Schweine: Preise hoch, Stimmung verhalten

Rekordniveaus bei den Preisen für Schweine und Ferkel. Dennoch verharren die Bauern auf der Investitionsbremse. Bei den Förderstellen herrscht Flaute, kaum ein Betrieb wagt sich an Stallbauten.

Kleines Angebot, kaum Investitionen – trotz hoher Preise verharren die Schweinehalter in Warteposition.

Der Schweinezyklus war einmal. Trotz hoher Preise dümpelt das Angebot an Schlachtschweinen europaweit seit Monaten hartnäckig um etwa zehn Prozent unter der sonst üblichen Saisonkurve.
Bei der Delegiertenversammlung des Verbandes Österreichischer Schweinebauern (VÖS), zu der sich Ende Juni die namhaften Vertreter der Branche in Wels versammelt haben, sind die tieferen Ursachen der Misere zur Sprache gekommen.

Gegenwind aus allen Richtungen

Die aktuell guten Notierungen sind erfreulich, allerdings sind die Mäster und vor allem die Sauenhalter noch daran, die Verluste der Jahre 2020 und 2021 zu verdauen. Die phasenweise hohen Futterkosten verzögern den wirtschaftlichen Aufholprozess. Bei der Kostenabwägung mindert auch die inflationäre Baupreisentwicklung ab März des laufenden Jahres die Investitionsbegeisterung. Der enorme Baukostenanstieg konterkariert auch die gesetzlich programmierten Haltungsvorgaben.
In der Sauenhaltung gilt bereits seit Jahresbeginn der neue gesetzliche Standard für die Gruppenhaltung unter anderem mit vergrößertem planbefestigtem Liegebereich und erhöhter Mindestbuchtenfläche. Auch wenn hier ein Investitionsschutz von 23 Jahren zugesagt ist, bleiben die Ferkelerzeuger vorsichtig.
Auch die Mäster warten ab, wie sich Märkte und Baukosten entwickeln, ehe sie gegenüber dem per 31. Dez. 2039 fixierten Ende der unstrukturierten Vollspaltenbucht offensiv werden.
Auch Verfahrensdauer und Genehmigungslage bei Bauvorhaben erfordern vielfach beharrliches Durchhaltevermögen. Generell gilt dies auch für die zunehmenden Produktionsauflagen wie Aufzeichnungsvorschriften bei Futter, Arzneimittelanwendung und Düngung. Zu all dem kommt noch der gesellschaftliche Gegenwind mit Fleischverzicht, engen Haushaltsbudgets und dem durch Tierrechtsaktivisten forcierten Negativimage.
Zur Situation am Ferkelmarkt berichtete Styria­brid-Geschäftsführer Hans-Peter Bäck, dass die Sauenhalter aufgrund der aktuell guten Preise bereits seit längerer Zeit „mit Vollgas“ belegen.

Erfolgreich ist, wer beständig produziert

Den Schweinezyklus sieht er in Form möglicher Ferkelüberschüsse im Herbst wieder im Kommen. Ebenso wie bei den wochenweise extrem hohen Stückzahlen des Vorjahres werde dann die Ferkelvermittlung wieder besonders gefordert sein. Wichtig für die Vermarktung wäre eine bessere Planbarkeit beim Fer-
kelangebot. Den Sauenhaltern legt Bäck eine kontinuierlich beständige Produktion ans Herz. Diese bringe den besten Erfolg.
Die Diskrepanz zwischen hohen Preisen und niedrigen Stückzahlen zeigt sich am deutlichsten am Schlachtschweinemarkt. Laut Ö-Börse-Geschäftsführer Johann Schlederer sinken die Stückzahlen seit knapp zwei Jahren deutlich. Dem stehen hohe Notierungspreise gegenüber, die allerdings ab 2,50 Euro/kg die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten überfordern. Der am Markt umsetzbare Preisplafond liege aus dieser Sicht bei höchstens 2,40 Euro/kg, was heuer über einige Wochen auch umsetzbar war. Was dies für die Mehr-Tierwohl-Stufen im Rahmen des AMA-Gütesiegels bedeutet, wird sich zeigen.

Professionell in den sozialen Medien

Seitens der VÖS-Arbeitsgruppe Kommunikation treibt man laut Sprecher Thomas Reisecker jedenfalls die positive Öffentlichkeitsarbeit voran. Beispielhaft lohnt ein Blick auf die Facebook-Seite „Stadt Land Tier“, wo regelmäßig Themen zur Schweinehaltung aufbereitet werden. Für die Arbeitsgruppe Junge Veredler hat Simon Kneissl deren zentrale Zielsetzungen vorgestellt. Sie lauten: Eigenversorgung sichern, Wertschätzung verbessern und die bäuerliche Landwirtschaft erhalten.

Quelle: Junge Veredler / VÖS
Es gibt sie noch, die „Jungen Veredler“, hier bei der jüngsten Tagung.

Kupieren nur bei “Unerlässlichkeit”

Aktuelles Hauptthema im Bereich Recht & Politik ist laut Arbeitsgruppensprecher Johann Stinglmayr der Ausstieg aus dem routinemäßigen Kupieren von Schwänzen. Die 1. Tierhaltungsverordnung verpflichtet alle (!) rund 20.000 heimischen Schweinehalter zu Maßnahmen, um das Schwanzkupieren zu minimieren. Ein Kupieren ist nur zulässig, wenn dies zum Schutz anderer Tiere erforderlich ist und der Eingriff nicht routinemäßig erfolgt. Zum Nachweis der sog. „Unerlässlichkeit“ sind folgende Schritte einzuhalten:
• Erhebung der Schwanz- und Ohrverletzungen,
• Durchführung einer Risikoanalyse und
• Abgabe einer Tierhaltererklärung.
Die Tierhaltererklärung ist jährlich bis 31. März des Folgejahres zu erstellen und via Veterinärinformationssystem (VIS) abzugeben. Formblätter hierfür und weitere fachliche Informationen stellt die Offizialberatung online bereit.
Erfolgreich war der Ferkelsektor bei der Reduktion des Antibiotikaverbrauchs, der binnen zwei Jahren um etwa ein Drittel gesenkt werden konnte. Sehr erfolgreich war in diesem Zusammenhang das PRRS-Impfprogramm.
www.ringelschwanz.at

- Bildquellen -

  • 2335 W01 Junge Veredler Gruppe: Junge Veredler / VÖS
  • 2335 W02 Schweinestall Leer: Budimir Jevtic – Stock.Adobe.com
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QuelleH.M.
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