Blockhaus war einmal. Wer heute ein Gebäude aus Holz in Massivbauweise errichten will, der kommt an Brettsperrholz nicht vorbei. Es handelt sich dabei um Massivholztafeln, die aus zumindest drei Lagen gehobelter Bretter zusammengeklebt sind. Anders als bei Leimbindern, auch Brettschichtholz (BSH) genannt, bei denen die Brettlagen in Faserrichtung verleimt sind, werden beim Brettsperrholz die einzelnen Lagen über Kreuz verklebt. Auf diese Besonderheit im Aufbau geht auch die englische Bezeichnung Cross Laminated Timber (CLT) zurück, unter der die Platten international gehandelt werden.
Zwei Drittel der weltweiten Produktion aus Österreich
Federführend entwickelt wurde diese Art von Holzbauplatten in den 1990er-Jahren am Institut für Holzbau und Holztechnologie der Technischen Universität Graz. Die TU-Graz kann bis auf den heutigen Tag eine weltweite Technologieführerschaft für sich beanspruchen. Dies führte beispielsweise vor knapp einem Jahr zu einem Abkommen der TU-Graz mit japanischen Regierungsstellen über Forschungs- und Austauschprogramme zur Bauweise mit Brettsperrholz. Aufgrund der extremen Erdbebensicherheit der CLT-Gebäude und der einfachen Verarbeitbarkeit der Massivholzplatten sollen diese beim Hausbau in Japan flächendeckend zum Einsatz kommen. Nach Erhebung der TU-Graz stammen derzeit etwa zwei Drittel der weltweit hergestellten Brettsperrholzplatten aus Österreich, was die Position unseres Landes als “europäischer Holzexportmeister” weiter gefestigt hat.
2800 Einfamilienhäuser pro Jahr
Zu den Holz verarbeitenden Betrieben in Österreich, die früh auf den CLT-Zug aufgesprungen sind, gehören die zum finnisch-schwedischen Stora Enso-Konzern gehörenden Sägewerke in Bad St. Leonhard in Kärnten und in Ybbs an der Donau in Niederösterreich. Auf dem Kärntner Standort hat Stora Enso bereits im Jahr 2008 ein CLT-Werk mit einer Jahreskapazität von 65.000 Kubikmetern errichtet. In Ybbs folgte im Jahr 2011 eine Anlage mit 75.000 Kubikmetern. Zusammengenommen können mit dem Plattenausstoß der beiden Werke jährlich mehr als 2800 Einfamilienhäuser errichtet werden. Laut Stora Enso Manager Herbert Jöbstl ist die Nachfrage derzeit so groß, dass in Bad St. Leonhard eine Kapazitätsausweitung und in Ybbs die Umstellung auf Vierschichtbetrieb in Vorbereitung sind. Zudem ist nach dem erfolgreichen österreichischen Vorbild gerade eine Machbarkeitsstudie für ein CLT-Werk in Südschweden in Arbeit. Die wichtigsten Absatzmärkte für CLT-Tafeln aus Österreich liegen derzeit im Land selbst (ca. 40 %) in Deutschland (25 %) und in Norwegen (17 %). Aufgrund logistischer Vorteile liegt der Absatzschwerpunkt auch weiterhin in Mitteleuropa. Viele große Projekte mit CLT-Bauemelementen konnten aber auch bereits außerhalb Mitteleuropas und sogar in Übersee umgesetzt werden. Zu den Vorzeigeprojekten mit CLT-Elementen aus Österreich zählen unter anderem eine Forschungsstation in der arktischen Eiswüste nahe dem Nordpol und eine Bibliothek im Hafen von Melbourne in Australien. Auch nach Finnland (!), wo es an Holz wahrlich nicht mangelt, werden CLT-Elemente aus Österreich exportiert. Ein fertiges Projekt ist beispielsweise das Haltia Nature Center in Nuuksio. Beim Schnittholzabsatz – das Werk Ybbs zählt mit einer Holzverarbeitungsmenge von jährlich rund einer Million Festmetern zu den größten in Europa – geht der größte Teil nach Japan (40 %). Nur etwa 20 % der Jahresproduktion verbleiben im Land; die Exportquote beträgt somit knapp 80 %. Wachsende Märkte für Schnittholzprodukte sieht Jöbstl vor allem im asiatischen Raum, insbesondere in China.
Rosenstatter: “Holz nutzen ist Klimaschutz”
Besonders wichtig für die heimische Holzwirtschaft ist das Rohstoffaufkommen. Seitens Stora Enso unternehme man große Anstrengungen, um das Holzaufkommen zu steigern, erläutert Holzeinkaufsleiter Norbert Hüttler. Vor allem im Kleinwald würden noch bedeutende Mengen brachliegen. Man sei bemüht, alle Kontakte zu nutzen, wie Waldverbände, Lagerhausgenossenschaften oder Holzhandelsbetriebe. Auch der Direktkontakt zu den Waldbesitzern werde forciert. Rudolf Rosenstatter, selbst Waldbauer und Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier, unterstützt diese Bemühungen. Er setzt sich ein für eine Berücksichtigung der Waldbauern im Programm Ländliche Entwicklung, um das Holzaufkommen aus heimischen Wäldern weiter zu erhöhen. Denn Holz nachhaltig zu nutzen diene dem Klimaschutz am besten.
Umwelt: Bauen mit Holz ist Klimaschutz
Kohlenstoff ist in Holzprodukten langfristig gebunden. Somit sind Häuser, was den CO2-Speicher betrifft, wie ein zweiter Wald zu sehen. Alleine in Österreich binden Holzhäuser circa 1,4 Millionen Tonnen CO2. Untersuchungen der Universität Hamburg haben gezeigt, dass ein einziges Holzhaus je nach Größe bis zu 30 Tonnen CO2 speichern kann. Zusätzlich ersetzt Holz Baustoffe wie Ziegel oder Beton, deren Herstellung CO2-intensiv ist. Dazu kommt, dass der Baustoff Holz am Ende seiner Nutzung nicht aufwendig entsorgt werden muss, sondern zuletzt als Energieträger zum Einsatz kommen kann. Holz ersetzt dabei fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas und trägt zur weiteren CO2-Einsparung bei. Quelle: www.proholz.at