Stefan Lindner ist 46 Jahre alt, zweifacher Familienvater und bewirtschaftet mit seiner Familie den „Schörgerer- Hof“ mit 45 Milchkühen in Oberndorf. Stefan Lindner kennt das Milchgeschäft wie kaum ein anderer. Bereits seit über zehn Jahren steht er der Tirol Milch, welche seit 2010 im Verbund der Berglandmilch wirtschaftet, als Obmann vor.
Lindner ist in der Milchwirtschaft und der österreichischen Rinderzucht bestens vernetzt. Neben seiner Tätigkeit bei Tirol Milch und Berglandmilch engagiert sich Lindner auch in der nationalen Interessensvertretung der österreichischen Rinderzüchter und steht dieser als Obmann vor. Um sich voll und ganz der neuen Aufgabe in der Berglandmilch widmen zu können, wird er jedoch diese Funktion, sowie auch die Obmannschaft bei der Tirol Milch in den nächsten Monaten in neue Hände legen.
Mit Stefan Lindner konnte ein ausgewiesener Experte als oberster Eigentümervertreter von Österreichs größter Molkereigenossenschaft gewonnen werden. Berglandmilch setzte im Jahr 2021 mit über 1.500 Mitarbeiter knapp 1 Mrd. Euro um und zählt damit zu einem der größten Lebensmittelhersteller in Mitteleuropa. Die Berglandmilch ist dabei eines der wenigen Unternehmen in dieser Größenordnung, welches noch in ausschließlichem Bauerneigentum steht. Die Tiroler Bauernzeitung hat mit Stefan Lindner gesprochen.
Herr Lindner, wir gratulieren Ihnen zur Obmann-Wahl. Als oberster Eigentümer-Vertreter von einem der größten Lebensmittelhersteller Österreichs ist damit auch eine große Verantwortung verbunden. Was überwiegt aktuell, der Respekt oder die Freude an der neuen Aufgabe?
Lindner: Danke für die Gratulation. Es ehrt mich natürlich, wenn großes Vertrauen in einen gesetzt wird. Ich werde mit Demut und großer Motivation an die neue Aufgabe herangehen. So gesehen überwiegt die Freude mitgestalten zu können und die Interessen von mehr als 9.000 heimischen Bauernfamilien vertreten zu dürfen.
Sie stehen als erster Tiroler an der Spitze der Berglandmilch. Die Mehrheit der Milchbauern der Berglandmilch wirtschaftet in Oberösterreich. Warum fiel die Wahl der 9.000 Berglandmilchbauern auf einen Tiroler?
Die Berglandmilch im allgemeinen und unsere Milchbauern im Besonderen denken Gott sei Dank nicht mehr in Bundesländerkategorien. Als Berglandmilch haben wir Milchlieferanten in 6 Bundesländern. Die großen Themen und Herausforderungen für uns Milchbauern sind in Tirol nicht anders als in Kärnten, der Steiermark oder in Oberösterreich. Gerade in Zeiten wie diesen ist es für uns Bäuerinnen und Bauern wichtig geeint aufzutreten.
Sie gelten als bestens vernetzter Branchenkenner. Wo sehen Sie die großen Herausforderungen der österreichischen Milchwirtschaft und wie stellt sich die Berglandmilch auf diese Herausforderungen ein?
Unsere Bauerngenossenschaft Berglandmilch ist eine Vorteilsgemeinschaft für unsere bäuerlichen Eigentümer. Es sind mir daher Themen einer gesicherten Milchabholung, eines wettbewerbsfähigen Milchpreises und einer umfassenden Unterstützung unserer Milchbauern in allen Bereichen sehr wichtig.
Im Unternehmen werden wir verstärkt auf regionale Wirtschaftskreisläufe setzen. Wir stellen unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen um. Anstatt Erdgas setzen wir zunehmend auf Biomasse, welche vorrangig aus den Wäldern unserer bäuerlichen Eigentümer stammt. Die Tirol-Milch Molkerei Wörgl, die erste klimapositive Molkerei Europas, dient uns dabei in vielem als Best-practice-Beispiel.
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- Berglandmilch ByDanielaKoeppl HR 210507094739: Daniela Koeppl