Wie fast in jedem Bereich des Lebens gilt auch in der Landwirtschaft: des einen Glück ist des anderen Leid. Denn während das Grünland von den kühlen Frühlingsmonaten profitierte und wenig Schäden durch die vielen Frostnächte nahm, war der heimische Obstbau mit einer der größten Krisen der vergangenen Jahre konfrontiert.
Erholung für das Grünland
Der April ist seit drei Jahrzehnten der trockenste Monat in der Vegetationsperiode. So auch heuer. Schnell kam daher bei den Bäuerinnen und Bauern die begründete Besorgnis auf, 2020 reihe sich nach 2018 und 2019 nahtlos in die Reihe der Dürrejahre ein. Doch mit den Ende April einsetzenden Niederschlägen kam die Entwarnung.
„Die Grünlandbestände erholten sich überraschend rasch und gut, sodass letztlich der erste Aufwuchs meist sehr zufriedenstellende Erträge mit guten Qualitäten brachte. Die Witterung bis in den Juli war geprägt von Westwetterlagen mit warmen Temperaturen und immer wieder ausreichenden Niederschlägen – ein ausgesprochen gutes Grünlandwetter“, so der neue Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. Auch die Erträge des zweiten und dritten Aufwuchses waren durchwegs gut, sodass vom heutigen Standpunkt aus die Futtervorräte wohl vielenorts wieder aufgefüllt werden können.
Nichtsdestotrotz haben sich die Folgen der ausgeprägten Trocken- und Hitzeperioden der Vorjahre in den Pflanzenbeständen manifestiert. Arten wie Schafgarbe, Ferkelkraut und Gundelrebe, die von den Nutztieren nur ungern gefressen werden, haben sich im Grünland ausgebreitet. „Es wird noch weitere Jahre mit guten Niederschlägen brauchen, damit sich Futtergräser, Klee und wertvolle Kräuter wieder durchsetzen können und hochwertiges Wirtschaftsgrünland zur Verfügung steht“, betont Feitzlmayr.
Obstbau: Enorme Ernteausfälle
Insgesamt sieben Frostnächte in März und April richteten große Schäden im Obstbau an. Die Marille etwa fiel – trotz Heizkanonen und Frostschutzberegnung – zu 95 Prozent aus. Auch 60 Prozent der Kirschenernte sowie ein großer Teil der Apfelblüte fielen den nächtlichen Minustemperaturen zum Opfer. Etwas besser sieht die Bilanz bei den Erdbeeren aus. Ihnen kamen die kühle Witterung sowie die Mai-Niederschläge zugute. Durch die Frostschäden konnten dennoch statt zehn Tonnen pro Hektar nur sieben bis acht Tonnen geerntet werden.
Gute Bilanz im Gemüsebau
Das Frischgemüse zog großen Nutzen aus der warmen Witterung im April und den kühleren und regenreichen Monaten Mai und Juni. Die Erzeugerpreise – mit Ausnahme der Zwiebel – liegen bis dato leicht über dem Vorjahres-Durchschnitt. Auch für Kohl- und Wurzelgemüse war es witterungsmäßig bislang ein perfektes Jahr.
Sorgenkind im heurigen Gemüsejahr ist aufgrund der wenig optimalen Wuchsbedingungen die Ein-legegurke. Bis Ende Juli hatten viele Betriebe erst 35 Prozent der Vertragsmenge erreicht. Dank der guten Wetterlage der vergangenen Wochen hat sich die Lage jedoch gebessert. Laut Stefan Hamedinger, Gemüsebaureferent der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, sind mittlerweile mehr als 60 Prozent der Vertragsmenge erreicht. Dennoch werde es voraussichtlich längere Anlieferungszeiten geben.
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- Erntebilanz: LK OÖ