Weltmilchtag: Milchprodukte sind keine Lockartikel

Die Milchproduktion auf Grundlage von Grünland ist ein wertvoller Beitrag zur Ernährungssicherung und auch zum ökologischen Gleichgewicht.

Wettbewerbsdruck, Absatzkrise und hohe Kosten – Österreichs Milchbranche wirtschaftet zwar auf höchstem Qualitäts- und Nachhaltigkeitsniveau, kämpft aber dennoch mit erheblichen Herausforderungen. Welche Maßnahmen erfoderlich sind, um den heimischen Milchbauern und den Verarbeitungsbetrieben eine wirtschaftliche Basis zu sichern dazu haben Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und der Österreichische Raiffeisenverband (ÖRV) unter dem Titel “Leitfaden Milchwirtschaft 2030” ein Positionspapier erstellt.

Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni gaben die drei Organisationen eine Online-Pressekonferenz, bei der die Eckpunkte des Leitfadens vorgestellt wurden. Es sprachen

• LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger,

•VÖM-Präsident Helmut Petschar und

• ÖRV-Agrarabteilungsleiter Josef Plank.

Bei dem Leitfaden handelt es sich um eine gemeinsame Orientierung, die in den letzten Monaten zusammen mit einer Expertenbefragung erarbeitet worden ist. Diese zeigt auf, dass insbesondere die Beibehaltung der Mehrwert- und Qualitätsstrategie und eine Honorierung über bessere Wertschöpfung und Preise Zukunftsfragen darstellen.

Moosbrugger: Ombudsstelle gegen unfaire Geschäftspraktiken

Seitens der Milchbauern hat Josef Moosbrugger die enormen Herausforderungen am Markt in den Mittelpunkt seiner Ausführungen gestellt. Der Wettbewerbsdruck und vor allem die Orientierung am Billigstgebot bedrohen neben bäuerlichen Existenzen auch Arbeitsplätze in vor- und nachgelagerten Bereichen sowie Landschaftspflege und Tourismus.

Der Marktmacht des Handels stehe eine vergleichsweise kleinstrukturierte Milch- und Molkereibranche gegenüber. Die Bauern sind mit zunehmenden Auflagen und Anforderungen konfrontiert während die Abgeltungen dafür hinterherhinken, so Moosbrugger.

Um die Marktkräfte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, will der LKÖ Präsident die heimische Milchbranche gegenüber dem Handel besser positionieren. Als konkrete Maßnahmen nannte Moosbrugger die Schaffung einer Ombudsstelle gegen unfaire Geschäftspraktiken sowie einen Österreich-Pakt gegen Dumpingaktionen mit Billigimportware. Zudem gelte es, die verpflichtende Herkunftskennzeichnung gemäß Regierungsprogramm endlich umzusetzen. Ziel seien kosten- und aufwandsgerechte Erzeugerpreise, damit nicht noch mehr Betriebe ihre Stalltüren für immer schließen. so Moosbrugger.

Petschar: Standort Österreich absichern

Für die heimischen Milchverarbeiter betonte Helmut Petschar, dass eine funktionierende Lebensmittelkette mit einer fairen Wertschöpfungsverteilung die Voraussetzung ist, um auch für vor- und nachgelagerte Wirtschaft, Umwelt, Tierwohl und Ernährungssicherheit positive Effekte zu erzielen.

Österreichs Milchwirtschaft bekenne sich zu einer Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie. Als agrarische Schlüsselbranche für die Berggebiete sichere sie Wertschöpfung und eine attraktive Landschaft als Basis für den Tourismus. Neben besseren, leistungsgerechten Preisen sei daher auch die Unterstützung der Milchbranche im Rahmen der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik von enormer Bedeutung. Auch für den VÖM-Präsidenten ist die verpflichtende Herkunftskennzeichnung ein vordringliches Anliegen. Nur damit werde es den Konsumenten ermöglicht, gezielt zu unserer höheren Qualität zu greifen. Dies diene dazu, die vielfältigen Leistungen der heimischen Milchwirtschaft abzusichern, leistungsgerechte Erzeugerpreise zu erzielen und Österreich mit geeigneten Maßnahmen als Verarbeitungsstandort weiterzuentwickeln.

Plank: Kühe als sinnvolle Grünlandverwerter kommunizieren

Seitens des Raiffeisenverbands erläuterte Josef Plank, dass die “Leitlinie Milchwirtschaft 2030” auf 57 detaillierten Einzelinterviews von Landwirten und Branchenfachleuten beruhe. Zentrales Ergebnis der Befragung sei, dass wir auf unsere Stärken bauen müssen. Vor allem die Stärken der Nutzung von Grünland für die menschliche Ernährung über Wiederkäuer müssen herausgearbeitet und kommuniziert werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu verbessern, müsse weiters der Kostendruck durch überbordende Abgaben verringert werden so Plank. Auch Auflagen und bürokratischer Aufwand seien stärker einzudämmen. Im „Leitfaden Milchwirtschaft 2030“ sieht Plank den Auftakt für einen Zukunftsprozesses und sprach sich gemeinsam mit Petschar und Moosbrugger für eine Weiterentwicklung der Milchbranche im Rahmen der Expertengruppe aus.

Spitzenqualität, die man schmeckt

Die standortangepasste Landwirtschaft, die sich Menschen weltweit wünschen, ist in Österreich gelebte Realität. Denn für all das in unseren wunderschönen Regionen anfallende Gras und Heu gibt es keine bessere Verwertungsform als Wiederkäuer. Und dazu zählen in wesentlichem Maße Kühe, deren Produkte daher auch viel umwelt- und klimafreundlicher entstehen, als in anderen Ländern der Welt. Spitzenqualität aus Österreich, kann man schmecken. Sie zeichnet sich aus durch:

# 100 Prozent der angelieferten Milch stammen aus gentechnikfreier Fütterung,

# 92 Prozent zählen zur höchsten Güteklasse,

# 66 Prozent kommen aus dem Berggebiet,

# 19 Prozent sind Bio- und 17 Prozent sind Heumilch.

- Bildquellen -

  • W210531 Trinkmilch Preis: www.agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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