Unser Boden im Interessenskonflikt

Kommentar von Michael Jäger, Landtagsabgeordneter und Bezirksbauernobmann Kufstein

Unter dem Titel „Boden schützen und Zukunft ermöglichen“ stand die Raumordnungstagung letzte Woche in Linz. Im Jahr 2008 hatten wir in Tirol an die 305.000 erwerbstätige Menschen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 waren knapp 370.000 Menschen in unserem Land beschäftigt. Das sind um 20 Prozent mehr innerhalb von 15 Jahren. Die logische Schlussfolgerung ist, dass diese Menschen auch Wohnraum brauchen, unter Umständen auch sesshaft werden. Die Gemeinden kommen an ihre Grenzen und das „leistbare Wohnen“ rückt immer weiter in die Ferne.

Ja, der Tourismus hat uns den Wohlstand ins Land gebracht und ja, unser Bildungsstandort Tirol zieht viele Unternehmer und Wirtschaftstreibende in unser Land, weil sie hier die bestausgebildeten Mitarbeiter bekommen. Und ja – all diese Interessen brauchen Platz. Doch was wir alle gemeinsam haben ist, dass wir jeden Tag etwas zum Essen brauchen – da kommt die Wertigkeit unserer Böden wieder ins Spiel. Meiner Meinung nach ist die Zeit reif für mutige Entscheidungen im Sinne des Bodenschutzes und der Nachhaltigkeit.

Mir ist bewusst, dass dies bei einigen Interessensgemeinschaften keinen Applaus genießt. Die letzten Jahrzehnte waren von Wachstum geprägt, die Herausforderung unserer Zeit wird aber sein, den hohen Anspruch der Gesellschaft halten zu können. Wir erweitern und bauen Gewerbegebiete für erwerbstätige Menschen, die wir nicht haben. Es darf auch nicht passieren, dass in den Tourismus-Hotspots der Gästeansturm zur Landplage für die Bevölkerung wird. Wir haben alle nur einen Lebensraum, den gilt es zu wahren und wertzuschätzen. Die Natur gibt uns schon Zeichen, dass es so nicht weitergehen kann.

- Bildquellen -

  • Michael Jäger: Fischler
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AUTORRed. HP
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