Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian institute of Technology
In der Vorwoche stellte die Europäische Umweltagentur einmal mehr fest, dass die Artenvielfalt in Europa bedroht ist – und dass die Landwirtschaft dabei das größte Problemfeld ist. Im Detail werden die Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Überweidung als stärkste Belastungsfaktoren angegeben.
Fast zeitgleich haben sich die EU-Agrarminister auf die Eckpunkte der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verständigt. 20 Prozent der Direktzahlungen sollen demnach in Zukunft an Umweltmaßnahmen („Öko-Regelungen“) gebunden werden (das EU-Parlament will 30 Prozent).
Umweltschützer hätten sich einen viel höheren Prozentsatz gewünscht, sie stehen deshalb nun auf den Barrikaden: Mit der ihrer Meinung nach zu schwachen Bindung der Agrarförderungen an Öko-Auflagen torpediere die Agrarpolitik alle Pläne für eine Ökologisierung Europas, kritisieren sie. Die EU-Kommission hatte zu Jahresbeginn eine neue Biodiversitätsstrategie und die „Farm-to-Fork“-Strategie („Vom Acker auf den Teller“) vorgeschlagen, die u. a. eine Halbierung des Pestizideinsatzes und eine Verdopplung der Brachflächen vorsehen. Von solchen Maßnahmen, die laut Umfragen der Mehrheitsmeinung der EU-Bevölkerung entsprechen, ist in der GAP-Reform nichts zu sehen.
Auch wenn die Agrarpolitik im nunmehrigen Beschluss einen Fortschritt sieht: Es ist Feuer am Dach. Die Landwirtschaft muss aufpassen, den Anschluss an die Gesellschaft und an die Erwartungen der Menschen nicht zu verlieren.