Schlag nach bei Goethe

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Natürlich ist es nicht die Aufgabe des Bauernbundes, für seine Mitglieder Erzeugerpreise zu verhandeln. Aber sehr wohl darf und muss sich eine politische Interessenvertretung zu Wort melden, wenn aus Sicht ihrer Mitglieder etwas in die falsche Richtung läuft. So etwa, wenn es um den Einkauf heimischer Agrarprodukte geht und besonders eine Handelskette primär auf ihr eignes, rotes (S-)Budget-Börserl schaut. Österreichs Bauern verfolgen die Firmenphilosophie von SPAR Österreich zunehmend mit Verbitterung. Auf spar.at können sie nachlesen: Das „S-Budget ist der Begleiter für jeden Tag“. Speziell für Landwirte gehören die „unschlagbaren Preise“ aber nicht „zu den kleinen Dingen, die das Leben schöner machen“, wenn nämlich ihre Preise stetig gedrückt und ihre Erzeugnisse verramscht werden. Da klingt es zudem wie Hohn, wenn SPAR-Boss Gerhard Drexel meint, jeder Bauer müsse froh sein, wenn er SPAR beliefern darf. Die allermeisten seien ohnehin „dankbar, wenn sie den österreichischen Lebensmittelhandel bedienen können“. Man zahle wesentlich höhere Preise, als im Export zu erzielen seien. Dass SPAR regelmäßig etwa mit der Einfuhr von billiger Butter bewusst die Preise drückt, verschweigt Drexel bewusst. Mit solchen Aussagen hat der SPAR-Chef selbst seine Kette zum Protestziel gemacht. Weiters betont SPAR: „Die Zukunft liegt uns am Herzen. Wir sehen uns selbst als Teil der Zivilgesellschaft und übernehmen die daraus entstehende Verantwortung.“ Auf so viel Poesie passt eigentlich nur Goethe: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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