Strippen ziehen um Mercosur

Kommentar von Georg Strasser,
Bauernbund-Präsident.

Es war ein brisantes Ringen der Staats- und Regierungschefs, als sich die kürzlich in Brüssel um die Billiarden für den EU-Finanzhaushalt matchten. Die „Sparsamen Vier“, darunter Österreich, haben ein strategisch höchst interessantes Machtgefüge gebildet und den bisher tonangebenden Ländern Deutschland und Frankreich gehörig Paroli geboten. Dank dieser strategischen Allianz hat Bundeskanzler Sebastian Kurz auch für unsere Bauernfamilien ein sensationelles Verhandlungsergebnis erzielt. Statt einem Minus von 770 Mio. Euro – wie von der EU-Kommission ursprünglich vorgeschlagen – steht unterm Strich ein Plus von 35 Mio. Euro für die kommende GAP-Periode im Raum.
Deutschland wird in seiner EU-Ratspräsidentschaft bis Jahresende nun alles in die Waagschale legen, um das Handelsabkommen Mercosur abzusegnen. Ich glaube, Österreich ist mehr als nur „der kleine Bruder“ von Deutschland. Deshalb brauchen wir eine Art strategische Allianz auch bei Mercosur. Denn unsere Regierung hat – auf Druck des Bauernbundes – als einziges EU-Land ein Veto eingelegt. Das Niederländische Parlament hat daraufhin ebenfalls dagegen gestimmt.
Die richtigen Strippen zu ziehen,ww ist jetzt überlebensnotwendig. Denn eines darf gewiss nicht passieren: Der Ausverkauf unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft zugunsten deutscher Automobilkonzerne. Tonnen ungekennzeichneter Lebensmittel minderer Standards aus Südamerika würden all die Mühe auf unseren Betrieben komplett ad absurdum führen. Leider sieht das eine um Erfolg ringende deutsche Bundeskanzlerin vermutlich etwas anders.

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