BauernZeitung: Sowohl bei Getreide, Mais wie auch Ölsaaten gibt es Angebotsverknappung und drastische Preissteigerungen. Wo liegen derzeit die größten Herausforderungen für Misch­futtererzeuger?
Bauernfeind: Die Preissteigerungen bei Getreide und Ölsaaten resultieren nicht ausschließlich aus einer Verknappung, sondern aus einer allgemeinen Verunsicherung auf den Märkten. Das hat ja schon mit der Corona-Krise vor zwei Jahren begonnen. Seither gehen nicht nur die Rohstoffpreise kontinuierlich nach oben, ebenso die Preise für Nachprodukte aus der Lebensmittelindustrie oder aus der Ethanolproduktion. Obwohl wir uns am Ende der Corona-Krise wähnten und sich die Preise am Rohstoffmarkt – wenn auch auf hohem Niveau – wieder zu stabilisieren begannen, hat der Krieg die Preisspirale nach oben noch einmal neu befeuert. Nachvollziehbarerweise hat sich eine große Unsicherheit auf den Märkten breit gemacht. Auch Überreaktionen wie die Ankündigung Ungarns, den Handel zu beschränken, waren die Folge.
Die Märkte reagieren irrational, aus Angst, die Versorgung könnte zusammenbrechen. Dabei ist unserer Einschätzung nach die Lieferfähigkeit für agrarische Rohstoffe gesichert. Getreide ist und war trotz der schwierigen Situation stets handelbar, ebenso Ölschrote und Mittelproteine. Bei Weizenkleie, Maiskraftfutter oder Getreideschlempen, also bei den eiweißreichen Rückständen aus der Ethanolproduktion, sind die verfügbaren Mengen konstant. Im Falle von kurzfristigen Hamsterkäufen – wovon wir abraten – könnten diese Rohstoffe knapp werden. Mit einer angepassten Produktionsplanung können wir diese Engpasssituation aber vermeiden. Dringender Bedarf wird zeitgerecht gedeckt, und Einlagerungsware kann rasch nachgeliefert werden.
Verglichen mit dem ersten Corona-Lockdown vor genau zwei Jahren führen Vorbestellungen zu einer unnötigen Überforderung der Produktions- und Lieferkapazitäten. Wir raten daher von unmäßigen Bestellungen ab.

Könnte es mittelfristig zu Versorgungsproblemen in Österreich kommen?
Der Großteil der Rohstoffe bei Garant kommt aus Österreich und Zentraleuropa. Daher gehen wir davon aus, dass die längerfristige Versorgung gesichert ist. Lieferverzögerungen, etwa durch fehlende Transportkapazitäten, sind Teil unseres Geschäfts. Unser Risiko-Management und der genossenschaftliche Hintergrund mit den Lagerhäusern und der RWA helfen uns, diese Situation bestmöglich zu meistern. Und mit jedem Tag kommen wir der nächsten Ernte näher.

Wie lange reichen Ihre Lagervorräte in Österreich?
Im Moment sehen wir keine akuten Engpässe für unsere Produktion und bemühen uns, eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen. Unser weitreichendes Netzwerk unterstützt uns dabei.

In welchem Ausmaß werden sich die Futtermittel vermutlich verteuern?
Futtermittel sind in der Preisgestaltung sehr stark von Entwicklungen des Rohstoffsektors und der Preisentwicklung für Energie und Treibstoffe abhängig. Wir führen keine unvermittelten Preiserhöhungen durch, sondern geben höhere Rohstoffpreise schrittweise weiter.

Ist auch die Versorgung mit Sojaschrot gesichert? Wie wirken sich hier die Preissteigerungen aus?
Derzeit ist die Versorgung gesichert. Wichtig ist, dass die Lieferketten auch weiterhin intakt bleiben. Wenn aber der Länderprotektionismus Schule macht, könnte das die Situation deutlich erschweren. Ungarn gibt nach anfänglichen Liefer-Stopps im Moment die meisten Lieferungen wieder frei. Bei GVO-freiem Soja ist die Ukraine ein wichtiger Produzent und Lieferant. Sein Ausfall sollte innerhalb Europas aber ausgeglichen werden können.

Mais und Sojaschrot sind auch Rohstoffe für die Herstellung von Aminosäuren und Vitaminen. Drohen auch hier Verknappung und Teuerung?
Wir stellen noch keine Auswirkungen in diesem Bereich fest. Verteuerungen sind aber nie auszuschließen. Die Lieferketten sind derzeit in Takt und die Versorgung auf stabilem Niveau.

Wie stark ist hier die Abhängigkeit von China?
Seit Jahren haben sich die Produktionen wegen des Kostendruckes sukzessive nach China verschoben. Viele Aminosäuren und Vitamine werden nur noch dort hergestellt. Die große Abhängigkeit ist teilweise alternativlos. Es wäre für Europa ratsam, sich in allen Segmenten wieder mehr auf die Eigenversorgung zu konzentrieren.

Russland ist ein wichtiger Anbieter von Futterphosphaten. Was bedeuten die Sanktionen gegen das Land in diesem Bereich?
Garant spürt wie andere Mischfutterhersteller die Sanktionen, auch bei Phos-phat. Über unser Netzwerk arbeiten wir daran, uns auch aus alternativen Quellen abzusichern.
Man kann Phosphate teilweise durch Phytase ersetzen. Auch daran arbeiten wir.

Wie sieht es bei der Versorgung mit Phytase aus?
Phytase ist seit mehr als 20 Jahren ein wichtiger Bestandteil von Schweine- und Geflügelfutter, um die Phosphor-Verdaulichkeit zu verbessern und Emissionen zu reduzieren.
Ein vollständiger Ersatz von mineralischem Phosphor im Tierfutter ist aber noch nicht möglich. Engpässe bei Phytase erwarten wir derzeit nicht. Unsere Rezepturabteilung arbeitet daran, die Rezepturen an die geänderte Rohstoffsituation anzupassen.

Sollten Tierhalter größere Anteile ihres Bedarfs auf Lager legen?
Vorbestellungen führen zu einer unnötigen Überforderung der Produktions- und Lieferkapazitäten. Wir raten daher von Hamsterkäufen ab.

Interview: Hans Maad

- Bildquellen -

  • Garant: BZ/Maad
- Werbung -
AUTORRed. SN
Vorheriger ArtikelIm Krisenmodus
Nächster ArtikelDüngerpreise verfünffacht