Durumweizen ist eine Kultur mit erhöhtem Risiko. Externe Faktoren wie Gelbverzwergung, Kahlfröste und starke Niederschläge in ungünstigen Phasen können das Ertragsvermögen und vor allem auch die Durumqualität (Glasigkeit, Mykotoxine, Fallzahl) stärker schädigen.
Beim Winterdurum kommt noch die Frostempfindlichkeit hinzu. Dies war vor allem zur Markteinführung der Winterform im Jahr 1996 ein Problem. Mittlerweile sind die Sorten deutlich winterhärter, zudem sind kritische Kahlfröste seltener geworden. Da Winterdurum bei passender Qulität deutliche Ertragsvorteile bringt hat er sich in den Traditionsgebieten im Marchfeld, Wiener Becken, dem südlichen Weinviertel und dem Seewinkel durchgesetzt und Richtung Norden und Westen auch neue Anbauregionen erobert.

Attraktive Preise

Aufgrund attraktiver Preise nehmen viele Landwirte das höhere Produktionsrisiko in Kauf. Zur heurigen Ernte gab es Fixpreis-Slots mit bis zu 470 Euro/t (exkl. MwSt.).
Im Marchfeld gibt es viele Betriebe, die als Wintergetreide ausschließlich Durumweizen anbauen. Hartweizen kann auch sehr gut mit Hitze umgehen. Bewässerte Bestände waren heuer eindeutig ertragreicher als ebenfalls bewässerte Premiumweizenfelder. In den Vermehrungen brachte Winterdurum heuer Erträge zwischen 6,5 und 8,5 t/ha. Außerhalb des Beregnungsgebietes war das Ertragsniveau um 2 bis 3 t/ha niedriger.
Mittlerweile wird auch sehr viel Winterdurum biologisch kultiviert. Hier ist das Produktionsrisiko nochmals deutlich höher. Meist fehlt die externe Stickstoffquelle und die Vorbeugung gegen Krankheiten (Mehltau, Fusarien, etc.) ist schwierig.

Auf passende Vorfrucht achten, Spätsaaten vermeiden

Um das Potenzial des Winterdurums voll auszuschöpfen, sollte er in der Fruchtfolge nach passenden Vorfrüchten stehen. Ideal sind Raps, Zwiebel, Gemüseerbse oder Kartoffel. Mais scheidet aufgrund der Fusariumgefahr aus. Nach Zuckerrübe sind die Erfolgsaussichten ebenfalls deutlich geringer.
Die Saatzeit sollte nicht zu spät gewählt werden, damit die Pflanzen im Herbst mindestens ein bis zwei Bestockungstriebe ausbilden können. Bei Frühsaaten ist auch das Wurzelsystem kräftiger, was die Empfindlichkeit gegen Wechselfröste zu Vegetationsbeginn im Frühjahr mindert. Spät­saaten wie bei Winterweichweizen (bis Anfang Dezember) sind bei Hartweizen auf jeden Fall zu vermeiden.
Durumweizen hat eine stark begrenzte Kornzahl/Ähre, zu dünne Bestände kann er deswegen nicht gut ausgleichen. Die Saatstärke sollte deutlich höher angesetzt werden als bei Weichweizen. Die Empfehlung lautet auf 370 bis 400 keimfähige Körner/m2 bzw. 180 bis 210 kg/ha.
Beim Stickstoffbedarf ist Winterdurum ähnlich wie Premiumweizen einzuordnen. Vorrangiges Qualitätsziel ist hier die Glasigkeit der Körner und weniger der Proteingehalt. Für gute Glasigkeitswerte über 90 % ist ein Proteinpegel im Korn von 13 bis 13,5 % Voraussetzung. Im Bio-Anbau ist dies häufig ein Ausschließungskriterium. Hier ist die Vorfrucht nochmals um einen Tick entscheidender als im konventionellen Anbau.

Quelle: Probstdorfer Saatzucht
Fusarienfreie Ähre, optimal ausgebildet.

Bestände gesund erhalten

Aufpassen muss man bei frühen Saatzeiten vor allem auf Infektionen mit dem Gelbverzwergungsvirus, das durch Blattläuse übertragen wird. Auch das durch Zikaden übertragene Weizenverzwergungsvirus tritt regional auf. Gegenüber letzterem hilft nur die Wahl toleranterer Sorten (z. B. Sambadur, Tennodur).
Im Frühjahr geht es darum, zu Vegetationsbeginn mit ausreichend Stickstoff die Bestandesbildung zu fördern und den Bestand gesund zu erhalten. Das Hauptaugenmerk in der Durumproduktion gilt dem Befall mit Ährenfusariosen. Bei feuchtwarmer Witterung zur Durumblüte ist hier auf jeden Fall ein wirksames Fungizid (z. B. Prosaro) in voller Aufwandmenge einzusetzen.
Was Mehltau betrifft, so kommt es vor allem in Staulagen immer wieder zu stärkerem Befall. Zur Ertragssicherung ist hier eine Fungizidmaßnahme in der Schossphase notwendig. Es können vergleichsweise kostengünstige Azolfungizide zum Einsatz kommen. Bei der Mehltauanfälligkeit zeigt die Hauptsorte Sambadur etwas bessere Toleranzen.

Trockenes Erntewetter

Entscheidend für den Erfolg der Qualitätsdurumproduktion ist auch die Witterung zur Ernte. Mit starken Niederschlägen kurz vor der Drusch­reife kann die Glasigkeit der Körner verloren gehen. Bei schlechter Wetterprognose zum Ende der Abreife sollte ein vorgezogener Drusch mit höherer Feuchtigkeit (bis zu 19 %) und nachfolgender Rücktrocknung in Erwägung gezogen werden. Die Abwertung von Qualitätsdurum zu Futterware übersteigt die anfallenden Trocknungskosten meist um ein Vielfaches.

Sortenwahl

Die Winterdurumsorten der Saatzucht Donau sind europaweit führend und mittlerweile auch in Frankreich, Deutschland, der Slowakei, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und in der Ukraine etabliert. In Aserbaidschan gibt es Tastversuche. Die Hauptsorte in Österreich ist der standfeste Sambadur. Ebenfalls am Markt ist der seit 2003 bewährte Auradur und die vielversprechende Neuzüchtung Tennodur. Der Mitbewerb arbeitet mittlerweile ebenfalls mit Saatzucht Donau Genetik. Die RWA setzt neben der deutschen Züchtung Wintergold verstärkt auf Limbodur. Die Saatbau arbeitet mit Diadur und Sanodur.

Autor: Marco Göttfried, Leiter der Sortenentwicklung bei Probstdorfer Saatzucht

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  • 2237 W Durumaehre: Probstdorfer Saatzucht
  • 2237 W Durumkoerner: Probstdorfer Saatzucht
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AUTORH.M.
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