Stefan Lindner, Obmann der ZAR (Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter) und der Tirol MilchQuelle: Franz Neumayr
Stefan Lindner, Obmann der ZAR (Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter) und der Tirol Milch

Tiroler Bauernzeitung: Welchen Einfluss hat die Coronavirus-Krise auf den Rindermarkt?

LINDNER: Der Zuchtviehabsatz in Österreich steht – außer ein paar Ab-Hof-Verkäufen – komplett. Das betrifft gerade Tirol mit seinem Zuchtviehabsatz nach Italien sehr stark. Beim Schlachtvieh sind die Preise extrem unter Druck (ein Viertel der Produktion geht sonst an McDonalds). Starke Abnahmeländer im Export wie Frankreich oder Spanien sind völlig ausgefallen, ebenso steht der Absatz von Mastkalbinnen als typisches Gastroprodukt. Insgesamt sind die Preise stark gedrückt, in Italien werden Schlachtkühe nur mehr um rund ein Euro (je kg Schlachtgewicht) gehandelt.  Zu empfehlen ist den Bauern, Schlachtkühe so wie Zuchtvieh, soweit Futter vorhanden, weiter zu behalten. Ärgerlich ist für mich, dass nach wie vor Schlachtvieh aus dem Ausland in österreichischen Schlachthöfen verarbeitet wird. Im Milchbereich läuft die Anlieferung normal, allerdings haben sich die Märkte verschoben, da die Gastronomie ausfällt. Im Lebensmitteleinzelhandel gab es zu Beginn der Krise eine starke Nachfrage, das ist jetzt abgeflacht. Noch ist der Export, auch nach Italien, möglich. Ich hoffe, dass die Grenzen offen bleiben.

TBZ: Welche Maßnahmen setzt die Tirol Milch?

LINDNER: In der Tirol Milch haben wir die Hygienemaßnahmen noch einmal verschärft. So verläuft zum Beispiel der Schichtwechsel völlig getrennt. Die Verwaltung arbeitet zur Hälfte in Home office, in den Büros werden die Arbeitsplätze auseinandergezogen. Wir bemühen uns jedenfalls, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Sollte bei einem Milchlieferanten ein positiver Corona-Fall auftreten, muss das uns gemeldet werden. Die Abholung ist aber sichergestellt, da das Virus auf Tiere und Lebensmittel nicht übertragbar ist. Nur müssen unsere Milchwagenfahrer in diesem Fall strengere Schutzmaßnahmen einhalten.

Abschließend gilt ein herzlicher Dank allen Mitarbeitern, Milchwagenfahrern und allen Bäuerinnen und Bauern. Es ist nicht selbstverständlich, dass in dieser schwierigen Situation alle die Fahne hochhalten.

- Bildquellen -

  • 02 McDonalds Österreich Flagship Farm Beef Lindner: Franz Neumayr
  • Braunvieh Holstein Milchvieh 12 ID73071: agrarfoto.com
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