Obwohl beziehungsweise vielleicht gerade deswegen weil es derzeit erfreulicherweise keinen Anlassfall gibt, wies die Landwirtschaftskammer Oberösterreich Anfang  dieser Woche bei einer Pressekonferenz auf die Bedeutung des Tiergesundheitsdienstes (TGD) hin. Der TGD wurde 2003 gegründet. Grund dafür war der Arzneimittelskandal Anfang der 2000er-Jahre. Ziel war und ist es, durch Beratung der tierhaltenden Betriebe und regelmäßige Betreuung der Tierbestände durch die TGD-Tierärzte die Tiergesundheit weiter zu verbessern und den Einsatz von Tierarzneimitteln zu verringern. Durch diverse Maßnahmen werde wesentlich zur Sicherung der Tiergesundheit, des Tierschutzes, des Konsumentenschutzes sowie zur Qualität der Lebensmittelproduktion beigetragen. „Es handelt sich hierbeit um eine Partnerschaft zwischen Landwirten und Tierärzten. Der TGD ist ein gutes Werkzeug, nicht nur im Fall von Seuchen sondern auch darüber hinaus“, erklärte LK-Vizepräsident Karl Grabmayr. Die Hauptkriterien sind Rechtssicherheit für Landwirte, Transparenz, Rückverfolgbarkeit, Dokumentation sowie Beratung.

Teilnahme freiwillig aber eigentlich unverzichtbar

Gerade für Oberösterreich, dem tierhaltungsstärksten Bundesland, ist der TGD von großer Bedeutung. Das spiegelt sich auch in den Betriebs- und Tierzahlen sowie in der freiweilligen Teilnahme daran wieder (siehe Tabelle). Insbesondere für Produktionsformen, die einen gewissen Tierarzneimitteleinsatz durch den Tierhalter voraussetzen, sei die Teilnahme unverzichtbar. Zudem sehen viele Qualitätsprogramme wie beispielsweise das AMA-Gütesiegel eine Teilnahme verpflichtend vor. So werden 98 Prozent (%) der in Oberösterreich gehaltenen Schweine, 93 % der Rinder, 84 % der Schafe und 92 % der Ziegen im Tiergesundheitsdienst betreut“, so Grabmayr. Die Aus- und Weiterbildung ist für diese Betriebe essentiell. Neben einem Grundkurs müssen innerhalb von vier Jahren insgesamt vier Stunden Fortbildung absolviert werden.

Leistungen des TGD sollen ausgeweitet werden

„Die verpflichtenden Betriebserhebungen sind das zentrale Element im TGD“, betonte Geschäftsführer Gottfried Schoder. Themen wie Arzneimittelanwendung und Dokumentation, Tierschutz, Hygiene, Fütterung, Management, Haltung und Stallklima werden gemeinsam von Tierarzt und Landwirt besprochen und bei Bedarf Verbesserungvorschläge erarbeitet.

Die Teilnahme bringe zahlreiche Vorteile für die Landwirte, auch wenn diese laut Grabmayr nicht immer von allen klar erkannt werden. So wird der TGD als Qualitätssicherungssystem auch von verschiedenen Organisationen wie beispielsweise Erzeugerorganisationen, Milchgenossenschaften, AMA-Marketing oder McDonald‘s anerkannt. Ein weiteres Service ist die Diagnostik. Im Labor in Ried im Innkreis wurden vergangenes Jahr mehr als 110.000 Proben auf verschiedene Krankheitserreger oder bestimmte Bestandteile wie Antikörper oder Trächtigkeitsprotein untersucht. Landwirte zahlen dafür lediglich einen Selbstkostenbeitrag in Höhe von 15 %. Möglich wird das vor allem durch die Bezuschussung der öffentlichen Hand. Das Land Oberösterreich unterstützt den TGD jährlich mit finanziellen Mitteln in Höhe von 1,4 Millionen Euro.

Schoder forderte auch eine strukturelle Anpassung auf Bundesebene. Diese sei auch schon in Planung. Die Leistungen des TGD sollen künftig ausgeweitet werden. Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger, der derzeit den Vorsitz in der Landesagrarreferenten-Konferenz inne hat, will dieses Anliegen dort vorantreiben.

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  • Ziegen: LK OÖ
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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