Die Corona-Krise hat es gezeigt: Die Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln steigt. Ein positver Umstand, welcher nun auch den Bäuerinnen und Bauern sowie den regional verankerten Lebensmittelproduzenten einen Nutzen bringen soll. Bis 2025 sollen in öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen oder Gefängnissen ausschließlich regionale und saisonale Lebensmittel verkocht werden. Der Bio-Anteil soll dabei 30 Prozent betragen, bis 2030 sogar 55 Prozent – so lautet das ambitionierte Ziel, welches die Landesagrarreferenten bei ihrer Konferenz (LARK) vergangene Woche in Traunkirchen (OÖ) präsentiert haben. „Der öffentlicher Sektor muss hier eine Vorbildwirkung haben. Wir möchten alle Möglichkeiten für mehr heimische Lebensmittel ausschöpfen“, betonte der oberösterreichische Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, der aktuell den Vorsitz inne hat.
Fokus auf kleine Lieferanten
Das System wurde gemeinsam mit der Bundesbeschaffungsagentur ausgearbeitet und fußt auf mehreren Bereichen. Fest steht, dass es für die Umsetzung Begleitmaßnahmen braucht. Diese reichen von der Adressierung neuer Lieferanten, über regionale Ausschreibungen sowie Workshops mit Küchenleitern bis hin zur Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung.
Durch kleinere Vergabelose und angepasste Richtlinien soll der Fokus in der öffentlichen Beschaffung zukünftig auch stärker auf kleine, regionale Lieferanten gelegt werden. „Damit soll bäuerlichen bzw. gewerblichen Direktvermarktern ein direkter Zugang zu öffentlichen Küchen ermöglicht werden“, erklärte Hiegelsberger. Das System soll vereinheitlicht werden – die Kriterien zur Beschaffung heimischer Lebensmittel werden derzeit im bundesweiten Aktionsplan „Österreich isst regional“ erarbeitet. Hier gehe es unter anderem auch um die Festlegung der rechtlichen Voraussetzungen.
Breite Unterstützung für das Projekt erhalten die Landesagrarreferenten von Bundesseite: „Gerade in Großküchen – wo täglich viele Mahlzeiten zubereitet werden – müssen wir weg von fertigen Produkten, die industriell erzeugt werden, und hin zur Verkochung echter Rohstoffe. Der regionale Einkauf ist ein Schlüssel dafür“, betonte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger.
LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger sieht im Beschluss der Landesagrarreferenten ein deutliches Signal, dass regionale Lebensmittel wieder den Stellenwert bekommen, den sie brauchen. Zudem will er in weiterer Folge den Gesundheitsminister in die Pflicht nehmen: „Die rasche Umsetzung der Herkunftskennzeichnung, die im Regierungsprogramm verankert ist, ist unverzichtbar. Wir brauchen diesen parallelen Schritt dazu, damit keine Trittbrettfahrermentalität entsteht.“
Kritik an EU-Agrarstrategie
Für viel Diskussionsstoff sorgte auf der LARK auch die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission. Köstinger kritisierte, dass bereits bisher erbrachte ökologische Leistungen von Ländern wie Österreich nicht berücksichtigt werden. Sie fordert eine Folgeabschätzung für die Landwirtschaft ein. Moosbrugger gab zu bedenken: „Wir karren die Lebensmittel von überall dort her, wo sie produziert werden, wie wir es in Österreich und Europa nicht wollen. Da ist wenig Logik dahinter.“
Thomas Mursch-Edlmayr