Warnmeldungen für Obst- und Weinbau

Zweite Generation des Pflaumen- und des Traubenwicklers sind unterwegs

Die zweite Generation von Traubenwicklern bedroht die Weingärten. Foto: agrarfoto.com

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat am vergangenen Wochenende zwei Warnmeldungen für den heimischen Wein- und Obstbau ausgegeben. Demnach wurde der Beginn der Eiablage beim Pflaumenwickler der Zweiten Generation in Wien festgestellt. Die zweite Warnung betrifft den Weinbau, wo die zweite Generation des Traubenwicklers ausgeflogen ist und demnächst mit der einsetzenden Eiablage zu rechnen ist.
Der Pflaumenwickler (Cydia funebrana) ist ein bedeutender tierischer Schaderreger an Pflaumen und Zwetschken. Befallene Früchte verfärben sich bläulich, können notreif oder faul werden und vom Baum abfallen. Bei starkem Auftreten muss mit erheblichen Ernteeinbußen gerechnet werden.

Schadorganismus

Die Falter sind etwa 8 mm lang und haben eine Flügelspannweite von 11 bis 15 mm. Die Färbung ist graubraun, wobei die Vorderflügel matt violett bis grau mit einer dunklen verschwommenen Zeichnung und die Hinterflügel fast einheitlich graubraun sind. Die Eier sind flachoval (uhrglasförmig), durchscheinend und haben einen Durchmesser von etwa 0,7 mm. Während die daraus schlüpfenden jungen Raupen anfangs noch hell (weißlich) sind, verfärben sie sich nachfolgend rötlich mit dunkel gefärbtem Kopf. Die Larven werden etwa 10 bis 15 mm lang. Das Puppenstadium ist 6 bis 7 mm lang und hellbraun gefärbt.

Die Weibchen legen ihre Eier einzeln auf die untere Hälfte von jungen, unreifen Früchten. Nach ein bis zwei Wochen schlüpfen die Raupen (1. Larvenstadium) und bohren sich in die Frucht ein. Sie fressen dort etwa 3 bis 5 Wochen lang am Fruchtfleisch und entwickeln sich bis zur ausgewachsenen Raupe (5. Larvenstadium) weiter. Diese verlassen die Früchte und verpuppen sich in einem Kokon am Stamm oder im Boden. Während ein Teil dieser Tiere bereits in Winterdiapause geht, entwickelt sich der größere Teil während der Puppenruhe zu den Faltern der zweiten Generation, deren Schlupf ab etwa Juni beginnt. In klimatisch begünstigten Regionen kann es auch noch zu einer dritten Generation (etwa ab August) kommen bevor die ausgewachsenen Larven der letzten Generation die Überwinterungsorte aufsuchen.

Symptome

Aus Löchern in befallenen Früchten (Einbohrloch der jungen Larve) tritt Gummi aus, welcher als Tropfen sichtbar ist. Beim Befall durch die erste Generation zeigt sich zudem eine bläulich-violette Verfärbung der jungen Früchte welche bereits im Juni und Juli abfallen wodurch dies häufig mit natürlichem Fruchtfall verwechselt wird. Der Befall durch die zweite Generation später im Jahr zeigt sich durch vorzeitig reife Früchte (Notreife). Innerhalb der befallenen Früchte ist das Fruchtfleisch zerstört und man findet Kotkrümel ebenso wie die anfangs weißliche, später rötliche, braunköpfige, spärlich behaarte 16-füssige Raupe (Pflaumenmade).

Vorbeugung und Bekämpfung

Befallene (abgefallene) Früchte regelmäßig aufsammeln und vernichten, bevor die Larven sich ausbohren und zur Verpuppung abwandern (Auffangen der Früchte mittels Plane oder Netz kann hilfreich sein; eventuell durch Schütteln des Baumes nachhelfen; Früchte nicht auf den Kompost geben!). Spätreifende Sorten sollten vermieden werden, sie werde bevorzugt von der zweiten Generation des Schädlings befallen. Gegen die überwinternden Raupen können Wellpappestreifen (in welchen sich die Raupen zur Überwinterung einspinnen) ab Juli auf den Stämmen angebracht und mit den darin befindlichen Larven vernichtet werden. Zugelassene Pflanzenschutzmittel (PSM) zum Schutz gegen diesen Schaderreger sind im PSM-Verzeichnis zu finden.

Der Traubenwickler ist derzeit der bedeutendste Schädling im Weinbau

Der Einbindige Traubenwickler (Eupoecilia ambiguella) und der Bekreuzte Traubenwickler (Lobesia botrana) sind Schmetterlinge (Nachtfalter) aus der Familie der Wickler (Tortricidae). Beide Traubenwicklerarten kommen meist in einer Mischpopulation vor und bilden zwei Generationen (Heu- und Sauerwurm). Nur in warmen Gebieten beziehungsweise sehr warmen Jahren ist auch eine dritte Generation im September (Süßwurm) möglich.

Schadorganismus

Der Einbindige Traubenwickler hat pro Generation eine etwa zwei bis fünf Wochen andauernde Flugzeit mit deutlichem Flughöhepunkt. Beim Bekreuzten Traubenwickler gehen die Flugzeiten der einzelnen Generationen oft ineinander über und können nicht immer getrennt werden. Die Puppen beider Schädlingsarten überwintern unter der Borke des Rebstockes. Der Flug, die Paarung und die Eiablage bei beiden Wicklerarten finden vor allem in den Abendstunden statt.

Symptome

Der Heuwurm (Ende Mai bis Ende Juni) verursacht durch seine Fraßtätigkeit an den Gescheinen (Blütenstand der Weinrebe) ausgehöhlte Blütenknospen und Gespinste. Der Sauerwurm (Ende Juli bis Anfang August) bewirkt durch die Fraßtätigkeit der Raupen in den heranwachsenden Beeren Einbohrlöcher auf Beeren und hinterlässt Kotteilchen. Befallene Trauben sind auch anfälliger für Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea).

Verbreitung und Wirtspflanzen

Während der Einbindige Traubenwickler ausschließlich auf Wein vorkommt ist der Bekreuzte polyphag. Er wurde bisher auf über 20 Wirtspflanzen der folgenden Gattungen gefunden: Weinreben (Vitis), Waldrebe (Clematis), Hartriegel (Cornus), Heckenkirsche (Lonicera), Schneeball (Viburnum), Liguster (Ligustrum), Stachelbeere (Ribes), Efeu (Hedera), Seidelbast (Daphne), Rosmarin (Rosmarinus), Berberitze (Berberis).

Vorbeugung und Bekämpfung

Bekämpft wird der Schädling mit Insektiziden, die oft präventiv eingesetzt werden. Alternativ wird die Populationsgröße mit Pheromonfallen bestimmt und dann der Befall gezielt durch Insektizid-Einsatz bekämpft – siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel. Bei der biologischen Schädlingsbekämpfung setzt man auf die Verwirrmethode und verschiedene natürliche Feinde (z. B.: Ohrwurm, Marienkäfer, Florfliegenlarven, Spinnen, Raubwanzen, Vögel, Schlupfwespen, Erzwespen, Raupenfliegen).

AIZ

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