Immer präziser und flacher

Devise bei der Bodenbearbeitung: „So flach wie möglich, aber so tief wie notwendig.“

Elektronik, digitale Karten und Sensoren ermöglichen neue Wege in der Bodenbearbeitung.

Gerade bei der Bearbeitung des Ackers gilt es, nicht übers Ziel hinauszuschießen. Mit jedem Zentimeter tieferen Eingriff werden etwa 150 Tonnen Boden pro Hektar mehr bewegt. Damit verbunden ist eine Erhöhung des Dieselverbrauchs um rund einen Liter (pro Hektar). 

Gleichzeitig regt die Bodenbearbeitung die Mineralisierung an, was einerseits zur Freisetzung von Nährstoffen führt, andererseits aber auch zum Abbau von Humus. Letzterer erfüllt im Boden wichtige Funktionen, die die Widerstandsfähigkeit gegen Klimawandel und andere Stressoren erhöhen. So trägt die abgestorbene organische Substanz maßgeblich zur Ausbildung der Bodenstruktur bei, ist Lebensraum für Organismen, Speichermedium für Kohlenstoff, Wasser, Nähr- sowie Schadstoffe und steuert wesentlich das Nähr- und Schadstoffrückhaltevermögen. Zudem wird durch übermäßige und falsche Bodenbearbeitung etwa die Erosionsgefahr erhöht und es besteht beim Befahren von feuchten Äckern mit schweren Maschinen die Gefahr, die Erde zu verdichten.

Die Tendenz geht daher zu einer reduzierten und seichteren Bodenbearbeitung. Das kann man auch aus Neuheitenpräsentationen auf Landtechnikmessen ablesen, aber auch aus amtlichen Daten. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden etwa in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2022/23 nur noch 40 Prozent oder 4,6 Millionen Hektar der Äcker gepflügt. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2015/2016 als noch 53 Prozent (6,3 Mio. ha) mit diesem konventionellen Verfahren bearbeitet wurden.
Mittlerweile setzen die landwirtschaftlichen Betriebe häufiger konservierende Bodenbearbeitungsverfahren ein. Diese „pfluglosen“ Verfahren mit Grubber oder Eggen erhalten die Bodenstruktur besser, da sie den Boden lediglich auflockern und nicht wenden beziehungsweise umpflügen.
Im Wirtschaftsjahr 2022/23 wurden auf knapp der Hälfte (49 %) des Ackerlandes konservierende Bodenbearbeitungsverfahren angewendet. 2015/16 hatte der Anteil noch bei 40 Prozent gelegen. Dem Direktsaatverfahren (No-Till) kam auch 2022/23 mit nur 1 Prozent der Ackerfläche geringe Bedeutung zu.

Ultraflache Technik

Zur (ultra-)flachen Bodenbearbeitung haben die Hersteller in den vergangenen Jahren zahlreiche Geräte vorgestellt. Ob nichtwendend oder wendend, ob gezogen oder mit Zapfwelle aktiv angetrieben, das angebotene Maschinenspektrum wie auch die unterschiedlichen Werkzeuge sind inzwischen breit und facettenreich.

Um im ersten Arbeitsgang nach der Ernte das Bodenwasser möglichst zu konservieren und für die Keimung von Ausfallgetreide, Beikrautsamen oder eine nachfolgende Zwischenfrucht optimal nutzen zu können, sollte bei der Stoppelbearbeitung möglichst flach gearbeitet werden. Diesbezüglich ging auf der Agritechnica 2023 ein „Innovation Award“ in Silber an den GrindStar von Saphir. Er arbeitet mit passiv rotierenden Rotoren, die den Boden ultraflach, bis zwei Zentimeter tief, bearbeiten. Der Zugkraftbedarf liegt dabei laut Firmenangaben auf einem ähnlichen Niveau wie bei einem Striegel, jedoch soll die Maschine die vom Mulcher bekannte Konditionierungsintensität der Erntereste erreichen.

Teilflächenspezifische Bodenbearbeitung

Wichtig ist auch Präzision. Inzwischen stehen schon Geräteassistenten für das optimale Einstellen von Bodenbearbeitungsgeräten (etwa Cemos von Claas) zur Verfügung. Auch teilflächenspezifische Bodenbearbeitung ist möglich. 

Die Innovation Farm in Wieselburg hat von Lemken das System iQblue connect in Verbindung mit einem aufgesattelten Karat-Grubber und den ISOBUS-Baustein „TIM“ (steht für Tractor Implement Management) getestet. Die Soll-Werte für die Bearbeitungstiefe stammen aus Daten einer Applikationskarte. Die Ergebnisse des Versuches bestätigten, dass neben Treibstoff auch Arbeitszeit eingespart wird. „Damit ist es erstmalig möglich, einem konkreten Bodenzustand eine konkrete Bearbeitungstiefe zuzuordnen. Die Arbeitstiefe ist also ein Wert, der aus Messdaten abgeleitet werden kann und nicht mehr (nur) das Ergebnis einer individuellen Einschätzung ist“, war das Fazit der Tester. Der Hersteller Lemken hat inzwischen das iQblue tool monitoring vorgestellt (siehe Info-Kasten).

AUTOMATISCHE ANALYSE: Zur Erreichung eines hohen Autonomiegrades ist sensorgestützte Kontrolle unverzichtbar. iQblue tool monitoring soll die Überwachung des Werkzeugzustandes im laufenden Einsatz eines Grubbers ermöglichen und einen möglichen Werkzeugverlust sowie den Scharverschleiß detektieren. Dazu werden während des Wendevorgangs am Vorgewende die Kamerabilder vom ausgehobenen Arbeitsgerät über einen KI-Algorithmus analysiert. Auf der letzten Agritechnica gab es dafür einen Innovation-Award für Lemken.

Erste Kreiselegge mit E-Antrieb

Quelle: Alpego
Alysium von Alpego: eigener Elektroantrieb statt über die Zapfwelle

Auf der Landtechnikmesse EIMA in Italien wurde im Herbst 2024 eine Drei-Meter-Kreiselegge, die mit 700 Volt Gleichstrom angetrieben wird, als „Technische Innovation“ von einer Expertenjury ausgezeichnet. Fünf Elektromotoren sind auf der Egge Alysium von Alpego montiert. Die Motoren werden dabei so gesteuert, dass unabhängig von der Belastung des einzelnen Getriebes die gewünschten Arbeitsparameter exakt eingehalten werden. Die Egge könnte künftig die Anpassung an unterschiedliche Verhältnisse in Echtzeit ermöglichen, etwa an feuchte oder besonders harte Böden, heißt es.

 

 

 

- Bildquellen -

  • Bildschirmfoto 2025 03 16 Um 15.01.20: Alpego
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AUTORMichael Stockinger
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