Der beste Cider der Welt kommt aus Österreich, genauer gesagt aus der obersteirischen Gemeinde Gaal im Murtal. Das bestätigte eine unabhängige Jury, die im Rahmen des „World Cider Awards“ in Norwich (England) jüngst die besten Apfelschaumweine der Welt kürte. Auch einige österreichische Marken stellten sich dem Bewerb. Dem Team von Kühbrein gelang aber der große Coup. Als erster österreichischer Betrieb holte sich das Start-Up „Gold“ in der allgemeinen Wertung.
Die Jury beschrieb den Kühbrein-Cider als „blumig, fruchtig in der Nase, nach Pfirsich und Hollunderblüte. Ausgewogen und sehr langanhaltend am Gaumen“. Der Apfelschaumwein aus der Steiermark wird damit in einem Atemzug mit den besten Cidern aus Frankreich, England oder Australien genannt.
Kühbrein steht aber nicht nur für den nunmehr weltbesten Cider, sondern auch für den gleichnamigen Hof in der Steiermark. Und dort herrscht aktuell Hochbetrieb. Die Äpfel auf den Streuobstwiesen sind reif und wollen verarbeitet werden. Für David Kargl (31) beginnt damit auch wieder die Zeit des Tüftelns. Stundenlang verbringt er in seiner Kellerei, um die besten Nuancen aus seinen Produkten herauszuholen. Wichtig ist ihm dabei beste Qualität, die auch durch die Sortenreinheit gelingt.
„Vom Bauerntrunk zum edlen Tropfen“
Verarbeitet werden aber nicht irgendwelche Apfelsorten, sondern echte Raritäten, wie beispielsweise Kronprinz Rudolf oder Grafensteiner. Der einzigartige Geschmack bereitete dem Kühbrein-Cider schon vor der internationalen Auszeichnung viel Anerkennung.
David (31), seine Freundin Beate (28) und sein Bruder Peter (25) haben als Start-Up (ein junges Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern) bei der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ teilgenommen.
„Millionen gab’s zwar keine, dafür aber viel Lob für die Qualität und das Design unserer Produkte“, erzählt Peter. So bestätigte ihnen dabei Top-Winzer Leo Hillinger, dass ihre Arbeit im wahrsten Sinne gute Früchte trägt.
Die Äpfel dafür wachsen in ungewöhnlicher Lage, nämlich auf knapp 900 Metern Seehöhe. „Wir profitieren noch immer von den Bäumen, die unser Großvater einst gepflanzt hat. Er hat uns da zum Teil die Wahl abgenommen, was in unseren Produkten verarbeitet wird“, schildert David.
Zu Produzieren begann der Mostsommelier, weil die Tradition am elterlichen Hof weitergeführt werden sollte. Seit 1958 wird hier nämlich Most produziert. Vor zehn Jahren nahm David seinem Vater das Handwerk ab. „Vor zwei, drei Jahren ist die Vermarktung dann noch professioneller geworden“, erklärt Peter, der sich um Marketing, Vertrieb und den Social-Media-Auftritt des Unternehmens kümmert.
Die Kargls haben somit den ehemaligen „Bauerntrunk“ zum edlen Tropfen transformiert. Mittels modernster Kellertechnik und durch permanenten Austausch mit anderen Betrieben, werden die Produkte mit viel Leidenschaft weiterentwickelt. „Wir haben im Austausch mit Berufskollegen aus der Steirermost-Gruppe viel dazu gelernt, es ist ein Teilen von Best-Practice-Beispielen, um weiterzukommen“, so David.
Das gilt auch für den Cider. „Wir haben versucht, dem Trend gerecht zu werden. Mit dem Cider treffen wir zum einen den „low-alcohol“ Trend, der aus dem bewussteren Konsumverhalten der Menschen resultiert und zum anderen sind wir eine neue, hippe Alternative neben Bier und Wein“, erklärt Peter.
„Wir müssen uns weiter vom eingerosteten Image des Mostes entfernen.“
PETER KARGL
Die erfolgreichen Produkte aus Frankreich und England kannten die Kargls, deshalb schritten sie selbst ans Werk. „Wir haben am Anfang einmal 300 Flaschen abgefüllt, in der Hoffnung, Abnehmer zu finden. Sie waren aber so schnell weg, dass es im nächsten Jahr schon 3.000 waren“, erzählt der Marketingbeauftragte im Bunde.
Mittlerweile füllt das junge Unternehmen zehn Mal so viele Flaschen im Jahr ab, etwa 30 Gastronomiebetriebe und 50 Einzelhandelsgeschäfte sowie Onlinehops bieten die Premium-Getränke an, auch der Ab-Hof-Verkauf ist gefragt. Allgemein verfolgen die drei Start-Up-Gründer das Ziel, ihre Produkte als Lifestyle-Getränke zu positionieren. „Wir müssen versuchen uns weiter vom eingerosteten Image des Mostes zu entfernen und noch mehr Menschen davon überzeugen, dass auch Apfelwein ein hervorragendes Produkt sein kann, das am Sonntagstisch zum Gericht serviert wird, und nicht nur zur Jause“, betont Peter.
Dabei ist den dreien eines wichtig: „Most ist Apfelwein, Apfelwein aber nicht Cider.“ Der Unterschied liegt in Komposition und Alkoholgehalt. Der presigekränte Kühbrein-Cider etwa wird als spritzige Komposition aus Apfelwein und Apfelsaft beschrieben, die „schüchterne 3,8 5 Vol.“ enthält.
Das wird auch im Kontakt mit den Kunden kommuniziert. Nicht zuletzt deshalb wird der neue Jahrgang stets bei einer Gala im Hofwirt Seckau vorgestellt. „Das ist unser ,Prestige- Event‘. Alle kommen in Abendkleidung, das verleiht dem ganzen einen extravaganten Charakter“, schildert Beate, die unter anderem für Logistik, Ab-Hof-verkauf und Events verantwortlich ist.
Die steirischen Äpfel müssen in die Flasche
Bevor es allerdings so weit ist, muss das Produkt entstehen. Hauptsaison ist daher auch am Kühbrein-Hof der Herbst. Dann wird aber nicht nur die eigene Ernte verarbeitet. „Es gibt bei uns in der Gegend viele Obstwiesen, die oft ungenutzt bleiben. Wir geben den Leuten eine Möglichkeit, ihr Obst zu klauben und bei uns am Hof pressen zu lassen“, erzählt Beate. In einem Erhitzungsverfahren wird dafür gesorgt, dass der so produzierte Apfelsaft auch haltbar bleibt. Der fertige Saft kan dann wieder mitnachhause genom- men werden.
Das Kühbrein-Team verbringt derzeit also viele Stunden beim Apfelpressen. Gleichzeitig ist David täglich in seiner Kellerei, um dafür zu sorgen, das bis Jänner – bis der Most dann vergoren ist – wieder die besten Premium-Produkte vom Edelstahlkessel in die Flasche dürfen.
Victoria Schmidt
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- Prämierung: Kühbrein Cider
- Kühbrein: Kühbrein Cider