Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology
Die gute Nachricht zuerst: Laut Internationaler Energieagentur (IEA) sind die Investitionen in erneuerbare Energien im Jahr 2021 auf ein neues Rekordniveau gestiegen – nach einem deutlichen Einbruch im ersten Corona-Jahr 2020. Dieser starke Zuwachs ist auch notwendig, um die ambitionierten Klimaziele erreichen zu können.
Da nun auch Staaten wie China oder Indien auf diesen Zug aufgesprungen sind, herrscht bei den IEA-Experten Optimismus, sich der angestrebten CO2-Neutralität weiter anzunähern.
Allerdings – und das ist die schlechte Nachricht – gibt es auch einen Gegentrend. Und dieser kommt ausgerechnet von der ansonsten so vorbildhaft agierenden EU: Geht es nach dem Willen der Europäischen Kommission, sollen in die sogenannte „Taxonomie“ – eine Liste von förderwürdigen Technologien – nicht nur erneuerbare Energieformen (Sonne, Wind, Biomasse) aufgenommen werden, sondern auch Erdgas und Atomenergie. Gegen diesen Plan laufen einige Staaten, unter ihnen Österreich, Sturm. Nach einhelliger Ansicht von Experten ist der Kommissions-Vorschlag dennoch zur Zeit mehrheitsfähig.
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet in Europa, das sich gerne als internationaler Vorreiter für Umwelt- und Klimaschutz sieht, nun ein Richtungsstreit ausgebrochen ist. Noch ist Zeit, den Irrweg zu korrigieren. Vielleicht wäre eine Nachdenkpause angebracht – damit sich alle daran erinnern, dass wir mit unserer Umwelt schonend umgehen und den nächsten Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen müssen.