Der aktuelle Umgang mit unserer Umwelt und den natürlichen Ressourcen unseres Planeten wird gravierend die Lebensqualität künftiger Generationen prägen. Die Land- und Forstwirtschaft stellt dabei eine besondere Schlüsselrolle dar, denn sie ist nicht nur die am meisten verbreitete Landnutzungsform, sondern kann auch je nach Praxis die Umwelt stark im Positiven wie auch im Negativen beeinflussen.
In Europa allgemein und in Österreich im Speziellen findet eine sehr scharfe Abgrenzung zwischen der Land- und der Forstwirtschaft statt. Diese Trennung hat soziale, kulturelle und wirtschaftliche Gründe und führt dazu, dass die Flächen nicht immer optimal und Standort angepasst bewirtschaftet werden bzw. dass mögliche Synergien durch räumliche Nähe beider Bewirtschaftungsformen nicht stattfinden können.
Agroforstwirtschaft ist die Integration von Baum- oder Gehölz-Elementen in landwirtschaftliche Nutzungsformen auf der gleichen Fläche, sodass positive Effekte entstehen, die in der jeweiligen Reinkultur nicht entstehen würden.
Diese Effekte sind nicht nur ökonomischer Natur, wie Klimaanpassung, Ertragsdiversifizierung und Steigerung der Flächenproduktivität, sondern auch ökologischer Natur wie Schaffung von Biotopen, Speicherung von Kohlenstoff und Bodenschutz.
Das gesellschaftliche Festhalten an der scharfen Trennung zwischen Wald und Acker bzw. Grünland durch Instrumente wie Forstgesetz, Gemeinsamer Agrarpolitik und Ähnlichem erschwert bzw. verweigert den Landbewirtschafter_innen diese positiven Effekte freizuschalten. Dabei sind nicht nur die einzelnen Betriebe in ihrem Wirtschaften eingeschränkt, sondern auch die Gesellschaft eines Potentials beraubt, Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Ressourcenverbrauch und ähnliche Umweltherausforderungen effizient zu begegnen. Dieses Potential wurde auch erst kürzlich in den von der Europäischen Kommission veröffentlichten Strategien Farm2Fork und Biodiversitätsstrategie deutlich hervorgehoben.
Deshalb fordert die ARGE Agroforst:
•Eine allgemeine Anerkennung der Tatsache, dass nur vielfältige, komplexe Landbewirtschaftungsformen den ökologischen Herausforderungen gerecht werden können, diese aber mit viel Aufwand und Kosten verbunden sind.
•Die Einsicht, dass unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Organisation Landbewirtschafter_innen dazu zwingt Strukturen zu vereinfachen und die Flächen an Profit und Verwaltung anzupassen.
•Eine rechtliche Absicherung, dass Baumstreifen (KUP, Wertholz, Windschutz, Fruchtnutzung) auf landwirtschaftlicher Nutzfläche nicht zu Waldflächen umgewidmet werden.
•Eine Förderabwicklung, die einer komplexen Kulturführung wie z.B. durch Agroforst, keine zusätzlichen Hürden auferlegt. Mit Baumreihen veredelte Acker bzw. Grünlandflächen sollen weiterhin DIZA, ÖPUL und AZ fähig sind.
Die ARGE Agroforst, bestehend aus Land- und Forstwirt_innen, Interessensvertretung, Wissenschaft und Beratung, will deshalb diese Themen in Zusammenarbeit mit sämtlichen Stakeholdern aufarbeiten und im Sinne der Gesellschaft Forst- und Landwirtschaft miteinander integrieren.