Am Montag vergangener Woche diskutierte der Landwirtschaftsausschuss im EU-Parlament den Entwurf eines Entschließungsantrags zum Schutz der Viehwirtschaft und der Wölfe in Europa. Simone Schmiedtbauer, eine starke Stimme des Bauernbundes in Brüssel, machte sich für einen realistischen Umgang mit dem Problem stark: „In ganz Europa steht die Landwirtschaft vor dem Problem mit dem Umgang mit großen Beutegreifern. Es kann nicht sein, dass eine Spezies über alle anderen gestellt wird. Für uns in Österreich ist die Bewirtschaftung der Almen, der Auftrieb der Tiere sowie die Pflege dieser einzigartigen Landschaft ein Kulturgut und ein jeder von uns, jede Bäuerin und jeder Bauer, macht das mit viel Herzblut, Leidenschaft und Arbeitsfreude. Sie zu unterstützen, muss unsere Aufgabe auf EU-Ebene sein.“
Land- und Almwirtschaft
wichtiger als Wolf und Bär
„Wenn man glaubt, Zäune, Nachtpferche, Herdenschutzhunde und Hirten sind die Zukunft der Weide-, Berg-, Land- und Almwirtschaft, dann kennt man schlicht die Gegebenheiten der alpinen Regionen nicht“, zeigte Simone Schmiedtbauer die Zusammenhänge auf: „Der Umweltausschuss auf europäischer Ebene fordert immer mehr Tierwohl. Mit der Weide- und Almwirtschaft erfüllen wir dieses Tierwohl in der Nutztierhaltung auf höchstem Standard – Wolf und Bär machen diese Praktik aber unmöglich. Auch der Schutz der Bevölkerung im Tal beruht zu einem großen Teil auf der Bewirtschaftung der Hochflächen: Durch das Auftreiben der Tiere wird der Boden verdichtet, was Muren- und Lawinenereignisse vorbeugt.“ Dem Argument, dass die Rückkehr der Raubtiere Biodiversität bringe, setzte Schmiedtbauer entgegen: „Nicht nur die Präsenz von Großraubtieren, sondern auch die Bewirtschaftung der Almen führt zu Biodiversität – und das in einem viel größeren Ausmaß.“
Gegenüber dem Umweltausschuss sprach Schmiedtbauer eine Einladung zum Lokalaugenschein auf österreichische Almen aus, um dem Ausschuss den Ernst der Lage darzulegen. „Ich war schon oftmals selbst vor Ort und kenne auch Fotos und Videos von den fürchterlichen Raubtierrissen. Wolf und Bär sind ein Problem. Dieser Tatsache müssen wir ins Auge blicken. Dass wir im ‚kleinen‘ Österreich Hunderte von Rissen hinnehmen müssen, bringt das Fass zum Überlaufen. Wir müssen handeln, die Grundlage für eine sachliche Diskussion muss hergestellt werden“, führte die EU-Abgeordnete aus.
Forderung: Management über
die Ländergrenzen hinaus
Die Entschließung des Europäischen Parlaments zum Schutz der Viehwirtschaft und der Wölfe in Europa, an der neben Simone Schmiedtbauer unter anderem auch der Südtiroler EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann mitgearbeitet hat, setzt sich vor allem für eine europaweite Betrachtung der Wolfspopulation ein. „Durch seine hohe Mobilität kann der Wolf in kürzester Zeit zwischen Ländern, in denen ein günstiger Erhaltungszustand erreicht wurde, und Ländern, in denen er streng geschützt ist, wechseln. Um ein realistisches Management durchführen zu können, brauchen wir deshalb eine grenzübergreifende Sicht auf die Raubtierpopulation.“ Auf Tirol bezogen wurde beispielsweise aktuell ein Wolf innerhalb kurzer Zeit im Ötztal, Oberinntal und in Bayern nachgewiesen.
Ende Februar wird der Agrarausschuss über den Entschließungsantrag abstimmen. Die finale Abstimmung im Plenum des EU-Parlaments sollte im Frühjahr erfolgen.