Mitte Juni wurde von der BH St. Johann im Pongau ein positiver Abschussbescheid ausgestellt, der nun nach Beschwerde durch die Naturschutzorganisationen WWF und Naturschutzbund zurückgezogen wurde.
Grund dafür seien einerseits formalrechtliche Einwände gewesen, andererseits sei der Wolf nicht mehr im Großarltal anwesend, was seine dortige Gefährlichkeit und damit die Ausnahmeregelung der FFH-Richtlinie nichtig macht. Zudem, argumentierte das Gericht, sei es nicht ausgeschlossen, dass der Jäger ein anderes Individuum erschieße. Der Abschussbescheid sei ohnehin eine theoretische Übung gewesen, so Hubert Stock, Wolfsbeauftragter des Landes Salzburg, denn der Abschuss hätte bis zum 31. Dezember ausgeführt werden müssen.
Tirols Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl zeigt sich verärgert über die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts: „Was wir brauchen, ist ein praxistaugliches Wolfsmanagement und keine leeren Versprechungen, die dann zurückgezogen werden.“
Zudem seien die bürokratischen Hürden, die einem Abschussantrag in den Weg gestellt werden, beinahe unüberwindbar. „ Wir werden uns weiterhin für die Entnahme eines Problemwolfs als mögliche Maßnahme zum Schutz der Almwirtschaft einsetzen. Der Erhalt der Almen und ihre Bewirtschaftung muss unbedingt gesichert bleiben“, bekräftigt Raggl. Nicht nur die Landwirtschaft sei davon abhängig, auch der Tourismus und Gemeinden seien betroffen. „Die gepflegte Kulturlandschaft Tirols ist eines der besten Argumente für die Naherholung von Einheimischen und Touristen“, erklärt Raggl.
Herdenschutz statt Wolfsabschuss
Die Naturschutzorganisationen fordern eine weitreichendere Herdenschutzstrategie statt Abschussmöglichkeiten. Die Möglichkeiten seien noch nicht ausgereizt. Diese Linie vertreten auch die Tiroler Grünen, die sich nach der Aufhebung des Abschussantrages zu Wort meldeten. Sie sähen sich in ihrer Ansicht bestätigt, dass der Abschuss nicht die Lösung der Wolfsproblematik wäre.
„Offensichtlich ist den Verantwortlichen in den Naturschutzorganisationen nicht klar, in welchem topographischen Feld sie sich mit ihren Forderungen bewegen“, ärgert sich Bauernbunddirektor Raggl. Herdenschutz sei auf Heimwiesen oder niedrigeren Almen vielleicht umsetzbar, aber nicht auf dem Großteil der Almen, die in Tirol gebirgig und überaus weitläufig sind. Auch die Forderungen nach Herdenschutzhunden schätzt Raggl als unrealistisch ein. „Es gibt bereits Konflikte zwischen Wanderern und Almvieh – denken wir doch nur an die tragischen Vorfälle mit Mutterkühen in den vergangenen Almsommern zurück. Ein scharfer Herdenschutzhund, der darauf abgerichtet ist, seine Schafherde vor jeglichen Eindringlingen zu beschützen, würde die kritische Situation nur noch mehr verschärfen.“
Auch der finanzielle Aspekt sei zu beachten, meint Bauernbunddirektor Peter Raggl: „Wer soll diese ganzen Maßnahmen bezahlen?“
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