Kommentar von Martina Rieberer,
Chefin vom Dienst
In der Rue de la Loi, Sitz der EU-Kommission in Brüssel, dürfte es in den vergangenen Wochen politisch äußerst windig gewesen sein. Anders ist es – vor allem durch die Brille einer Österreicherin – schwer zu begreifen, warum die Kommission Atomstrom und fossiles Gas als „nachhaltig“ einstuft. „Vielleicht ist das nicht perfekt, aber es ist eine vernünftige Lösung“, kommentierte die zuständige EU-Kommissarin Mairead McGuinness die Entscheidung. Österreich wird die Anerkennung der Atomkraft als „nachhaltig“ wohl nicht alleine verhindern können. Argumente gegen den Atomstrom seien an dieser Stelle aber nochmals erwähnt. Das Sicherheitsrisiko, welches mit dem Betrieb eines Nuklear-Reaktors einhergeht. Und auch die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima, zum Teil ausgelöst durch Naturkatastrophen, führen den mangelnden Handlungsspielraum bei externen Einflüssen vor Augen.
Auch ist die Frage der Endlagerstätten radioaktiver Brennstäbe noch nicht endgültig gelöst. Wer sich wirklich auf die Atomkraft einschießt, wird auch behaupten, dass diese den Weg zu einer wenig friedlichen Nutzung, also zur Herstellung von Atomwaffen, ebnet. Trotz all der Argumente gegen die Atomkraft sind gerade diese kein Freibrief für die Verantwortlichen für Energie- und Klimapolitik in Österreich. Auch hierzulande ist man den selbst gesteckten Zielen zwar auf der Spur, aber eigentlich noch ziemlich weit von der Klimaneutralität bis 2040 entfernt. Mit einer konsequenten Unterstützung von Strom aus Erneuerbaren wäre es wohl weniger windig.