Niederösterreichische Almen – von der Natur- zur Kulturlandschaft

Im Ötschergebiet, direkt an der Grenze zur Steiermark, liegt die Feldwiesalm. Seit fast 140 Jahren im Besitz der Almgemeinschaft ist sie ein Beispiel, wie durch die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern eine Kulturlandschaft mit vielfältigen Fun

Strukturelle Veränderungen in der heimischen Landwirtschaft haben die Almwirtschaft und deren Bedeutung für die Gesellschaft verändert. Bis in die jüngste Vergangenheit stand vor allem ihre Produktionsfunktion im Vordergrund. Heute kommt den Almen aber auch beim Schutz vor Naturgefahren eine zentrale Bedeutung zu. Zudem sind sie mit Blumenwiesen und Landschaftselementen ökologisch von hohem Wert. ©BZ/Riegler
Strukturelle Veränderungen in der heimischen Landwirtschaft haben die Almwirtschaft und deren Bedeutung für die Gesellschaft verändert. Bis in die jüngste Vergangenheit stand vor allem ihre Produktionsfunktion im Vordergrund. Heute kommt den Almen aber auch beim Schutz vor Naturgefahren eine zentrale Bedeutung zu. Zudem sind sie mit Blumenwiesen und Landschaftselementen ökologisch von hohem Wert. ©BZ/Riegler
Auch wenn sie flächenmäßig nur geringen Anteil an den land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen in Niederösterreich haben, es gibt sie doch: die Almen und Gemeinschaftsweiden. Eine davon ist die Feldwiesalm in der südöstlichsten Ecke des Gemeindegebiets von Gaming (Bezirk Scheibbs) gelegen. Erreichbar ist sie über eine Forststraße von Taschelbach aus (nur für die Eigentümer geöffnet). Besucherinnen und Besucher müssen die Alm “erwandern”.

Agrargemeinschaft seit fast 140 Jahren

Die Almhütte wurde 1945 neu erbaut, nachdem sie einem Feuer zum Opfer gefallen war. Den Sommer über wird sie vom
Die Almhütte wurde 1945 neu erbaut, nachdem sie einem Feuer zum Opfer gefallen war. Den Sommer über wird sie vom “Halter” bewohnt, der auch den Almausschank betreibt. ©BZ/Riegler
Niederösterreich verfügt – laut Statistik Austria – über 1.619.117 Hektar land- und forstwirtschaftlich genutzte Fläche. Nur etwas mehr als ein halbes Prozent (8382 Hektar) davon werden als Almen und Gemeinschaftsweiden ausgewiesen. Für die Bäuerinnen und Bauern, die ihre Tiere über die Sommermonate auf die Almen bringen, bedeuten sie dennoch eine wertvolle Ergänzung zu den hofeigenen Futterflächen – so auch für die 18 Mitglieder der Agrargemeinschaft Feldwiesalm.
“Die meisten umliegenden Almen gehören zu Großbetrieben, wie beispielsweise den Bundes-forsten. Die Bauern haben Servitutsrechte zur Nutzung der Weideflächen”, erklärt Obmann und Almmeister Karl Halbertschlager und fügt hinzu: “Die Besonderheit der Feldwiesalm ist daher, dass Grund und Boden seit 1878 im Besitz der Bauern ist.” Damals haben die Vorfahren der heutigen Almbauern das Gebiet gekauft. Je nachdem, wie viel ein Betrieb eingebracht hat, wurden die “Anteile” vergeben. Dieser Verteilungsschlüssel gilt bis heute und berechtigt zum Auftrieb einer bestimmten Tieranzahl, verpflichtet aber gleichzeitig zur Arbeitsleistung, wie beispielsweise das “Hagern” (Errichten der Zäune), “Schwenden” (Säubern der Almflächen) oder Erhaltungsarbeiten an der Almhütte.

Extensive Bewirtschaftung kann die Vielfalt erhalten

An einer versteckten Stelle - die nur Eingeweihte wissen ? blüht das Edelweiß. ©BZ/Riegler
An einer versteckten Stelle – die nur Eingeweihte wissen ? blüht das Edelweiß. ©BZ/Riegler
Aufgrund der Höhenlage – das Almgebiet liegt auf einer Seehöhe von 1300 bis 1500 Metern – beginnt die Weidesaison Ende Mai bis Anfang Juni. Zuvor müssen noch die Zäune – die Weidefläche ist in vier Koppeln geteilt – erneuert werden. Die Alm ist auf Forststraßen erreichbar und daher kann das Weidevieh mit dem LKW gebracht werden. Den Sommer über wird die Almhütte vom “Halter” (Viehhirte) bewohnt. Täglich muss er kontrollieren, ob das Weidevieh vollzählig und gesund ist sowie die Zäune und Wasserstellen intakt sind. Daneben betreibt er auch den Almausschank. Müde Wanderer können auch am Matratzenlager übernachten, bevor sie ihren Weg fortsetzen.
Auch wenn Gästen das Leben auf der Alm ruhig und idyllisch erscheint, es steckt viel Arbeit dahinter. Im Almgebiet gibt es nur zwei Quellen, die ständig frisches Wasser liefern. Es ist daher notwendig, in den “Wasserlöchern” das Regen- und Schneewasser der Wintermonate zu sammeln, damit den Sommer über ausreichend Wasser für das Weidevieh zur Verfügung steht. Nach der großen Trockenheit im Jahr 2003, wurden diese mit Teichfolie ausgekleidet, um das Versickern des kostbaren Nasses zu verhindern. Eine Maßnahme, die sich bewährt hat, wie der Almmeister betont.
Regelmäßig muss auch das “Schwenden” durchgeführt werden. Stauden, Sträucher und Jungbäume, die keinen weidewirtschaftlichen Wert besitzen, werden dabei entfernt. Bei zu starker Vermehrung stehen sie in starker Konkurrenz zu den wertvollen Futterpflanzen. Die Maßnahme ist daher notwendig, um ein Zuwachsen der Alm- und Weideflächen zu verhindern.
Die Feldwiesalm ist ein Beispiel, dass die Almregionen in ihrem heutigen Erscheinungsbild keine Naturlandschaften sind, sondern über Jahrtausende durch landwirtschaftliche Nutzung geprägte Kulturlandschaften mit vielfältigen Funktionen – die durch die Arbeit der Almbäuerinnen und -bauern erhalten bleiben.

Feldwiesalm: Zahlen & Fakten

Die weniger schönen Seiten des Almlebens: Bei Nebel sind die Rinder kaum zu finden. ©BZ/Riegler
Die weniger schönen Seiten des Almlebens: Bei Nebel sind die Rinder kaum zu finden. ©BZ/Riegler
Eigentümer: Agrargemeinschaft Feldwiesalm mit 18 Mitgliedern
Obmann: Karl Halbertschlager
Gesamtfläche: 330 Hektar
Weidefläche: 271 Hektar + 50 Hektar Pachtweide
Tierbesatz: circa 235 Stück Jungrinder und Mutter­kühe mit Kälbern
Weidezeit: Ende Mai bis Ende September (je nach Witterung)
Seehöhe: 1300 bis 1500 Meter

Eva Riegler

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