Waldbau: Der Klimawandel bringt auch die Buche ins Schwitzen

Schafft die Buche den Klimawandel? Bisher galt die Baumart als einer der Hoffnungsträger für künftige Waldgesellschaften. Extrembedingungen in Bayern haben ihr jedoch auch Grenzen aufgezeigt.

Als Biotopbaum hat die Buche eine hohe Wertigkeit. Zudem ist sie forstschutztechnisch gut für diesen Zweck geeignet.

Herausforderung im Laubwald – Hot Spot Buchenwälder, unter diesem Titel haben die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und das Umweltbundesamt am 17. Oktober eine Fachveranstaltung abgehalten zur Position der Buche in den heimischen Wäldern unter dem Einfluss des Klimawandels. Besonders aufschlussreich war ein Bericht aus den Bayerischen Staatsforsten, wo die extremen Trockenjahre 2018 und 2019 Aufschlüsse gegeben haben zum Durchhaltevermögen der Buche unter Extrembedingungen.

Wichtige Baumart im Wald der Zukunft

ÖBf-Vorstand Andreas Gruber charakterisierte die Buche als „wichtige Baum-art für den Wald der Zukunft“. In Standortschutzwäldern habe sie schon heute eine große Bedeutung. Bundesweit rangiere die Buche mit etwa 9 bis 10 Prozent Anteil am zweiten Rang unter den heimischen Baumarten. Spitzenreiter bleibt die Fichte mit etwa 49 Prozent. In den Wäldern der Bundesforste habe die Buche einen Anteil von etwa 18 Prozent, wobei der Wienerwald mit mehr als 60 Prozent Buche heraussticht. Ziel sei, den Buchenanteil in den ÖBf-Wäldern auf etwa 20 Prozent zu steigern. Das Motiv dafür sei der „gute Beitrag der Buche zur Risikostreuung“, so Gruber. Im Wienerwald wolle man den Buchenanteil aber etwas zurücknehmen zugunsten der Eiche, so der Forstmanager. Den Bucheneinschlag der ÖBf bezifferte Gruber mit jährlich rund 200.000 Festmetern, die überwiegend als Faserholz genutzt würden. Als Sägeholz habe die Buche eher untergeordnete Bedeutung.
In Sachen Naturschutz und ökologische Wertigkeit stellte Gruber der Baumart ein gutes Zeugnis aus. Bei den ÖBf habe man mit der Buche als Biotopbaum gute Erfahrungen gemacht, forstschutztechnisch mache sie wenig Probleme. Bei den ÖBf widme man fünf Biotopbäume je Hektar der Verbesserung der ökologischen Wertigkeit der Forstreviere.

Dürrejahre haben Grenzen aufgezeigt

Aussagen zu den Grenzen der Trockenheitsverträglichkeit der Buche konnte Dominik Thom von der Universität München machen. Er hat die Reaktionen der Buche auf die extremen Dürrejahre 2018 bis 2020 in Bayern erforscht. Über alle Baumarten gemittelt habe die Wuchsreduktion in dieser Zeitspanne einen Wert von 41 Prozent erreicht. Demgegenüber vorteilhafter reagierte die Buche mit 34,7 Prozent Wuchsreduktion. Gegenüber der am stärksten von der Trockenheit betroffen Fichte habe sich die Buche fast dreimal so gut geschlagen, so Thom.

Trockenresistenz ist genetisch verankert

Schaut man sich die Buche näher an, dann zeigen sich auch innerhalb der
Baumart große Unterschiede bei der Trockenresistenz. Beispielsweise konnte man völlig abgestorbene Bäume direkt neben noch grünen Buchen finden. Erste wissenschaftliche Ergebnisse deuten auf eine genetisch verankerte Trockenresistenz hin, die man in Zukunft für eine gezielte Selektion nutzen könnte. Auch zeigten sich Unterschiede je nach sozialer Stellung der einzelnen Bäume – hier kamen unterständige Bäume deutlich besser mit der Trockenheit zurecht als dominante Buchen. Während der kritischen Trockenjahre seien in Bayerns Wäldern bis zu 30 Prozent der Buchen abgestorben, so Thom, wobei die Mortalität mosaikartig aufgetreten ist und vorwiegend dominante Bäume betroffen hat.
Unter den Bedingungen des weiter fortschreitenden Klimawandels werde sich das Wachstumsoptimum der Buche von derzeit etwa 400 Metern Seehöhe in Richtung 1.200 Meter verschieben. Gut halten kann sich die Buche auf tiefgründigeren Böden. Auf sandigeren Standorten sollte man waldbaulich auf trockentolerantere Arten wie Hainbuche oder Winterlinde setzen.
Eine wichtige Erkenntnis der zurückliegenden Trockenjahre war weiters, dass gemischte Bestände mit mehreren klimastabilen Baumarten widerstandsfähiger gegen Extremergeignisse und Störungen sind und sich nach Störungen auch wieder rascher erholen.

Quelle: conserver - stock.adobe.com
Feuchtbiotope und Tümpel verbessern die Bodenfeuchte im Wald.

Drainagen schließen, Tümpel baggern

Aus waldbaulicher Sicht berichtete Forstbetriebsleiter Daniel Kraus von den Bayerischen Staatsforsten, wie man die Buche im Klimawandel besser unterstützen kann. An erster Stelle steht dabei, das Niederschlagswasser im Wald zu halten. Denn am meisten setze der Buche der Wassermangel vor allem im Frühjahr zu. Nach dem Grundsatz „Jeder Tropfen zählt“ gelte es, den Wald als „Schwammspeicher“ zu nutzen und sämtliche Niederschläge in den Waldboden abzuleiten. Wichtig sei es, Entwässerungsgräben zu schließen und Drainagen, wie beispielsweise durch Straßen oder Forstwege, zu verhindern. Mit dem Ausbaggern von Feuchtbiotopen oder Tümpeln kann man das Wasser auch in der Fläche halten. Ein möglichst geschlossenes Kronendach ist zusätzlich hilfreich, um die Verdunstung zu mindern.
Zur „Waldstruktur“ merkte Kraus an, dass es die Mischung ausmache. Ziel solle auch im Buchenwald eine größtmögliche Mischung sein mit Eiche und Tanne als Begleitbaumarten, zudem ergänzt mit Elsbeere, Kirsche und Ahorn. Die Buche selbst sei vor „Sonnenbrand“ zu schützen, indem man die Z-Bäume möglichst vorsichtig freistelle.
Verbiss unterbindet die Verjüngungsdynamik
Kraus zeigte sich überzeugt, dass eine Klimaanpassung mittels Naturverjüngung möglich sei. Man müsse dazu aber die Prozesse zulassen, die eine Trockenresistenz fördern. Entscheidend sei, Bäume zu fördern, deren genetische Ausstattung mit trockeneren Verhältnissen zurechtkomme. In der Praxis unterbinde vor allem der Wildverbiss die Verjüngungsdynamik. Damit die natürliche Auslese in Richtung Trockenverträglichkeit funktioniere, dürfe man keine verbissene Pflanze zulassen. Eine entsprechende Reduktion des Wildbestandes sei unumgänglich.

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  • 2344 W01 Buche Biotopbaum: Maad / Bauernzeitung
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AUTORH.M.
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