Auf den Agrar- und Betriebsmittelmärkten sind 2022 massive Herausforderungen für die Landwirtschaft dazugekommen. Zur Preisexplosion gesellte sich auch noch die Unsicherheit, überhaupt ausreichende Mengen an Betriebsmitteln zu bekommen. Und während sich manche Marktpreise aus Bauernsicht teils recht positiv entwickelten, trübten schwierige Absatzverhältnisse – etwa für Ferkelproduzenten oder in der Putenmast – die Freude darüber wieder ein.
Oberösterreich blieb von Wetterextremen verschont
Konkret war es im Ackerbau in Summe ein Jahr mit guten Produktionsbedingungen. Oberösterreich war von längeren Dürreperioden oder extremen Niederschlägen großteils verschont geblieben, sodass auch die Wachstumsbedingungen sehr gut gewesen sind. Das war jedoch nicht in ganz Österreich so und erst recht nicht in anderen europäischen Ländern, wo extreme Dürre teilweise zu massiven Ernteausfällen geführt hat.
„Die positive Preisentwicklung, die bei den Ackerkulturen eingesetzt hat, war auch dringend erforderlich, um die stark gestiegenen Kosten für Betriebsmittel sowie für Maschinen und Geräte decken zu können“, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.
Gemischte Gefühle hat das Agrarjahr 2022 Oberösterreichs Tierhaltern beschert. Die Preise für ihre Erzeugnisse haben sich in zufrieden stellender Weise entwickelt, wenn auch mit einiger Verzögerung. Sehr angespannt war die Lage allerdings bei den Ferkelproduzenten, da viele Mäster weniger Tiere einstellten. Im Rindfleischbereich war die Nachfrage zwar rückläufig, dafür entwickelten sich die Preise gut. Auf stabilem Niveau ist die erzeugte Milchmenge geblieben, die Preise dafür gingen im Laufe des Jahres nach oben. Insgesamt sei einmal mehr bewiesen worden, dass die hierzulande gegebene flächengebundene Tierhaltung samt weitgehend hofeigener Futtererzeugung sich in Krisenzeiten bewähre, so Waldenberger. Im Gegensatz dazu seien die Produktionsrückgänge in industriell geprägten Tierhaltungsländern deutlich stärker ausgefallen.
Auf jeden Fall war die Landwirtschaft im vergangenen Jahr mit noch nie dagewesenen Preissteigerungen konfrontiert. Die Tatsache, dass die Erzeugerpreise teils nicht in ähnlichem Tempo nach oben gegangen sind, hat auch zu wirtschaftlich prekären Situtationen auf den Betrieben geführt und sich negativ auf deren Liquidität ausgewirkt. Von solchen Entwicklungen waren besonders der Tierhaltungs- und Veredelungsbereich betroffen. Umso wichtiger war es, dass von Seiten der Agrarpolitik rasch Entlastungspakete auf den Weg gebracht wurden. „Maßnahmen wie der Stromkostenzuschuss, die CO2-Abgabenrückvergütung, die befristete Mineralölsteuerrückvergütung und das Versorgungssicherungspaket haben in Summe etwa 300 Millionen Euro an Entlastungen ausgemacht, mit denen die angespannte Situation zumindest teilweise entschärft werden konnte“, hebt Waldenberger hervor.
Wald: Weniger Käfer und keine größeren Schadensereignisse
Was die Holzernte betrifft, so war 2022 ein günstiges Jahr dafür. Nach Jahren mit massivem Borkenkäferbefall und damit auch Überangebot an Holz lagen die Preise wieder auf einem höheren Niveau. Vor allem der Energie- und Brennholzmarkt profitierte von den globalen Ereignissen. „Was früher als Massenware galt, war auch aufgrund der angespannten Gasversorgungslage und einem Umdenken der Bevölkerung plötzlich gefragtes Gut“, sagt Waldenberger. Allerdings wirft der Klimawandel die Frage nach künftig sinnvollen Waldbeständen auf.
Nationaler Strategieplan früher als erwartet genehmigt
Der nationale Strategieplan zur Gemeinsamen Agrarpolitik ist 2022 bereits im September und damit früher als erwartet genehmigt worden. Für die Bäuerinnen und Bauern bedeute das Planungs- und Rechtssicherheit für die kommenden Jahre. Zudem sei es der Bauernvertretung gelungen, das Finanzvolumen für die heimische Landwirtschaft stabil zu halten.
„Wenn dem Jahr 2022 mit all seinen Krisen etwas Gutes abgerungen werden kann, dann die Tatsache, dass agrarische Produkte und Lebensmittel wieder verstärkt in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses gerückt sind und eine ausreichende Versorgung nicht mehr als selbstverständlich angesehen wird“, fasst Waldenberger zusammen.
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