RTK, das steht für „Real Time Kinematic“. Die geografische Position wird mithilfe mehrerer GPS Satellitensignale bestimmt. Fotos: Maschinenring / grundnigproductions

Im Frühjahr packt Markus Hatzenbichler den Maßstab aus und misst die Furchen nach, die die Sämaschine in den Boden gezogen hat. Präzision ist dem Biolandwirt aus St. Paul im Lavanttal wichtig: Nur, wenn der Mais exakt gesät ist, kann er ihn später ohne Verluste hacken. Er arbeitet mit nur einem Traktor, einem John Deere 6175R, und Maschinen, die er zum Teil selbst weiterentwickelt hat. Damit alles auf Spur ist, fährt der Tüftler mit dem Maschinenring Mobil RTK Signal. Die Spurreißer der Geräte verwendet er seit der Aufrüstung auf RTK nicht mehr, stattdessen ist der Maßstab immer zur Hand, um zu prüfen, ob er noch feinjustieren muss.
Auf +/–2 cm genau
RTK, das steht für „Real Time Kinematic“. Die geografische Position wird mithilfe mehrerer GPS Satellitensignale bestimmt. Dabei wird ein Korrektursignal, welches das am Traktor empfangene GPS Signal korrigiert, über das Mobilfunknetz übertragen (Mobil RTK). Als Referenzstationen zur Berechnung der Korrekturdaten dienen die 22 Basisstationen des Maschinenrings. Herkömmliche GPS-Signale liefern, abhängig von den empfangenen Satelliten, eine Genauigkeit von ca. +/– 20 cm. Die damit aufgezeichneten Spurinformationen sind nur bedingt reproduzierbar und für den 85ha-Betrieb im biologischen Ackerbau zu ungenau. Der Maschinenring bietet ein herstellerneutrales Korrektursignal an, das bestmögliche Genauigkeit (ca. +/–2 cm) und eine dauernde Reproduzierbarkeit der Positionen gewährleistet. Diese Technik erfordert keine Sichtverbindung zur Basisstation, nur eine Internetverbindung. Es wird immer die Station mit dem besten Signal ausgewählt, auch bundesländerübergreifend.
Konzentration auf die Arbeit statt aufs Lenken
Circa 30 Feldstücke mit sämtlichen Spuren hat Markus Hatzenbichler abgespeichert. Er kann sich dank RTK Signal auf das Arbeitsgerät konzentrieren, auf das, was hinter dem Traktor passiert, statt auf das Fahren. So sieht er genau, ob er etwa die Arbeitstiefe oder den Schardruck anders einstellen muss. Durch die Wiederholbarkeit der Spuren kann der Hackvorgang nicht nur auf derselben Spur durchgeführt werden, sondern auch in einem früheren Stadium der Pflanze, wenn die Wirkung der Hacke am größten ist – nämlich im Keimblatt- bis zum 2-Blatt-Stadium. Zudem kann durch die Spurplanung und Fahrgassen auch der Bodendruck reduziert und die Fruchtbarkeit des Bodens gesteigert werden.
Ein wesentlicher Grund, sich für das Maschinenring RTK Signal zu entscheiden, war für Hatzenbichler der Support: „Mir ist es darum gegangen, dass der Support passt. Bei jedem Signal kann es Ausfälle, Unannehmlichkeiten geben. Da ist es wichtig, dass man jemanden zur Stelle hat, den man, wenn es sein muss, am Sonntag anrufen kann.“
Auch für den Betrieb Toff aus Techmannsdorf, der seit dem Wirtschaftsjahr 2020 das Maschinenring RTK-Signal einsetzt, war der Support ausschlaggebend. Denn am Anfang sind die Nutzung und das richtige Ausmessen, Einstellen und Anlegen der Spuren eine Herausforderung. Da ist es gut, wenn man jemanden um Rat fragen kann.
Frage-Antwort-Katalog
Die wichtigsten Tipps für RTK-Einsteiger haben der Betrieb Toff und der Maschinenring in einem Fragen-Antworten-Katalog zusammengefasst. Technische Voraussetzungen, wie fertig aufgebautes Lenksystem oder Mobilfunkmodem, sind darin ebenso enthalten wie Hinweise: etwa, dass der Unterlenker beim Einstellen und Fahren starr fixiert sein muss. Oder dass Frontanbaugeräte die Spur-Genauigkeit negativ beeinflussen können, ebenso wie zu schnelles Fahren in den Kurven.
Die Erfahrungen der Betriebe zeigen, dass sich technisch versierte Fahrer die RTK-Grundfunktionen in ca. 2 Stunden aneignen können. Hinzu kommen das Studium weiterer Funktionen sowie das Vermessen und die Einstellungen für die Maschinen. Beispielsweise müssen die Arbeitsbreite, der Mittelpunkt der Maschine oder der Abstand zwischen Traktor und Gerät genau gemessen werden. Erfahrungsgemäß nimmt die Einstellung jeder neuen Maschine– bei Kenntnis des Lenksystems – circa eine Stunde in Anspruch. Das Fahren selbst ist leicht zu lernen, auch für ältere Generationen.
Genaue Checkliste
Auch die häufigsten Fehler listet der Fragen-Antworten-Katalog, ebenso wie man einen Selbstcheck bei Problemen durchführt. Bei der Fehlersuche hilft zusätzlich der Maschinenring Clue Manager. Er zeichnet die wichtigsten Daten auf, etwa Satellitenempfang oder Sim-Karten-Empfang. Der Landwirt kann bei Problemen selbst im Clue Manager nachsehen, auf Anfrage hat der Maschinenring Zugriff auf die Daten für die Fehlersuche. Das Fazit beider Betriebe? Sie würden das RTK-Signal nicht mehr hergeben. Nicht nur, weil es auf der Fläche Vorteile bringt, sondern auch, weil es den Fahrer entlastet – ein oft übersehener Aspekt, den Hatzenbichler und alle Fahrer des Lohnunternehmers Toff mittlerweile zu schätzen wissen.
Beschreibung der RTK-Versuche am Betrieb Hatzenbichler, am Betrieb Toff sowie allgemeine Informationen zum Maschinenring RTK-Signal sowie das Video mit den Erfahrungen von Markus Hatzenbichler unter: 
www.maschinenring.at/rtk-einsteiger-tipps

Maschinenring und Cluster

1961 wurde der Maschinenring in Österreich als Verein zur bäuerlichen Selbsthilfe gegründet. Bis heute unterstützt er Landwirte dabei, ihre Maschinen und ihre Arbeitskraft besser auszulasten, indem sie gemeinsam Geräte nutzen und für andere Bauern, für Kommunen, Unternehmen und Private arbeiten. Denn mittlerweile umfasst der Maschinenring die drei Bereiche Agrar, Service und Personal. Aktuell arbeiten mehr als 33.000 Menschen über die verschiedenen Maschinenringe. Umsatz 2020: 337 Mio. Euro.
Ziel des “Maschinenring Clusters zur Förderung der agrarischen Kooperation“ ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft über gemeinsame Wirtschafts- und Innovationstätigkeiten am Land zu stärken. Die Betriebe Hatzenbichler und Toff sind zwei von mehr als 30 Versuchs- und Demobetrieben in diesem Cluster. Der Maschinenring Cluster steht allen Bäuerinen und Bauern offen. Unterstützt wird er über das Förderprogramm Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, mit Mitteln von Bund, Ländern und Europäischer Union.
www.maschinenring.at/cluster
 

Mag. Elisabeth Gail

Kommunikationsleiterin von MR Österreich |

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AUTORRed. SN
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