Ein echter Überraschungserfolg. Das verfilmte Schicksal einer Bauernfamilie brachte der aus Katalonien stammenden Filmegisseurin Carla Simon im vergangenen Februar mit dem „Goldenen Bären“ den Hauptpreis für den besten Film bei der diesjährigen Berlinale. Als bestem von insgesamt 18 Filmen aus 17 Ländern.

Alcarràs handelt vom Ende einer Pfirsichplantage, die einem Solarpark weichen muss. Das ist allerdings nur die vordergründige Geschichte. Regisseurin Simon verknüpft damit auch das Schicksal einer Familie von Obstbauern, die ihre Lebensgrundlage verliert sowie den Wandel vom bäuerlichen Familienbetrieb hin zu einer kapitalgesteuerten Dienstnehmerlandwirtschaft.

In Alcarràs, einem Dorf im ländlichen Katalonien, ist wieder die Zeit der Pfirsichernte. Familie Solé versammelt sich wie schon seit Jahrzehnten zur Ernte. Diesmal tragen die Bäume gut. Zuerst werden die schönen roten gepflückt, dann die kleineren Weinbergpfirsiche. Zum Schluss die großen gelben. Diese behält die Familie für sich. Sie werden geputzt, geschält, entkernt und eingelegt. Jedoch schwebt über der Ernte der Abschied. Wie ein Gewitter zieht eine Lastwagenkolonne auf. Es ist die letzte Ernte. Bald fährt Bagger vor und wird die Bäume roden. Denn obgleich die Solés das Feld seit Generationen bewirtschaften, sind sie machtlos gegen die Entscheidung des Grundstückseigentümers, statt der Bäume eine Photovoltaikanlage installieren zu lassen. Es gibt nur einen mündlichen Pachtvertrag.

Goldener Bär allen Bauern gewidmet

Carla Simóns Film hat autobiographische Züge. Auch Ihre eigene Familie hat in Alcarràs selbst Pfirsiche gezogen. Die Regisseurin hat den Film ausschließlich mit Laiendarstellern gedreht. Die Rollen hat sie mit Landwirten aus der Region besetzt, die auch selbst Boden bewirtschaften, eine echte Bindung zu ihm haben und die auch wissen, was es heißt, ihn zu verlieren. Als Kontrast dazu stellt Simón das unbeschwerte Spiel der Kinder, die ihre Ferien hier verbringen. Gewidmet hat die Regisseurin den Preis allen Bauern, die dafür sorgen, dass andere Menschen Lebensmittel auf dem Tisch haben. Laut übereinstimmenden Rezensionen hat „Alcarràs“ die wohl bezauberndsten Bilder des Festivals eingefangen. Der Film gehörte zu den bewegendsten der Berlinale 2022. In Österreich kommt „Alcarràs“ im August in die Kinos.

www.berlinale.de

- Bildquellen -

  • Alcarràs II: Avalon Distribución Audiovisual
- Werbung -
AUTORHans Maad
Vorheriger ArtikelGrünes Klassenzimmer wird nun zur Realität
Nächster Artikel„Steyr-grean“ ist Kult