Erst wenn die Ernte eingebracht ist, hat der Landwirt die Sicherheit, dass die Arbeit eines ganzen Jahres Früchte trägt“, erklärte Präsidentin Michaela Langer-Weninger bei der alljährlichen Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer. Bis dahin könnten Wetterkapriolen den Bäuerinnen und Bauern immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Das habe das heurige Jahr mit seinem trockenen Winter, kühlen Frühjahr und dem nassen Sommer leider deutlich gezeigt. Ohne die teils verheerenden Juni-Unwetter mit bis zu zehn Zentimeter großen Hagelkörnern hätte es heuer eine Rekordernte geben können. So aber ist sie in Summe gesehen unterdurchschnittlich.
Die Gesamtgetreideernte in Österreich (einschließlich Mais) wird auf fünf Millionen Tonnen (400.000 Tonnen unter dem Vorjahr) geschätzt. Weltweit wird mit einer Rekordernte von 2,8 Milliarden Tonnen Getreide gerechnet. Diese deckt aber gerade den globalen Verbrauch. Auch die Lagerbestände sind nach staatlichen Großeinkäufen kontinuierlich gesunken. „China hat den Mais- und Weizenmarkt leegeräumt“, so Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. Auch im Eiweißbereich, der „Achillessehne Europas“ sehe es nicht viel besser aus. Ein Drittel der Soja-Weltproduktion wird von der Volksrepublik vereinnahmt. Angesichts dieser Entwicklung fordern Langer-Weninger und Feitzlmayr von der EU die Versorgungssicherheit im Blick zu behalten: „Der Green Deal muss die Voraussetzungen für eine stabile Produktion sicherstellen.“ Ein Positives, zumindest für Marktfruchtbetriebe, hatte die bisherige Marktentwicklung jedoch: Die Getreidepreise sind gestiegen.
Gleichzeitig sind aber auch die Betriebsmittelpreise in die Höhe geschossen. Eine Preissteigerung ist bei den meisten Landwirten daher nicht angekommen. Unbemerkt blieb der Anstieg der Agrarrohstoffpreise auch bei den europäischen Konsumenten (im Gegensatz zu den Schwellenländern wo bereits Hunger und politische Unruhen um sich greifen). „Kein Wunder“, meint Langer-Weninger, „der Anteil von Weizen in einer Semmel entspricht nicht einmal einem Cent.“
Oberösterreich-Bilanz: Rüben und Ölkürbis hoch im Kurs
Grundsätzlich wurde heuer in Oberösterreich relativ stabil produziert. Die Getreidefläche veränderten sich gegenüber dem Vorjahr kaum, lediglich bei Roggen und Wintergerste gab es stärkere Rückgänge. Sommergetreide dagegen hat an Fläche zugelegt. 8300 Hektar (plus 15 Prozent) wurden heuer mit Sommerhafer oder -gerste bestellt. Auch der Körnermais ist leicht auf 53.300 Hektar gestiegen. Konstant geblieben ist die Raps- und Körnerleguminosen-Anbaufläche. Selbiges gilt für 15.400 Hektar Soja.
Im Höhenflug dagegen (plus 30 Prozent) befinden sich die Kulturen Ölkürbis und Zuckerrübe. Alleine in Oberösterreich haben die Ackerbauern 8200 Hektar mit Rüben bestellt – ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der zwei Agrana-Zuckerfabriken.
Die Ertragsergebnisse der Feldkulturen im Detail
Wintergerste: Keine Kultur zeigt besser die Auswirkungen der heurigen Wettermisere. Während vereinzelt Rekorderträge von mehr als zehn Tonnen pro Hektar erzielt werden konnten (hagelfreie Zonen), liegt der Ertrag im Oberösterreichschnitt bei 7,3 Tonnen. In Summe eine unterdurchschnittliche Ernte bei gleichzeitig niedrigen Hektolitergewichten.
Raps: Mit 3,4 Tonnen pro Hektar liegt auch dieses Ernteergebnis deutlich unter dem Vorjahresniveau. Schuld daran sind der hohe Schädlingsdruck sowie die Hagelunwetter. Wegen der flächen- und ertragsmäßigen Knappheit ist der Winterraps preislich aber so interessant wie noch nie.
Winterweizen: Auch hier war der Tisch für gute Erträge gedeckt. Leider musste ein Großteil des Weizenbestands die Hagelunwetter-Serie durchmachen, wodurch zehn Prozent an Ernte eingebüßt wurden. Der Hektarertrag beläuft sich auf 6,9 Tonnen. Bislang sind zwei Drittel der Weizenernte eingebracht. Die Qualitäten waren bisher mit Hektolitergewichten von 78 Kilogramm durchaus gut.
Herbstkulturen: Spätere Ernte mit noch ungewissem Ausgang
Hinsichtlich der Herbstkulturen-Erträge ließ sich Pflanzenbaudirektor Feitzlmayr noch zu keiner Prognose hinreißen. Dafür sei es noch zu früh. „Klar ist aber: Die Ernte wird zwei Wochen später als im Vorjahr erfolgen und gerade beim Mais wird der Spitzenertrag von 2020 sicher nicht erreicht werden.“
Hinsichtlich Soja und Zuckerrübe zeigt sich Feitzlmayr zuversichtlicher. Beides seien Kulturen, die sehr regenerationsfähig seien und daher die Auswirkungen der Hagelunwetter ausgleichen könnten. Bei einem optimalen Witterungsverlauf seien bei der Zuckerrübe sogar noch Erträge von 90 Tonnen pro Hektar möglich. „In Kombination mit der Rekordfläche könnte das eine Rekordernte ergeben“, so Feitzlmayr.
Unter dem mehrjährigen Durchschnitt wird dagegen der Ertrag beim Ölkürbis liegen. Wegen des kalten Frühjahrs und der späten Ernte ist mit Erträgen von 850 Kilogramm pro Hektar zu rechnen.
Hier geht’s zur Erntebilanz von Grünland, Obst und Gemüse
- Bildquellen -
- Web Hagel Karte: Hagelversicherung/ BZ Jank
- Web Panoramafoto: Vinzenz Feitzlmayr