BauernZeitung: Was hat Sie dazu motiviert, Ordnungscoach zu werden?

MAURACHER: Mir war das Berufsbild erst auch gar nicht bekannt – ich habe dann aber vor circa sieben Jahren in München einen Ordnungscoach kennengelernt und mich danach weiter damit befasst. Ich konnte damals dieses Wissen sehr gut in meine Arbeit in der Hausverwaltung einfließen lassen. Und wie das Leben manchmal spielt: Durch einen glücklichen Zufall bin ich vor einigen Jahren auf die Ausbildung zum Ordnungscoach gestoßen. Erst aus reinem Interesse an Weiterbildung und dann habe ich im Laufe der Zeit dieses Wissen auch an Freunde und Bekannte weitergegeben. So startete ich meine Nebenbeschäftigung als Ordnungscoach.

Um welche Problemfelder im Haushalt kümmern Sie sich?
Es gibt keinen eindeutigen Bereich, oftmals sind es die üblichen Zeitfresser im Haushalt: kochen, putzen, waschen. Da kann man schon viel optimieren und somit auch Zeit und Nerven sparen.

Oftmals sind es die üblichen Zeitfresser im Haushalt, wo man viel optimieren kann. – Conny Mauracher

Jedoch liebe ich es auch, einen Kleiderschrank zu optimieren, neue oder andere Systeme in das Kinder-, Schlaf- oder Badezimmer zu bringen. Ich kann aus Erfahrung sagen: Mein Kundenstamm reicht von Eltern von Kleinkindern bis zu Senioren. Jede Lebensphase bringt in Bezug auf Ordnung neue Herausforderungen.

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Oftmals lässt sich mithilfe einfacher Techniken viel bewirken.

Welche Methoden setzen Sie ein, um Menschen dabei zu helfen, Ordnung in ihr Leben zu bringen? Hat jeder Mensch eine andere Vorstellung von Ordnung oder arbeiten Sie immer nach dem gleichen Prinzip?
Ich finde es ganz wichtig, nicht nur nach einer Methode wie Konmari zu arbeiten. Für mich ist jede Kundin und jeder Kunde individuell. Jede Person hat eine andere Voraussetzung, möchte etwas anderes, lebt vielleicht alleine oder hat eine Familie. Zuerst wird immer der Ist-Zustand angeschaut. Was läuft bereits gut, was wünscht man sich und wie soll es im Endeffekt sein? Erst danach wird gemeinsam ein individueller Weg erarbeitet. Was ich aber nach einigen Jahren bereits mit großer Sicherheit sagen kann ist, wenn ich 100 Personen oder Haushalte betreue, dann sind es bestimmt 98 unterschiedliche Situationen und dementsprechende Herangehensweisen. Und genau deshalb ist es für mich nicht zielführend, wenn man sich vorwiegend im Internet oder sonstigen Medien schlau macht und dann irgendwelchen Methoden hinterherhechtet. Oftmals ist man dann frustriert, weil es im eigenen Umfeld so nicht funktioniert. Es ist nämlich wirklich sehr individuell. Und nur weil es bei dem einen so funktioniert, muss es für den anderen nicht auch unbedingt passen.

Welche Rolle spielt die Psyche beziehungsweise die emotionale Bindung an gewisse Gegenstände, wenn man versucht, die Wohnung auszumisten?
Natürlich steht es mir nicht zu, über die Psyche zu sprechen – dafür habe ich keine Ausbildung. Ich kann aber schon aus meiner Erfahrung sagen, dass viele (auch ich) oftmals eine emotionale Bindung zu Gegenständen haben. Mein Tipp dazu: Beim Ausmisten mit einfachen Räumen oder Dingen wie etwa im Badezimmer beginnen. Es hängt wohl kaum einer an einer Seife, die nicht verwendet wird, oder an einem Duschgel, dessen Geruch man nicht mag.

“Beim Ausmisten sollte man mit einfachen Dingen beginnen.
Mit Sachen, von denen man sich emotionslos trennen kann.”- Conny mauracher. 

Es gibt unzählige weitere Sachen, die man am Anfang emotionslos ausmisten kann. Erst danach sollte man sich an persönliche Gegenstände wie Erinnerungsfotos oder Geschenke machen. Genau dies ist eindeutig die „Königsdisziplin“ beim Ausmisten und fällt erfahrungsgemäß am schwersten. Aber auch folgendes beobachte ich oft, nämlich dass jeder Gegenstand, der ausgemistet wird und das Zuhause verlässt, mehr Leichtigkeit bringt. Das mag vielleicht etwas spirituell klingen, aber dieses Gefühl ist fast immer bei meinen Kundinnen und Kunden eingetreten. Hier passt auch das schöne Sprichwort „Ich muss mal raus – ich bekomme hier keine Luft“. Das könnte man auch auf einen Raum voller Sachen umlegen.

Haben Sie hilfreiche Tipps für Menschen, denen es besonders schwerfällt, Ordnung zu schaffen bzw. Ordnung zu halten?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es den unordentlichen Menschen nicht gibt – er oder sie hat das passende System einfach noch nicht gefunden. Sich damit abzufinden, dass man es nicht besser kann oder es einfach nicht gelernt hat, das muss nicht sein. Oftmals genügen schon einige Stunden Hilfe, um dann in weiterer Folge alleine weiterzumachen – ich bzw. meine Kolleginnen und Kollegen sind oft nur die Hilfestellung am Beginn einer Ordnungsreise. Einer der wichtigsten Tipps ist aber auf jeden Fall: Einfach anfangen! Und sei es noch so ein kleiner Schritt! Täglich fünf Minuten Ordnung schaffen können gut in den Alltag eingebaut werden und in Summe ergeben diese paar Minuten eine halbe Stunde pro Woche. Und das ist ein Aufwand, der für jeden leicht bewältigbar ist.

Steckbrief

Conny Mauracher ist Mutter von drei Töchtern und lebt mit ihrer Familie auf einem Bergbauernhof im Tiroler Brixental. Sie führen den Betrieb im Nebenerwerb, deshalb kann Conny ihren beiden Jobs als Angestellte und Ordnungscoach nachgehen.
Aus ihren Tätigkeiten entstand auch die Idee für das Kochbuch „Meine Hofladenküche“ (erschienen im Tyrolia Verlag). In diesem stellt sie einfache Rezepte aus gut erhältlichen Lebensmitteln vor und auch Tipps für Vorratshaltung und Essensplanung.

- Bildquellen -

  • Ordnung halten: anaumenko - stock.adobe.com
  • Conny Mauracher: Barbara Riedmann
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