Medial beinahe unbemerkt publizierte das Umweltbundesamt Mitte Jänner die Treibhausgas-Bilanz 2019-2020. Die Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft nahmen ab. Auch alle anderen Sektoren wurden durch die Corona-Pandemie eingebremst. Eine Gegenbewegung sei nicht ausgeschlossen.
Jährlich publiziert das Umweltbundesamt (UBA) seine Bilanz. Welchen Anteil die Landwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen hat, lässt sich anhand der drei mit Abstand wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) bewerten. Zudem spielt Ammoniak, welches in Österreich hauptsächlich von der Landwirtschaft emittiert wird, eine nicht unerhebliche Rolle. Zum Zwecke der Vergleichbarkeit werden alle Treibhausgase in CO2-Äquivalente umgerechnet.
Insgesamt sind in Österreich die Treibhausgas-Emissionen von 2019 auf 2020 um 7,7% gesunken und liegen bei 73,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Das bedeutet ein Minus von rund 6,1 Mio. Tonnen im Vergleich zum Jahr 2019. Insbesondere die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie sollen diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt sank 2020 pandemiebedingt im Vergleich zum Vorjahr um rund 6,7%.
Die Anstiege im Bevölkerungswachstum und bei den Heizgradtagen – zwei weitere wesentliche Einflussfaktoren für die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen – fielen hingegen im langfristigen Trend durchschnittlich aus. Angesichts der globalen Entwicklungen sind dies gute Nachrichten. Dennoch wollen die Experten des UBA den Tag nicht vor dem Abend loben. Für 2021 gehen diese wieder von einer Zunahme der Treibhausgas-Emissionen von rund 4 % aus.
Pandemie legte viele Lebensbereiche lahm
Grund für die geringeren Emissionen ist laut Günther Lichtblau, dem Klimaexperten im UBA, das Entschleunigen vieler Lebensbereiche während der Coronapandemie. „Das Virus hat sich drastisch auf viele Wirtschafts- und Lebensbereiche ausgewirkt und damit auch zu einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen geführt.“ Für 2021 erwartet Lichtblau wieder eine Emissionszunahme – wegen der weitgehenden Normalisierung in der Produktion und auch im Verkehr.
Die größte Reduktion verzeichnet pandemiebedingt der Verkehrssektor mit minus 13,5%. Bei den Energie- und Industriebetrieben außerhalb des Emissionshandels sind es minus 2,7%. Geringe Rückgänge sind auch bei den Gebäuden (- 0,4 %), und in der Landwirtschaft (- 0,2 %), zu verzeichnen. Im Sektor Abfallwirtschaft (- 2,8 %) und bei den F-Gasen (- 4,3 %), setzen sich die abnehmenden Trends der vergangenen Jahre fort.
Hebelwirkung der Landwirtschaft eher gering
Der Sektor Landwirtschaft in Österreich hat mit einen Anteil von rund 10 % an den innerhalb Österreichs ausgestoßenen Treibhausgas-Emissionen einen vergleichsweise geringen Hebel. Österreich liegt mit diesem Wert etwa im EU-Durchschnitt. Dennoch können und müssen laut Experten auch in der Landwirtschaft Maßnahmen betroffen werden, um die Klimaziele Österreichs bis 2040 und jene der EU-Kommission bis 2050 zu erreichen. Insgesamt ergibt sich für die Emissionen, die im Klimaschutzgesetz geregelt sind, eine Reduktion von 7,2%. Für Unternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind, zeigt die Treibhausgas-Bilanz ebenfalls eine deutliche Reduktion von minus 8,6%.
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