Auf ein erfolgreiches Jahr 2022 konnte die Generalversammlung der Milchgenossenschaft Niederösterreich (MGN) am vergangenen Freitag zurückblicken. Für das laufende Jahr machen den Milchproduzenten neben den steigenden Produktionskosten rückläufige Erzeugerpreise zu schaffen.
MGN-Obmann Martin Steinkonnte zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste – unter anderen Generaldirektor der Raiffeisen Holding Michael Höllerer, LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner und die NÖM-Vorstände Alfred Berger und Josef Simon – zur Generalversammlung am 31. März begrüßen. Neben einem Rückblick auf das abgelaufene Milchwirtschaftsjahr 2022 standen die turnusmäßige Wiederwahl von Obmann Steiner sowie Diskussionen unter dem Eindruck der aktuellen Herausforderungen in der Milchwirtschaft im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Große Milchmengen konnten gut verwertet werden
Die Milchanlieferung an die MGN ist trotz des Rückgangs der Lieferantenzahl von 2.464 auf 2.386 (minus 3,18 Prozent) von 414,29 Millionen Kilogramm auf 433 Millionen Kilogramm (plus 4,51 Prozent) angestiegen. Damit ist die durchschnittliche Anlieferungsmenge pro Lieferanten von 168.137 Kilogramm auf 181.485 Kilogramm (plus 13.348 Kilogramm) gesteigert worden. Die große Milchanliefermenge konnte bedingt durch den zufriedenstellenden Preis am Spot-Milchmarkt gut verwertet werden.
Im Bereich der Biomilch wurden im Jahr 2022 55,64 Millionen Kilogramm von MGN übernommen. Gegenüber dem Jahr 2021 bedeutet das eine Steigerung von 1,92 Millionen Kilogramm oder ein Plus von 3,58 Prozent. Dennoch konnte in Summe weniger Biomilchzuschlag als noch im Vorjahr ausbezahlt werden, da der durchschnittliche Biomilchzuschlag aufgrund der schwierigen Lage im Biomilchabsatz von rund 11 Cent auf 6,5 Cent abgesenkt werden musste. Derzeit beträgt dieser 7,8 Cent.
Erfreut zeigte sich Obmann Steiner, dass das hohe Qualitätsniveau annähernd gehalten werden konnte. Mehr als 99,6 Prozent der angelieferten Rohmilch entsprachen der höchsten Qualitätsklassen S und I. Insgesamt konnten 977 Milchgütesiegel für beste Qualität an die Lieferanten verliehen werden.
„Bei einem Milchpreis von 40 Cent gehen bei unseren Betrieben die Lichter aus.“
Martin Steiner
Obmann Steiner berichtete von einem für die Milchbäuerinnen und -bauern ebenso wie für die Genossenschaft zufriedenstellendem Milchwirtschaftsjahr 2022. Die Umstellung auf Tierwohl- und Logistikbonus, die neu im Milchpreis enthalten sind, sei problemlos vonstatten gegangen. Im Vorjahr sei der Markt von großer Nachfrage geprägt und damit der Preis zufriedenstellend gewesen. Der Ausblick sei allerdings nicht mehr so positiv und die Preise bereits wieder gesunken. Klar verwehrte sich Steiner gegen Prognosen des Berliner Milchforums, das von einem Rückgang auf einen Erzeugermilchpreis von 40 Cent ausgeht. „Das wird sich für unsere Milchbäuerinnen und -bauern nicht ausgehen. Da sind bei uns die Lichter aus“, warnte er.
Produktion und Nachfrage geleichermaßen steigern
„Mengen brauchen Markt“, stellte Geschäftsführer Leopold Gruber-Doberer in Bezug auf die steigenenden Anlieferungsmengen fest. Dies dürfe nicht außer Acht gelassen werden, auch wenn die guten Preise des Vorjahres dazu verleiten, die Produktion weiter zu steigern. Gerade im Biomilchmarkt sei zu erkennen, dass die gute Entwicklung auf die große Nachfrage in Deutschland zurückzuführen gewesen sei. Dort steige jedoch die Eigenproduktion, was den heimischen Markt unter Druck bringe. Generell dürfe die Milchproduktion nicht weiter steigen, wenn die Konsumentennachfrage diesem Trend nicht Rechnung trage.
Die beiden NÖM-Vorstände Josef Simon und Alfred Berger wiesen auf die besonderen Herausforderungen für das Unternehmen, das 2023 sein 125. Geburtstag feiert, durch die enormen inflationsbedingten Kostensteigerungen hin. Um diese zu meistern, brauche es Wertschöpfung, die nur durch Wertschätzung zu erreichen sei. Es sei daher notwendig, Konsumenten, die im Einkaufsverhalten immer sensibler werden, auch über neue Wege anzusprechen. Am Beispiel des Erfolges der NÖM am italienischen Markt zeigten Simon und Berger auf, dass nur durch starke Marken die Abhängigkeit vom Handel verringert werden könne.
Michael Krapfenbauer neuer Aufsichtsrat-Vorsitzender
Generaldirektor Michael Höllerer erklärte, dass „wirtschaften in der Krise auch Chancen birgt“, die zu nutzen gelte. „Hohe Energiepreise und steigende Zinsen werden die Wirtschaft ebenso noch länger begleiten, wie die Problematik fehlender Fachkräfte“, prognostizierte Höllerer. Am Beispiel der Raiffeisen-Holding zeigte er auf, dass das Vertrauen der Konsumenten in Banken in den vergangenen Jahren gesunken sei. Dem trete sein Unternehmen mit dem Ausbau von kundenorientierten Leistungen und Serviceangeboten entgegen.
Der Generaldirektor sprach sich klar für eine vertiefte Zusammenarbeit der NÖM AG mit der MGN aus. Er betonte, man werde die Molkerei gemeinsam „in einer Partnerschaft auf Augenhöhe“ positiv weiterentwickeln und Ertragsstärke sicherstellen. „Wir werden die Zukunft gemeinsam meistern“, so Höllerer.
Bei den turnusmäßig anstehenden Wahlen wurde Martin Steiner mit 162 von 163 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Zum Aufsichtsratsvorsitzende wurde Michael Krapfenbauer aus Grafenschlag gewählt. Er folgt damit Elisabeth Pfeiffer-Lintner nach, die das Amt nach acht erfolgreichen Jahren zurückgelegt hat. Für Pfeiffer-Lintner gab es ebenso wie für die ausscheidenden Funktionäre – Aufsichtsratsvorsitzende-Stellvertreter Franz Wagner, Rupert Jäger und Johannes Steiner (beide Vorstand) sowie Johannes Eder, Johann Kerschner und Erich Führer (Aufsichtsrat)– eine Ehrung des Raiffeisenverbandes sowie der Landwirtschaftskammer NÖ.
Die 15 besten Milchlieferanten durften aich auch heuer über eine Urkunde und einen Korb mit NÖM-Produkten freuen.