Die Ausbringung von Wachstumsreglern unterstützt das Wurzelwachstum und reduziert die Lagergefahr.

Ob und wie Wachstumsregler im Getreide eingesetzt werden, ist immer von mehreren Faktoren abhängig, zuallererst von der Standfestigkeit der Sorte. Trockene Witterung, hohe Temperaturen, starke Temperaturschwankungen und intensive Sonneneinstrahlung haben ebenfalls einen großen Einfluss auf die empfohlene Aufwandmenge. Das Entwicklungsstadium BBCH 31/32 ist der optimale Termin.

Kurzer Halm, mehr Feinwurzeln

Der Einsatz von Wachstumsreglern ist eine Maßnahme, die als Absicherung der Ernte zu sehen ist. Es geht hier hauptsächlich um Sicherheit. Eine gute Standfestigkeit lässt sich vor allem dann erreichen, wenn im unteren Teil des Halms die Abschnitte zwischen den Knoten verkürzt und somit auch verstärkt werden. Auch der Feinwurzelanteil der Getreidepflanze wird erhöht und verbessert damit die Nährstoff- und Wasseraufnahme. Die Kombination aus guter Wasser- und Nährstoffversorgung ist eine ideale Voraussetzung für eine intensive Bestandesführung. Bei starkem Infektionsdruck bietet sich außerdem eine Tankmischung mit Fungiziden an.

Der erste Einsatz in Wintergerste kann mit 1,0 bis 1,25 l/ ha Fabulis OD, 0,5 bis 0,75 kg Prodax/ha, 0,6 bis 0,8 l Moddus/ ha oder 0,8 l Trimaxx/ha erfolgen. In der Praxis hat sich Prodax besonders gut bewährt. Prodax ist eine Kombination aus Prohexadion-Calcium + Trinexapac und verbindet die Vorteile beider Wirkstoffe bei maximaler Verträglichkeit. Wenn es darum geht, Getreidebestände besonders schnell und stark zu kürzen, ist dieses Mittel die richtige Wahl. Temperaturen von 12 bis 14 °C sind ideal für eine gute Wirkung. Fabulis OD und Prodax vertragen aber auch kühlere Temperaturen.

Praxistipp: Bei Tankmischungen mit Azolen kann die Aufwandmenge des Wachstumsreglers um bis zu ein Viertel reduziert werden. Bei sehr guter Nährstoffversorgung (etwa durch Wirtschaftsdünger) ist von einer Reduktion der Aufwandmenge aber eher abzuraten. Auf leichten Böden mit geringer Stickstoffnachlieferung oder bei Spätsaaten und geringer Bestandesdichte soll die Aufwandmenge reduziert werden oder der Einsatz ganz entfallen. Eine Anwendung bei Nachtfrösten oder sonstigem Stress ist nicht zu empfehlen. Selbiges gilt auch für Winterweichweizen. Einzig die Aufwandmengen unterscheiden sich: 1,0 bis 1,25 l/ha Fabulis OD, 0,3 bis 0,5 kg Prodax/ha, 0,3 bis 0,4 l Moddus/ha oder 0,4 l Trimaxx/ha. Seit dem Vorjahr ist der Cerone 480 SL (Wirkstoff: Ethephon 480 g/l) auf dem Markt und ersetzt das Vorgängerprodukt Cerone (Ethephon 660 g/l). Aufgrund des geringeren Wirkstoffgehaltes pro Liter ist hier die Aufwandmenge gestiegen. Ganz besonders für den späten Einsatz in Gerste soll Cerone 480 SL das Produkt erster Wahl sein.

Fungizidstrategien

Daxur ist ein neues Fungizid gegen die wichtigsten pilzlichen Schaderreger in Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen und Triticale. Im neuen Daxur sind zwei gut bekannte Wirkstoffe in einem Produkt vereint. Mefentrifluconazol ist gegen viele Pilzstämme hochwirksam. Die rasche Aufnahme ins Blattinnere gewährleistet eine schnelle Wirkung und schützt somit die Getreidepflanze. Im Blatt wird der Wirkstoff aus einem Reservoir langsam in den Saftstrom der Pflanzen nach oben abgegeben und schützt somit über einen längeren Zeitraum auch die Bereiche, die bei der Anwendung nicht erfasst wurden. Der zweite Wirkstoff, Kresoxim- methyl aus der Gruppe der Strobilurine, ist nun wieder auf dem Markt und passt sehr gut ins Konzept. Dieser bildet fest an die Wachsschicht gebundene Wirkstoffdepots. Von diesen wiederum wird über einen gewissen Zeitraum kontinuierlich Wirkstoff abgegeben und auf der Pflanzenoberfläche verteilt. Besonders positiv zu sehen ist die gute Wirkung gegen die Halmbruchkrankheit. Zugelassen ist eine Anwendung dafür aber nur in Weizen (Weichweizen, Durum) und Dinkel im EC 30/32.

Das im Vorjahr in den Markt eingeführte Delaro Forte hat sich in seiner ersten Saison sehr gut bewährt. Das Mittel enthält drei Wirkstoffe mit verschiedenen Wirkmechanismen: ein starkes Azol, ein Strobilurin und einen Wirkstoff mit der Wirkungsweise eines Morpholines. Das Produkt wirkt zuverlässig gegen alle wichtigen Blatt- und Ährenkrankheiten und kann flexibel zum zeitigen Spritzstart mit 1 l/ha gegen frühe Krankheiten, wenn nötig, auch in Mischung mit Wuchsreglern in Wintergerste oder Weizen eingesetzt werden. Zur Blütenbehandlung gegen Ährenfusariosen (nur in Weizen und Dinkel) muss auf jeden Fall die volle Aufwandmenge von 1,5 l/ha angewendet werden. Joust und Promino 300 EC sind, nach Pecari 300 EC, zwei weitere Produkte mit dem Wirkstoff Prothioconazol, welche heuer auf dem Markt sind, und noch dazu zu sehr attraktiven Preisen. Generell ist aber trotzdem zu sagen, dass Prothioconazol nur in Tankmischung mit anderen Wirkstoffen empfohlen wird, Resistenzen zu vermeiden. Jade, eine Kombination aus Prothioconazol und Tebuconazol, ist seit heuer ebenfalls am österreichischen Markt verfügbar.

Ramularia vorbeugen

In Gerste ist, neben Netzfleckenkrankheit, Rhynchosporium, Mehltau und Zwergrost, Ramularia in vielen Gebieten die bedeutendste Krankheit. Eine Behandlung ist nur vorbeugend kurz vor erwarteten Infektionsbedingungen sinnvoll und wirksam. Sind die ersten Krankheitssymptome sichtbar, ist es für eine Behandlung meist schon zu spät. In den vergangenen Jahren hat sich bei geringerem Infektionsdruck eine Einmalbehandlung als wirtschaftlich erwiesen. Tankmischungen von 1,5 l/ha Folpan 500 SC oder 1,5 l/ha Multivo in Kombination mit 1,2 l/ha Ascra Xpro oder 1 l/ha Elatus Era oder 1,5 l/ha Revytrex zeigten gute Wirksamkeit zu verträglichen Preisen.

Bei starkem Infektionsdruck wird eine Spritzfolge sinnvoller sein, besonders bei frühem Auftreten von Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken. Diese Doppelbehandlungen haben in vielen Versuchen deutliche Mehrerträge gebracht. Der Einsatz von Folpan 500 SC oder Multivo zur Befallsminderung der Ramularia kann und soll so spät wie möglich durchgeführt werden. Das Grannenspitzen bis in die freistehende Ähre (BBCH 59) ist hier der ideale Zeitpunkt. Alljährlich stellt sich die Frage, wie viele Fungizideinsätze im Weizen wirtschaftlich sind. In Beständen ohne Fusariumrisiko wird eine einmalige Behandlung mit breit wirksamen Carboxamid- Azol-Mischungen, mit einer der Bestandsentwicklung angepassten Aufwandmenge die richtige Wahl sein. Starke Wirkstoffkombinationen wie Ascra Xpro, Elatus Era oder Revytrex, sowie die Carboxamidfreien Produkte Balaya, Daxur, Delaro forte und Univoq leisten ebenfalls sehr gute Arbeit. Hier kann der Einsatz schon etwas früher (BBCH 37/39) stattfinden. Die Blüte muss nicht abgewartet werden.

In intensiv geführten Beständen mit guter Wasserversorgung und höherem Fusariumrisiko (je nach Vorfrucht, Witterung) werden zwei Überfahrten sinnvoll sein. Im Stadium BBCH 37/39 findet der klassische Blattschutz statt, gefolgt von einer abschließenden Ähren-Fusariumbehandlung (BBCH 61/65). Bei starkem Fusariumbefall („Infektionswetter“) ist eine gezielte Überfahrt zu diesem Zeitpunkt sinnvoll. Gegen Ährenfusariosen sind Azol-Produkte in der Blüte und nach Regen (ab 3 bis 4 mm) ideal. Delaro forte oder Prosaro sind wirksame Produkte. Besonders preisgünstig für diesen Einsatzbereich sind nach wie vor reine Tebuconazol-Produkte wie Folicur oder Mystic 250 EW. Auf eine gute Benetzung der Ähre ist zu achten.

Gut kalkulieren im Trockengebiet

Die Diskussion über die Wirtschaftlichkeit eines Fungizideinsatzes im Trockengebiet ist alle Jahre wieder ein Thema für Praktiker. Die Wirtschaftlichkeit ist hier bei guter Bodenbonität, ausreichender Wasserversorgung und entsprechender Ertragserwartung meist gegeben. Ein kritischer Blick auf die Kosten je Hektar ist trotzdem immer notwendig. Gerade im Hinblick auf die Kosten sind etwa Fungizide wie Adexar Top, Balaya, Daxur oder Delaro forte interessante Produkte für das (östliche) Trockengebiet. Wesentliche Grundlage für eine Entscheidung, ob und welcher Fungizideinsatz durchgeführt wird, ist die Beobachtung der Bestände. Schadschwellen, Wetterdaten und Pflanzenschutz- Warndienst sind weitere Entscheidungshilfen für deren Einsatz. Wichtig ist ebenfalls ein gutes Resistenzmanagement. Carboxamide sollen höchstens einmal zur Anwendung kommen.

Unbedingt beachten: 
• Dokumentationspflichten nicht vergessen.  
• Vor der Anwendung der Produkte die Gebrauchsanweisung lesen, auch diverse Anwendungsempfehlungen des Vertriebs geben Hinweise.
• Zulassungen beachten, zu finden im Pflanzenschutzmittel­register des BAES.   

Zum Autor: Franz Weissinger ist Mitarbeiter der RWA

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  • Winterweizen Wachstumsregler: agrarfoto.com
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AUTORFranz Weissinger; Red. CW
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