BauernZeitung: Herr Landesrat, wo erreiche ich Sie gerade?
Max Hiegelsberger: Aktuell im Büro, da es unerlässlich ist, die Fragen im Umgang mit der Krise zu beantworten und sich mit dem Ministerium und der Landesregierung abzustimmen – dazu braucht es auch den Austausch mit meinen Mitarbeitern. Das geschieht aktuell zum großen Teil über Videokonferenzen.

Was hat Sie in den vergangenen Tagen besonders beeindruckt?
Ganz klar der Einsatzwille und die Widerstandsfähigkeit der Bäuerinnen und Bauern, aber auch der gesamten Lebensmittelbranche. Es ist ein starkes Zeichen, dass die Arbeit in diesen Bereichen gut weiterläuft und damit die Versorgung der Bevölkerung gesichert wird. Für diese stillen Helden fehlt leider ein wenig die mediale Aufmerksamkeit.

Von welchen Einschränkungen sind Sie persönlich besonders betroffen?
Einer der wichtigsten Bestandteile meiner politischen Arbeit ist der direkte, persönliche Kontakt mit den Bürgern. Dieser ist durch die Krise völlig weggebrochen und nur mehr über Telefon oder Mail möglich.

Wie kommen Sie zur Ruhe – können Sie zwischendurch auch mal Abschalten?
Diese Krise bringt auch eine gewisse Entschleunigung mit sich. Der Kontakt mit der Familie, das gemeinsame Mittagessen wird bewusster wahrgenommen. Der sonst sehr enge Terminplan ist jetzt von anderen Prioritäten geprägt, dadurch kann ich den Tag ganz anders einteilen.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Neben dem dauernden Kontakt mit meinem Büro ist auch die Arbeit am Hof und auf den Feldern gerade voll angelaufen, also bin ich auch zuhause gefordert.

Mit welchen Herausforderungen abseits der Agrarpolitik sind Sie derzeit konfrontiert?
Wie jeder Betrieb werden auch wir die wirtschaftlichen Auswirkungen zu spüren bekommen. Aber auch in der jetzigen Situation muss die Arbeit weitergehen. Die Landwirtschaft sichert schließlich durch ihre tagtägliche Arbeit die laufende Versorgung der Bevölkerung. Der bäuerliche Familienbetrieb zeichnet sich aktuell wieder als krisenfeste Betriebsform aus.

Wo sehen Sie derzeit die größten Probleme für die Landwirtschaft?
Derzeit ist unsere größte Herausforderung, ausreichend Erntehelfer für die Bäuerinnen und Bauern bereitzustellen. Mit der Online-Börse haben wir einen wichtigen ersten Schritt gesetzt.

Viele Agrarmärkte drohen zusammenzubrechen. Kann man schon erste Schätzungen abgeben, welche Bereiche besonders betroffen sind bzw. sein werden?
Wir sehen, dass die Agrarmärkte zusehends ins Stocken geraten. Es ist von zentraler Bedeutung, diese Märkte soweit es möglich ist offenzuhalten. Exportmärkte drohen nun nach und nach wegzubrechen. Zudem fehlen bedeutende Absatzmärkte etwa in der Gemeinschaftsverpflegung oder in der Gastronomie.

Welche Auswirkungen haben die gesetzten Maßnahmen auf das Land Oberösterreich bzw. das Agrarressort?
Die Krise hat enorme wirtschaftliche Auswirkungen. Durch die Vorsorge des Landes und des Bundes in guten Zeiten ist man aber bestens gerüstet. Seitens des Agrarressorts haben wir in den letzten Jahren die bäuerlichen Betriebe gut begleitet und diese sind durchwegs solide aufgestellt. Es war wichtig, seitens des Bundes und des Landes schnell zu helfen, um entsprechende Sorgen zu nehmen.

Was stimmt Sie trotz aller Unberechenbarkeiten, die womöglich noch auf uns zukommen, optimistisch?
Es wird an allen politischen Schaltstellen hochkonzentriert an der Zeit nach der Krise gearbeitet, wie wir uns künftig noch besser aufstellen können. Es ist auch besonders erfreulich, dass aktuell viele Entscheidungen schneller getroffen werden können, weil alle ein gemeinsames Ziel vor Augen haben.

Inwiefern kann sich diese Krise langfristig auch positiv auf die heimische Landwirtschaft auswirken?
In einer derartigen Situation rücken die elementaren Bedürfnisse wie die Lebensmittel stärker in den Vordergrund. Die aufrechte Selbstversorgung mit Lebensmittel bekommt mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Das müssen wir für eine Neuausrichtung abseits der Gewinnmaximierung nutzen. Unsere Volkswirtschaft sollte sich stärker in Richtung Eigenversorgung und auch Krisensicherheit entwickeln. Die Landwirtschaft ist dabei ein zent­raler Baustein.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über die Unbekümmertheit meiner Enkeltochter. Besonders in schwierigen Zeiten gewinnt der Rückhalt im Familienverbund besonders an Bedeutung.

Was möchten Sie den Oö. Bäuerinnen und Bauern für die kommenden Wochen mit auf den Weg geben?
Durchhalten! Ich danke allen Bäuerinnen und Bauern, deren Arbeit sich besonders in kritischen Zeiten bewährt. Ich sehe es gerade jetzt als einer meiner Hauptaufgaben, auf die Leistung der Landwirtschaft hinzuweisen. Denn es wird auch eine Zeit nach der Krise kommen. Die aktuell hohe Wertschätzung für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern soll auch danach die Basis für einen guten Dialog mit den Konsumenten bilden.

- Bildquellen -

  • Max Hiegelsberger: Land OÖ
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
Vorheriger ArtikelAGCO reduziert Produktion und konzentriert sich auf Service
Nächster ArtikelFendt setzt Traktorenproduktion als Folge der Corona-Pandemie aus