Bauernsterben verlangsamen, Klima schützen, Arbeitsplätze schaffen, Wertschöpfung erhöhen – wie Österreich all das für seine Regionen erreichen könnte, zeigt die Studie „Wertschöpfungskette Agrarrohstoffe und Lebensmittel“. Im Auftrag der Landwirtschaftskammer Österreich erhob Agrarökonom Dr. Franz Sinabell mit seinem Team des Österreichischen Insituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) in einer zweiteiligen Studie, wie die Wertschöpfungskette Lebensmittel beschaffen ist und was passieren würde, ändere man ein paar bedeutende Stellschrauben.

In der Simulationsrechnung gingen die Wirtschaftsforscher davon aus, dass Österreich um ein Prozent weniger Agrarrohstoffe und Lebensmittel importiert und dieses Minus durch Produktion im Inland ersetzt. Die Effekte wären enorm: In der gesamten Volkswirtschaft würde die Wertschöpfung um 140 Mio. Euro steigen. Diese Steigerung generiere wiederum 3.100 Arbeitsplätze, erklärte Sinabell.

Umgekehrt – würde also die Inlandsproduktion sinken und die Waren durch Importe ersetzt werden – hätte das dieselben negativen Auswirkungen. In seinen Analysen wies Sinabell darauf hin, dass auch jene Szenarien, die von weniger Exportnachfrage nach österreichischen Lebensmitteln und Agrargütern ausgehen, ähnliche Auswirkungen hätten. Österreich ist bekanntlich ein sehr exportorientiertes Land. Auch Agrargüter und Lebensmitteln werden in großem Umfang exportiert. 2019 machten sie 7,9 % der Gesamtexporte Österreichs aus. Die ausländische Nachfrage ist folglich für die heimische Wirtschaft von großer Bedeutung, wie vergleichbare Berechnungen laut Sinabell zeigten.

Auch umgemünzt auf die EU gelte derselbe Effekt. Zudem verfüge die Staatengemeinschaft über ein gutes Renommee, was die Sicherheit und Qualität der hier erzeugten Lebensmittel angehe. In diesem Kielwasser könnten die heimischen Produzenten mitfahren, weshalb Freihandelsabkommen wiederum eine gute Sache wären, so Sinabell.

LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger konnte EU-Freihandelsabkommen nicht so viel abgewinnen. Gerade der von der EU und der südamerikanischen Handelsgemeinschaft Mercosur geplante Handelspakt würd besagte heimische Produzenten unter Druck bringen, da in Südamerika andere bzw. niedrigere Standards in der Erzeugung herrschten. Billigimporte wären die Folge, so der Tenor in der aktuellen Agrarpolitik.

Um für die Landwirte mehr Wertschöpfung zu sichern, pochte Moosbrugger erneut auf die Umsetzung einer strengen Lebensmittelherkunftskennzeichnung. Mit den Initiativen „Das isst Österreich“ und der „Woche der Landwirtschaft“ wollen LK, Landwirtschaftsministerium und Bauernbund das Bewusstsein in der Bevölkerung für regionale Lebensmittel stärken. Moosbrugger: „Wir wollen mehr Regal für Regionales. Denn das schafft Arbeitsplätze, hebt die Wertschöpfung und rettet Bauernhöfe.“

Eva Zitz

Eine interaktive Karte über die Auswirkungen des erhöhten regionalen Konsums in den einzelnen Bezirken steht online unter www.lko.at bereit.

Infos zur Regionalitätsoffensive: www.das-ist-österreich.at

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