen Register geführt. Das Gütezeichen wird für eine Dauer von zehn Jahren vergeben.
oeaip.at/fachinformation/geraetetechnik-register
- Bildquellen -
- Weingarten: : Alextype stock.adobe.com