Wird „Bio“ in Deutschland zu „Öko“?

Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.

Sensationsmeldungen auch aus Deutschland: Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) feiert ein „historisches Bio-Plus“ und erstmals mehr als 10 Prozent Anbaufläche. Für österreichische Verhältnisse (26%) mag das bescheiden klingen. Doch der deutsche Biomarkt hat gewaltig an Dynamik gewonnen. Das lag nicht zuletzt am Handel, der – Jahrzehnte später als in Österreich – Bio für sich entdeckt hat. Als vergangene Woche die Branche auf ihrer Leitmesse Biofach erstmals virtuell zusammentraf, war die lange Jahre heftig diskutierte „Fachhandelstreue“ völlig vom Tisch. Zwar halten immer noch einige Hersteller an ihrer Überzeugung fest, ihre unabhängige Markenware nur über den 100%-Bio-Fachhandel zu verkaufen. Doch mittlerweile laufen auch in Deutschland 60 Prozent aller Biowaren über Lidl, Aldi & Co. Damit gibt es Bedarf an Differenzierung. Schon 2019 hatte die Bohlsener Mühle – ein norddeutsches Pendant zu Sonnentor, nur für Backwaren – für Aufsehen gesorgt als es Bio auf seinen Kekspackungen demonstrativ durchstrich und durch Öko ersetzte. Als Abgrenzung zum „Supermarktbio“. Die Biomühle aus der Lüneburger Heide ist nun auch bei den ersten Vertretern eines neuen, ganzheitlichen Labels: „We Care“. Der vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIbL) entwickelte Nachhaltigkeitsstandard fokussiert die Lieferkette. Ob Diskonter mit ihrer Einkaufspolitik da mitkönnen, wird sich zeigen. Auch einzelne Bildungseinrichtung mit Bio-Schwerpunkt erwägen, sich von Bio auf Öko umzubenennen. Allerdings in Abgrenzung zur Biotechnologie. Auch die wächst und gedeiht.

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  • Weber Thomas: Michael Mickl
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