Ölkürbis steht hoch in der Gunst der Ackerbauern. Im Vorjahr hat die Anbaufläche laut Statistik Austria den bisherigen Höchststand von 39.131 ha erreicht (+10,4 %). Flächenausweitungen gab es vor allem in Niederösterreich sowie auch in Oberösterreich und im Burgendland. In der Steiermark ist die Anbaufläche annähernd gleichgeblieben. Beachtlich ist zudem der deutliche Anstieg der Bioflächen, die im Vorjahr einen Anteil von 27 % an der österreichischen Anbaufläche erreicht haben.
Im Schnitt wurden 650 kg/ha geerntet
Was die Ertragsergebnisse betrifft, so konnten im Vorjahr in Summe mehr als 25.564 t Kürbiskerne geerntet werden (+11 %). Das durchschnittliche Ertragsniveau lag mit 6,5 dt/ha auf dem Niveau des Jahres 2020.
Der Ölkürbissaison 2021 war geprägt von den kühlen Temperaturen im Mai. Es kam zu Aufgangsproblemen, vor allem im Biolandbau. Im Juli war, speziell im Alpenvorland, ein vermehrter Blattlausbefall zu beobachten. Durch Hagelereignisse und starke Unwetter in einigen Gebieten kam es zu einem verminderten Ertrag. Positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kürbisbestände hatten dagegen Niederschläge in den Sommermonaten Juli und August. Die Erträge sind regional sehr unterschiedlich ausgefallen. Schwache Erträge waren meist auf Auflaufprobleme (kalter Mai), Hagel-und Unwetterereignisse oder Trockenheit zurückzuführen. Auch heuer wurden wieder drei interessante Kürbissorten zugelassen.
Drei interessante Neuzulassungen
Mit GL Ruprecht wurde nach einigen Jahren wieder eine freiabblühende Sorte registriert. GL Ruprecht ist ein Rankentyp und bildet lange Ausläufer. Mit einer ähnlichen Jugendentwicklung wie GL Atomic, zeigt GL Ruprecht eine mittlere Blütezeit. Die Abreife ist spät und liegt drei Tage nach GL Rustikal bzw. fünf Tage nach GL Atomic. Die gesunde Sorte zeigt jeweils geringe bis mittlere Anfälligkeit gegenüber Virosen, Mehltau und für krankheitsbedingte Blattwelke (Mischinfektionen von pilzlichen und bakteriellen Erregern). Der Anteil an faulen Früchten ist gering. GL Ruprecht übertraf die ebenso freiabblühende Sorte GL Classic im Korn- und Ölertrag deutlich (+41 bzw. +45 %) und zeigte auch Vorteile im Ölgehalt (+1,4 %). Die Hybriden im Vergleichssortiment wurden ertraglich nicht erreicht. GL Ruprecht weist einen mittleren Fruchtansatz bei einem mittleren bis geringen Anteil an kleinen Früchten auf. Die Sorte verfügt über ein sehr großes Korn.
Neben der freiabblühenden Sorte GL Ruprecht wurden mit GL Johannes und GL Leopold auch zwei vielversprechende Hybriden zugelassen. Beide Züchtungen bilden kurze Ausläufer, zeigen eine geringe Fäulnisanfälligkeit und somit einen sehr hohen verwertbaren Fruchtanteil.
GL Johannes ist eine Hybridsorte mit mittlerem bis raschem Wuchs und mittlerer Blütezeit. Sie reift zwei Tage nach GL Rustikal und vier Tage nach GL Atomic ab. GL Johannes zeigte mittlere Virussymptome, die Anfälligkeit für Mehltau ist stark, jene für krankheitsbedingte Blattwelke (Mischinfektionen von pilzlichen und bakteriellen Erregern) mittel ausgeprägt. GL Johannes übertraf die meisten Vergleichssorten im Korn- und Ölertrag um 1 bis 19 % zum Standardmittel, die 2020 zugelassene ertragsstarke Sorte GL Rudolf wurde nicht erreicht (–8%). Der Ölgehalt ist hoch, ähnlich wie bei GL Rustikal. Der Fruchtansatz ist mittel bei einem sehr geringen Anteil an kleinen Früchten und einer sehr guten Kornausbildung.
Der Hybrid GL Leopold zeigt eine rasche Jugendentwicklung, eine frühe Blüte und eine frühe bis mittlere Reife, ähnlich GL Atomic. Die Anfälligkeit für Mehltau und krankheitsbedingte Blattwelke (Mischinfektionen von pilzlichen und bakteriellen Erregern) ist mittel ausgeprägt. GL Leopold übertraf die meisten Vergleichssorten im Korn- und Ölertrag um 2 bis 15 % zum Standardmittel, die ertragsstarke Sorte GL Rudolf wurde ertraglich nicht erreicht (–12 %). Der Ölgehalt ist hoch. Der Hybrid verfügt über einen hohen Fruchtansatz bei einem geringen Anteil an kleinen Früchten und weist eine gute Kornausbildung auf.
Mehrjährige, regionale Ergebnisse
GL Atomic (Zulassung 2018) konnte ein stabiles Ertragsniveau halten und hat sich in Niederösterreich und in der Steiermark als eine der Hauptsorten etabliert. Um sein hohes Ertragspotenzial voll ausschöpfen zu können, benötigt GL Atomic gute Böden.
GL Inka (Zulassung 2017) ist ein Rankentyp und kombiniert eine recht frühe Reife (Note 3) mit einer guten Ertragsleistung. GL Inka muss zeitgerecht geerntet werden um Fäulnisverluste zu vermeiden. Wegen der Langtriebigkeit kann GL Inka Fehlstellen gut kompensieren.
GL Venus erbrachte in vierjähriger Prüfung überzeugende Korn- und Ölerträge in beiden Anbaulagen.
Vom frühreifenden Hybrid Beppo gibt es keine aktuellen mehrjährigen Ergebnisse mehr. Beppo wird vermarktet und bietet die Möglichkeit eines frühen Erntetermins. Die Sorte sollte im Hinblick auf die Fruchtfäuleanfälligkeit aber auch bald nach der Abreife geerntet werden.
Die im Jahr 2020 zugelassene Sorte GL Rudolf zeigte in den AGES-Versuchen auch heuer wieder hervorragende Leistungen. GL Rudolf zeigt eine etwas spätere Reife als die bewährte Sorte GL Rustikal (Zulassung 2010) bei ähnlicher Fäulnisanfälligkeit.
GL Ferdinand ebenfalls 2020 zugelassen, zeigt nach zweijähriger Prüfung ein sehr hohes Ertragspotential. Der Ölgehalt ist hoch bis sehr hoch (Note 8). GL Ferdinand weist einen mittleren Fruchtansatz bei einem jeweils geringen Anteil an faulen und kleinen Früchten auf. Beide Züchtungen zeigen eine rasche Jugendentwicklung, blühen früh und bilden kurze Ausläufer.
GL Classic (Zulassung 2011), eine frei abblühende Sorte, bildet als Ranktyp lange Triebe aus.
GL Rustikal punktet mit seiner guten Fäulnisresistenz gegenüber den Vergleichssorten. Die bewährte, aber bereits vor über elf Jahren registrierte Sorte GL Rustikal (Zulassung 2010) bleibt in den AGES-Versuchen in den niederösterreichischen Anbaulagen ertraglich unterdurchschnittlich. In Südburgenland und der Steiermark kommt GL Rustikal an das Standardniveau heran. GL Rustikal ist in der Saatgutvermehrung die bedeutendste Sorte im Sortiment.
GL Vincent wird als Knabberkern und nicht zur Ölherstellung verwendet. GL Vincent hat beschalte Körner, das erklärt zum Teil auch seine guten Ertragsleistungen. Der Ölgehalt ist entsprechend niedrig.
Anbauausweitung nur bei sicherer Abnahme
Die Kürbisanbaufläche wird 2022 aufgrund der guten stabilen Preislage weiter auf einem hohen Niveau bleiben. Ölkürbis ist für viele Landwirte aufgrund des vertraglich abgesicherten Preises eine attraktive Kulturart. Es sollte aber nur jene Menge Kürbis angebaut werden, die auch vertraglich abgesichert ist, da es sonst wieder zu einem Preisverfall kommen kann.
Weitere Sorteninformationen im Internet sind beim „AGES-Sortenfinder“ abrufbar.
Die Tabelle mit den Sorteneigenschaften und die Ertragsgrafiken finden Sie in der Druck-Ausgabe der BauernZeitung, Nr. 07/2022.
- Bildquellen -
- Lkuerbis Hacken 9 ID93483: agrarfoto.com