Der Dachverband der europäischen Landwirte und Lebensmittelerzeuger, Copa-Cogeca, führte am Freitag einen Meinungsaustausch mit  EU-Ratspräsidentin Maria do Céu Antunes und dem ehemaligen Brexit-Verhandler Michel Barnier. Die Themen reichten von den Prioritäten der portugiesischen Ratspräsidentschaft bis hin zu den Auswirkungen des Post-Brexit.

Danach äußerten Copa-Präsidentin Christiane Lambert und Cogeca-Vizepräsidentin Agnieszka Maliszewska in einer Online-Pressekonferenz ihre Sorgen zur aktuellen Lage des europäischen Agrarmarktes.

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Copa-Präsidentin Christiane Lambert und Cogeca-Vizepräsidentin Agnieszka Maliszewska beim Online-Pressgespräch.

Der Handel zwischen EU und Großbritannien könnte durch zu viel Bürokratie gestört werden, so die beiden. Dabei sei es wichtig, den Markt nicht zu verlieren. “Wir müssen versuchen die Handelsbarrieren zu begrenzen und Herausforderungen, wie beispielsweise die Etikettierung, so schnell wie möglich zu regeln, um die Bürokratie zur reduzieren und den Austausch zu vereinfachen”, betonte Maliszewska. Das Abkommen mit dem Vereinigten Königreich sei sehr wichtig für die Kontinuität des EU-Agrarhandels. Das sei allerdings erst der Anfang der “neuen Realität”. Im Moment nehme man zwar keine größeren Störungen wahr, man bleibe aber vorsichtig.  

“Niemand hat mit der Pandemie gerechnet”

Auch in Bezug auf die Auswirkungen der Pandemie habe man die einzelnen europäischen Märkte sehr genau analysiert, führen die beiden Frauen aus. Im Gespräch mit Barnier sei auch Unterstützung seinerseits ausgedrückt worden. Die Herausforderungen betreffen nämlich nicht nur den Export, sondern vor allem auch den Gastronomie- und Tourismussektor, wo es europaweit aufgrund von Schließungen seit einem Jahr wenig bis kaum Umsatz gibt.  Für Maliszewska steht darüber hinaus aber fest: “Fast alle Bereiche sind betroffen – vom Pflanzenbau über den Weinhandel bis zu den Tischoliven”. 

Gleichzeitig sei die EU aber weit über ihre Grenzen hinaus bekannt für ihre hohen Standards, davon würden etwa hohe Ausfuhrzahlen zeugen, wie Christiane Lambert betonte. Gerade deshalb könne etwa das Mercosur-Abkommen, wie es derzeit ausgehandelt ist, nicht unterstützt werden. Wie berichtet sprechen sich Copa-Cogeca deutlich gegen die Bestrebungen der portugiesischen Ratspräsidentschaft zur Vorantreibung der Ratifizierung aus. Man wolle keine Form der Landwirtschaft importieren, “die wir in Europa nicht wollen”. Der Wettbewerbsnachteil für Europas Landwirtschaft wäre mit dem Abkommen in derzeitiger Form zu groß. 

Allgemein hofft aber auch Copa-Cogeca auf einen Aufschwung im internationalen Handel. Dass mit Ngozi Okonjo-Iweala erstmals eine Frau und erstmals auch aus Afrika die Geschicke der Welthandelsorganisation  (WTO) leiten wird, sieht man beim Dachverband als echte Chance. Der Neo-Generaldirektorin werden hohe Kompetenz zugesprochen. Neben der historischen Symbolik dieser Entscheidung sende die WTO mit dieser Ernennung allgemein eine starke Botschaft:  Den Wunsch, sich zu modernisieren und in Zeiten, in denen sich die Gesellschaft den Auswirkungen der Pandemie stellen und
gleichzeitig Ernährungssicherheit gewährleisten müssen, wieder eine federführende
Rolle einzunehmen.

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AUTORV.S.
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