Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
Mittlerweile bekomme ich keine Gänsehaut mehr, wenn ich bloß daran denke. Keine Details; nur so viel: Ich war in Transsilvanien mit dem Rad unterwegs und habe mich – das weiß ich heute – völlig falsch verhalten. Was mir eine Nahtod- erfahrung mit 8 unbegleiteten Herdenschutzhunden bescherte. Erstmals in meinem Leben hatte ich richtig Angst und letztlich großes Glück, nicht von einer Meute Hunde zerfleischt worden zu sein. Und das, obwohl mich der Vermieter unserer Unterkunft – ein ausgewanderter Oberösterreicher – darauf hingewiesen hatte, dass die Gefahr unterwegs nie von Bären oder Wölfen ausginge, sondern von den Gepflogenheiten des rumänischen Straßenverkehrs – und von scharfen Hirtenhunden. Der romantische Blick auf Herdenschutzhunde ist mir seither fremd. Trotzdem ergreife ich stets für den Wolf Partei und plädiere für Herdenschutz; gerade auch mit Hunden. Forscher Kurt Kotrschal hat schließlich recht: „Die Gesellschaft will den Wolf – und bekommt den Hund.“ Eine Gesellschaft, der derzeit allerdings mehrheitlich das Gespür fehlt, wie sich eine Alm mit friedlich weidenden Kühen gefahrlos überqueren lässt. Vielen ist immer noch nicht bewusst, wie sehr die zurückgekehrten Wölfe den alpinen Tourismus prägen werden. Das wird eine gewaltige kommunikative Aufgabe. Wichtig deshalb, dass der Tourismusverband Tiroler Oberland (im Rahmen des Projekts „Life Stock Protect“) praktikable Kriterien für den Umgang mit scharfen Herdenschutzhunden erarbeitet – und dass das Projekt auch Hirten ausbildet. Denn, wie es eine Sennerin aus dem Tiroler Unterland letztens bei einem Weißbier richtig einschätzte: „Das Sauviech bleibt uns. Das kriegen wir nicht mehr weg.“
- Bildquellen -
- Weber Thomas: Michael Mickl