100 Jahre und mehr in ­direkter Linie am Hof

Mehr als 12.000 Eintragungen machen des „Goldenen Ehrenbuch der Bauernschaft NÖ“ zu einem wertvollen zeitgeschichtlichen Dokument. Eine Erfolgsgeschichte, die weitergeschrieben werden soll.

Das Jubiläumsjahr 2022, in dem nicht nur 100 Jahre Niederösterreich sondern auch 100 Jahre Landwirtschaftskammer Niederösterreich gefeiert wird, nimmt der NÖ Bauernbund zum Anlass, einmal mehr auf das „Goldene Ehrenbuch der Bauernschaft Niederösterreich“ aufmerksam zu machen. „Weil wir damit einmal mehr zeigen, dass unsere Bäuerinnen und Bauern nicht in Quartalen, sondern in Generationen denken und wirtschaften“, wie Bauernbunddirektor Paul Nemecek betont.

Interesse bis 30. Juni bei den Ortsbauernratsobleuten melden

All jene, die die Anforderungen für eine Eintragung erfüllen, sollten sich bis zum 30 Juni bei den zuständigen Ortsbauernratsobleuten melden, der alle weiteren Schritte in die Wege leiten wird. Im Herbst werden die Urkunden feierlich überreicht.
„In harten Zeiten angelegt Anno Domini 1929 unter dem derzeitigen Bundesausschuss des niederösterreichischen Bauernbundes. Obmann: Josef Reither“. Diese eindrucksvollen Worte sind auf der ersten Seite des ersten Bandes des Ehrenbuches zu lesen. Und es waren wahrlich harte Zeiten, in denen die Idee entstand, alteingesessene Bauernfamilien quasi in ein Verzeichnis bäuerlichen Adels aufzunehmen und so das Selbstverständnis der Bäuerinnen und Bauern zu stärken.
Mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise hatte der zwar bescheidene, aber doch spürbare Aufschwung der österreichischen Wirtschaft – und damit verbunden auch der Landwirtschaft – nach dem Ersten Weltkrieg ein jähes Ende gefunden. Mit der großen Arbeitslosigkeit sank der Durchschnittsverbrauch bei Lebensmitteln auf etwa ein Drittel des Normalverbrauches. Das führte zu Absatzschwierigkeiten bei Agrarprodukten und nicht nur die Viehpreise sanken ins Bodenlose. Den Höfen fehlte das nötige Geld für notwendige Investitionen, viele Bauern verschuldeten sich. Diese Entwicklungen ebneten den Boden für politische Versuchungen und Versucher, die den Menschen eine Anlehnung an den größeren Nachbarn Deutschland schmackhaft machen wollten.
Der NÖ Bauernbund sah sich gefordert, der Landflucht entgegenwirken und die nachkommende Generation daran zu erinnern, was ihre Vorfahren für sie geschaffen hatten. Wie dem in Leder gebundenen Buch weiter zu entnehmen ist, war es die Idee des Bauernrates Hans Engel­brechtsmüller, der damit „dem Sohne ein ,Memento‘, ein ,Bedenke‘ zurufen wollte.“ Er wollte damit die jungen Männer an den Wert von Grund und Boden als Sicherheit erinnern und sie davor warnen „im Strudel der Großstadt – als eine Null – untergehen zu müssen.“
So wie vor fast 100 Jahren wird die Eintragung in das „Goldene Ehrenbuch“ mit einer kunstvoll gestalteten Urkunde bestätigt.

Eintrag  in das Goldene Buch der Bauernschaft Niederösterreich

Eine Eintragung kann erfolgen, wenn eine Bauernfamilie
◊ mehr als 100 Jahre in direkter Linie am selben Hof
◊ oder 200 Jahre im selben Ort
auf eigenem Grund und Boden Landwirtschaft betreibt.
Der Nachweis kann erbracht werden:
◊ mittels Auszugs aus den Pfarrmatrikeln
◊ mittels Eintrag aus gemeindeeigener Ortschronik
◊ mittels entsprechender Dokumente aus Gemeindearchiven
Mehr Informationen gibt es im Büro des NÖ Bauernbundes:
Telefon: 02742/9020-2240, E-Mail: neugschwendtner@noebauernbund.at

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AUTOREva Riegler
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